Ordensbruder in Altötting - 21. April
Johannes Evangelist Birndorfer, so der bürgerliche Name des Heiligen, wurde am 22. Dezember 1818 als elftes von zwölf Kindern auf dem Venushof in Parzham bei Weng im Rottal (Diözese Passau) geboren. Die 31 Jahre bis zu seinem Eintritt ins Kloster lebte der Birndorfer Hans auf dem großen elterlichen Hof, den er einmal übernehmen sollte und arbeitete in der Landwirtschaft. Aus dieser Zeit ist nicht viel über ihn bekannt. Die Mutter starb, als er 14 Jahre alt war, der Vater zwei Jahre später. Hans zeigte bereits als Kind eine ausgesprochene Frömmigkeit. Zu Hause hatte er einen Hausaltar errichtet, er schien ständig zu beten - es hieß, dass er deshalb niemals einen Hut trage -, er führte immer einen Rosenkranz mit sich und besuchte häufig die Messe, oft mehrmals an Sonn- und Feiertagen.
Dieses außergewöhnliche Verhalten des jungen Mannes erregte damals schon die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner. Ansonsten lebte Hans sehr zurückgezogen und suchte die Gemeinschaft mit anderen nur bei Wallfahrten. Außerdem ließ er sich in eine Reihe von Bruderschaften aufnehmen. Etwa seit seinem 22. Lebensjahr begleitete ihn der Beichtvater Benefiziat Franz Xaver Dullinger aus Aigen am Inn, der ihm die Aufnahme in den Kapuzinerorden vermittelte.
1849 schließlich trat der große Marienverehrer Johannes Birndorfer als Kandidat in den Kapuzinerorden in Altötting ein. Bei seiner Einkleidung als Terziar erhielt er den Ordensnamen Konrad. Seine Profess als Laienbruder legte er am 4. Oktober 1852 ab und wurde schließlich Pförtner im Kloster St. Anna in Altötting. Diesen Dienst sollte er nun 41 Jahre verrichten, wobei seine Aufgaben in all den Jahren im Wesentlichen gleich blieben. In den bekannten Marien-Wallfahrtsort Altötting kamen Jahr für Jahr unzählige Pilger mit den verschiedensten Anliegen, vielmals war Bruder Konrad der erste Ansprechpartner an der Klosterpforte. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Patres zu verständigen, wenn Menschen deren Dienst benötigten, die Bücher über Messintentionen und Spenden zu führen sowie Gelder zu verwalten. Zudem kamen viele Handwerksburschen, Bettler und Kinder, die sich Essen oder Geld erbaten. Stets war er in aufopfernder Liebe für die Armen da. Bruder Konrad übernahm auch Mesnerdienste. Ihm wird trotz seiner starken Beanspruchung Geduld und Freundlichkeit im Umgang mit den verschiedensten Menschen nachgesagt. Seine Auskünfte waren nicht länger als nötig, er galt als ruhiger Mitbruder. Besonders Frauen gegenüber gab Bruder Konrad sich wortkarg, er wollte Distanz wahren. Ruhe fand er in seiner tiefen Frömmigkeit, seinem Gebets- und Bußeifer und seinem asketischen Leben, das Demut und Pflichtbewusstsein prägten. Zudem hatte er das Privileg bekommen, täglich die Kommunion zu empfangen. Nachgesagt wird ihm die Herzenskunde, nach der er viele charakterliche Entwicklungen seiner Mitmenschen erkannte.
Im Volk sprach es sich bald herum, dass der Pförtner des Klosters ein heiligmäßiger Mann sei, so dass immer mehr ratsuchende Menschen zu ihm kamen. Er selbst ruhte ganz in dem Bewusstsein der Gegenwart Gottes, war ihm in allen Tätigkeiten verbunden und schien die schon zu seinen Lebzeiten einsetzende Verehrung nicht zu bemerken. Seinen Dienst übte er bis drei Tage vor seinem Tod aus. Am 21. April 1894 verstarb er im Kreis seiner Mitbrüder im Alter von 76 Jahren. Unzählige Menschen pflegten das Gedächtnis an ihn. Im Jahr 1912 wurden die Gebeine von Bruder Konrad in eine Gruft vor dem Presbyterium in der alten St. Anna-Kirche überführt, die seit 1953 Bruder Konrad-Kirche heißt.
1914 begann der Seligsprechungsprozess. In den nächsten Jahren wurden mehrere Wunder (Heilungen) anerkannt. Papst Pius XI sprach Bruder Konrad am 15. Juni 1930 selig und am 20. Mai 1934 heilig, woran die bayerische Bevölkerung, die in Pilgerzügen angereist war, regen Anteil nahm. In Altötting beging man eine festliche Nachfeier im Sommer 1934. Der Münchener Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber nahm an allen Feierlichkeiten teil. In seiner Autobiographie bezeichnete Faulhaber die Heiligsprechung gerade 1934 als »ein Stück Ehrenrettung des deutschen Namens, jedenfalls eine Ehrenrettung des Heroismus der kleinen alltäglichen Berufsarbeit«. Auch im Erzbistum München und Freising, in dem sich zudem die beiden ersten Wunder ereignet hatten, wurde Bruder Konrad schon früh verehrt. Die Predigt, die der ehemalige Apostolische Nuntius in Bayern, Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., in Rom über Bruder Konrad gehalten hatte, erschien 1937 in Deutschland.
Brauchtum und Verehrung
In der Bruder Konrad-Kirche in Altötting - dem durch seine Gnadenkapelle bedeutenden Marienwallfahrtsort - finden sich stets unzählige Wallfahrer am Reliquienschrein Bruder Konrads ein. Besonders wird der Heilige in den Diözesen Passau und Regensburg verehrt.
Darstellung, Attribute, Patronate
Bruder Konrad wird oft an der Pforte dargestellt, dabei an Kinder Brot austeilend, sonst hält er ein Kreuz in Händen. Er ist einer der Patrone der bayerischen und ungarischen Ordensprovinz der Kapuziner, Patron der katholischen Burschenvereine, des Seraphischen Liebeswerkes und der katholischen Landjugend in der Diözese Würzburg. Zudem wird er in allen Nöten angerufen.
Susanne Kornacker
Literatur
Bavaria Sancta II 359-393 (Alois Winklhofer)
Herbert W. Wurster (Hg.), In Gott verwurzelt, den Menschen verpflichtet: Hl. Bruder Konrad von Parzham, Passau 1994
Tagesgebet am Fest des hl. Konrad von Parzham
Gott,
du hast den heiligen
Bruder Konrad von Parzham
zum Dienst an den Wallfahrern
und Notleidenden berufen.
Mache auch uns bereit,
in Geduld und Güte denen zu begegnen,
die auf unsere Hilfe warten.
Darum bitten wir durch unseren Herrn Jesus Christus.