Die Apostelfürsten Petrus und Paulus werden in der Kirche immer in einem Atemzug genannt. Beide haben ihr Grab im heutigen Rom, ihr Fest ist an demselben Tag, und sie stehen beide für die Aufnahme von Heiden in die Kirche ein. Aufgrund einer Vision, von der die Apostelgeschichte (Apg 10,1-11,18; 15,7) berichtet, hat der hl. Petrus "rechtlich" den Weg dazu geebnet, während sich der hl. Paulus zu den Heiden gesandt wusste, um ihnen das Evangelium zu verkünden (Apg 22,21; 26,17). So haben sie letztlich auch den Weg für die Christianisierung Bayerns freigemacht, und werden bei uns hoch verehrt. Klöster wie Altenhohenau, Berchtesgaden, Beuerberg, Höglwörth, Neustift und Weyarn bezeugen das sogar durch ihr Wappen. Nach der Muttergottes ist der hl. Petrus die am häufigsten dargestellte Person aus dem Umkreis Jesu Christi, unseres Herrn, und viele Kirchen tragen seinen Namen.
Die Petrusverehrung kam über die Römer und die fränkischen Missionare zu uns. In der Erzdiözese München und Freising gibt es fast 120 Kirchen, die dem hl. Petrus bzw. den beiden Apostelfürsten geweiht sind. Davon sind ein gutes Drittel Pfarr- und ein weiteres gutes Drittel Filialkirchen mit einer gewissen Eigenständigkeit. Dazu kommen 19 Nebenkirchen und 5 Kapellen.
Die älteste beurkundete Peterskirche in unserer Erzdiözese ist in Aschheim. Dort wurde im Jahr 652 der Leichnam des Hl. Emmeram beigesetzt. Vielleicht sind in dieser Zeit auch die Peterskirchen in Grünwald, Baierbrunn, Westerndorf, Erlstätt, Lindach und Mittenwald entstanden. Auch andere Orte mit Peterskirchen liegen an Römerstraßen, wie Feldmoching, Trudering, Holzkirchen, Westerbuchberg und Straßlach. Hinter den alten Patrozinien steht oft die Macht der Tradition, aus der gerade das Kultische lebt.
Als zweite Tendenz tritt daneben der Symbolismus, bei dem die Auswahl des Patronates unter starken germanischen Einflüssen stand. Die fränkischen Missionare versuchten, die Heiligtümer des heidnischen Gottes Donar in Wäldern, auf Bergen und an Quellen zu verdrängen. Das Peterspatrozinium stellt symbolisch die Verbindung zur römischen Kirche, zum Papst her. Der Heilige selbst wird als Apostelfürst gesehen, der stark genug ist, den germanischen Gott Donar zu verdrängen.
So fällte der hl. Bonifatius 730 die Donareiche bei Geismar und errichtete an deren Stelle ein Petruskirchlein. Eine Reihe von Orten wurde mit dem Namen Petrus in Verbindung gebracht wie Petershausen, Patersdorf oder Peterskirchen, um sie der besonderen Fürbitte des Heiligen zu empfehlen. "Petrusorte", deren Namen eine Baumbezeichnung enthalten, sind Aschheim, Eschenau und Eschenbach. Zu Petersbergen (vorher Donarberge) wurden die Petersberge bei Dachau und Flintsbach, die Kirchberge bei Baumburg und Steinkirchen, und der Dobelberg bei Emmering.
Bischof Otto von Freising sieht im Wirken Christi den Einschnitt in der Geschichte des Reiches Gottes, das nun aufzublühen beginnt. Die Apostel sind Fürsten dieses Reiches, und unter ihnen tritt Petrus, der erste Gefolgsmann Christi, als Oberhaupt zur Sicherung der Einheit hervor. Die Übertragung der Binde- und Lösegewalt an ihn machte Petrus in der Frömmigkeitsgeschichte zum Himmelspförtner, der die Germanen tief beeindruckte (Mt 16,19).
Nach dem Güterbuch von St. Peter in Salzburg haben die Orte Höhenmoos, Erlstätt, Erharting und Weidenbach Peterskirchen. Damit verbindet sich die Vorstellung, dass der hl. Petrus als Bistumspatron seinen Namen all überall zu Ehren bringen und Salzburger Kirchengut beschirmen wollte. Alte Petruskirchen sind auch die Kirchen zu Steinkirchen, Schwabering, Rettenbach und Thanning. Wie weit sich die auf Salzburger Grund und Boden erbauten Peterskirchen ihrer Mutterkirche an Alter nähern, lässt sich im Einzelnen nicht eruieren. Die bedeutendsten davon haben jedenfalls das Anrecht auf eine höhere Altersbestimmung als man ihnen das oft zugesteht.
Der Freisinger Bischof Atto (784-810) hat die Erbauung von Peterskirchen in Altbayern begünstigt. Er stammte aus dem Geschlecht der Kienberger, deren Burg bei Kranzberg unter dem Schutz des Heiligen Petrus gestanden hatte. Bevor er den bischöflichen Stuhl von Freising bestieg, war er Abt des Klosters Scharnitz, das dem hl. Petrus geweiht war. Unter Attos Regierung scheinen in den Urkunden die Peterskirchen von Allach (795), Amper- und Feldmoching und zu Rettenbach (791) auf.
Dr. Peter Pfister
Pfarrkirche St. Peter und Paul
in Aschheim
Wappen des Kloster Weyarn