„Manchmal hilft nur das Gebet“ Neuer griechisch-katholischer Seelsorger für geflüchtete Ukrainer in München

Seit fünf Monaten arbeitet Zorian Bereza als Seelsorger für Geflüchtete aus der Ukraine. Der Priester bietet den Betroffenen vor allem ein offenes Ohr und geistliche Begleitung an. Traumatisierten Menschen wieder Hoffnung geben, das ist die Herausforderung, vor der Zorian Bereza jeden Tag aufs Neue steht.
 
Der ukrainische Seelsorger Zorian Bereza (l.) und Pfarrer Wolodymyr Viitovich
Der ukrainische Seelsorger Zorian Bereza (l.) und Pfarrer Wolodymyr Viitovich
Wolodymyr Viitovich kann endlich wieder durchatmen. Der Ukraine-Krieg hat das Leben des Pfarrers der ukrainischen griechisch-katholischen Pfarrei Maria Schutz und Hl. Apostel Andreas in München monatelang auf den Kopf gestellt. Seit Ausbruch des Krieges Ende Februar kommen unablässig Menschen aus der Ukraine nach München, welche die Pfarrei als Anlaufstelle in ihren Sorgen und Nöten nutzen. Pfarrer Viitovich und sein Seelsorge-Team helfen, wo sie können. Von der Registrierung bei den Behörden über die Beschaffung von Kita-Plätzen bis zur Vermittlung von Arbeit und Wohnungen. Unter Viitovichs Führung wird zudem der Verein „München hilft Ukraine“ gegründet, dessen Vorsitzender der Pfarrer bis heute ist.

Im Frühsommer wird dann klar, dass der ukrainischen Pfarrei die Seelsorge für die Geflüchteten über den Kopf wächst. Innerhalb kürzester Zeit sei die Gemeinde auf das Vierfache angewachsen, erklärt der Priester. Allen sei bewusst gewesen, dass man ohne personelle Verstärkung die bisherige Betreuung der Neuankömmlinge aus der Ukraine nicht weiter aufrecht erhalten könne.

Erzbistum reagiert auf Unterstützungs-Anfrage schnell und unbürokratisch


In seiner Not klopft Viitovich über seinen Bischof im Ordinariat des Erzbistums München und Freising an mit der Bitte zu prüfen, ob das Erzbistum vielleicht bereit sei, finanzielle Unterstützung für einen weiteren Priester in der griechisch-katholischen Pfarrei zu leisten. Dann sei alles schnell und unkompliziert gegangen, erzählt Viitovich. Das Erzbistum habe unbürokratisch zugesagt, die Kosten für die neue Stelle, die zunächst auf zwei Jahre angelegt ist, zu übernehmen. Außerdem habe die römisch-katholische Kirche für den neuen Priester eine Dienstwohnung in Aussicht gestellt.

Auf der Grundlage dieser Zusagen kann die Pfarrei nun einen zusätzlichen Priester aus der Ukraine anfordern. Im Juli dieses Jahres ist es dann soweit. Der Priester, der sich zukünftig verstärkt um die Geflüchteten kümmern soll, ist gefunden. Er heißt Zorian Bereza, kommt aus der Westukraine und siedelt mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach München über. Auch wenn Bereza kein Deutsch spricht und die Eigenheiten der deutschen Kultur nicht kennt - in der Seelsorge für Flüchtlinge hat der Priester bereits in der Ukraine Erfahrungen sammeln können mit Menschen, die aus den umkämpften Gebieten im Osten in den Westen des Landes gekommen sind.
Der ukrainische Seelsorger Zorian Bereza
Zorian Bereza: "Die Menschen sollen das Gefühl haben, dass sie nicht alleine sind"
Zeit zum Eingewöhnen sei wenig geblieben, er habe sofort mit anpacken müssen, erinnert sich Bereza an seine Anfangszeit in der Münchner Pfarrei. Der Schwerpunkt seiner Seelsorgsarbeit liege bei Frauen, Kindern und Jugendlichen, diese bildeten die größte Gruppe unter den Geflüchteten und litten oft darunter, dass sie ihre Ehemänner beziehungsweise Väter in der Ukraine zurücklassen mussten, schlimmstenfalls als Soldaten an der Front.

Suche nach Lösungen durch Gespräch

Neben praktischer Hilfe habe er bei den Geflüchteten vor allem einen großen Gesprächsbedarf erkannt. „Manche Kinder sind bis heute noch traumatisiert, sie brauchen einfach jemand, der ihnen zuhört“, erklärt Bereza. Dabei stoße er aber auch an seine Grenzen als Seelsorger. Wenn er das Gefühl habe, dass es im Gespräch keine Lösungen gibt, ermutige er die Betroffenen, eine von der Pfarrei vermittelte psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um vielleicht auf diese Weise einen Ausweg aus der persönlichen Krise zu finden.

Ebenfalls ein wichtiges Instrument in der Seelsorgsarbeit mit den Geflüchteten ist für Bereza das Gebet. Familien suchten Trost im Beten, gerade wenn die Väter im Krieg ums Leben gekommen sind. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, ihnen dafür einen Ort zu geben“, so Bereza. Vielen Menschen hätten durch den Krieg ihre gesamte Existenz verloren, die Häuser seien zerstört, und vieles, wofür sie gelebt haben, sei einfach kaputt. „Da hilft dann manchmal nur noch das gemeinsame Gebet“.
Egal ob es sich um materielle oder immaterielle Hilfe handelt, das Ziel bleibt für Bereza immer das gleiche: „Die Menschen sollen das Gefühl haben, dass sie nicht alleine sind." Und das gilt nicht nur für die griechisch-katholischen Ukrainer. Im Unterschied zu seiner früheren Tätigkeit in der Ukraine kümmert sich Bereza in München auch um orthodoxe Christen oder Menschen ohne Konfession, die ebenfalls in die Pfarrei kommen. Für alle da zu sein sei für ihn rückblickend die größte Herausforderung gewesen, die er mittlerweile aber für sich selbst als großen Gewinn sieht: „Das Schöne an meiner Arbeit ist, wenn ich sehe, dass die Menschen wieder Hoffnung haben, dass sie ihr Leben bewältigen können, indem sie mit meiner Hilfe das bekommen, was sie gerade brauchen."

Text: Paul Hasel, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, Dezember 2022
 
Die Ukrainische Griechisch-Katholische Gemeinde befindet sich im Münchner Stadtteil Untergiesing in der Schönstraße 55. Im Internetauftritt der Pfarrei www.ukr-kirche.de finden sich alle wichtigen Informationen zur Flüchtlingsarbeit. Priester Zorian Bereza kann im Bedarfsfall über Pfarrer Wolodymyr Viitovich angefragt werden (o.wolodymyr@ukr-kirche.de). Seine Stelle ist bis Sommer 2024 bewilligt, wird aber voraussichtlich darüber hinaus verlängert werden. Insgesamt verfügt die Pfarrei über vier Geistliche, die sich als Seelsorger um Geflüchtete kümmern.
 
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