Gebärdensprachdolmetscher per Handy-Video So kommen Geflüchtete mit Behinderung im Erzbistum unter

 
Auch aus der Ukraine geflohene Menschen mit Behinderungen werden im Erzbistum nicht allein gelassen. Viele Helferinnen und Helfer wie Seelsorgerin und Gemeindereferentin Angelika Sterr bemühen sich um eine passgenaue Unterstützung für zum Beispiel hör- oder sehbehinderte Geflohene.
 
Aus der Ukraine geflohene Menschen mit Behinderung im Pfarrhaus von Esting
Aus der Ukraine geflohene Menschen im Pfarrhaus von Esting
 
Ende Februar fährt Angelika Sterr nach Maisach. Zwölf Geflüchtete aus der Ukraine warten dort an der Erstaufnahmeeinrichtung auf sie. Die Seelsorgerin soll sie abholen und übersetzen – von ukrainischer Gebärdensprache in die deutsche. Eine Herausforderung, denn bis auf einzelne Worte unterscheiden sich die Gebärden der beiden Sprachen stark.

Geholfen hat Angelika Sterr, über Video zu telefonieren: „Ich konnte einem Ukrainer, der in Berlin sitzt, mit dem Handy dazuschalten“, erzählt die Seelsorgerin, die im Erzbistum für Gehörlose, gehörlose, schwerhörige und taubblinde Menschen zuständig ist. „Mit ihm habe ich in deutscher Gebärdensprache gesprochen, und er hat es der Gruppe in Ukrainisch zurückgebärdet.“

Einzelne Gruppen von Geflüchteten mit Behinderung schon untergebracht

Die zwölf Ukrainerinnen und Ukrainer wohnen mittlerweile im Pfarrhaus von Esting, sie sind dort gut untergebracht. Eine weitere Gruppe Gehörloser hat in der Kommunität des Jesuiten-Ordens in München Zuflucht gefunden. Mehrere geflüchtete Menschen mit Behinderung hat beispielsweise auch das Franziskuswerk Schönbrunn bei sich aufnehmen können. Koordiniert wird das hauptsächlich von der Caritas, die unter anderem auch mit dem ukrainischen Blindenwerk in Verbindung steht. Oft wird der Wohlfahrtsverband auch angefragt, wenn Geflüchtete mit Behinderung an den Erstaufnahmeeinrichtungen ankommen, um dann beispielsweise das Gehörlosenzentrum in München oder Hauptamtliche wie Angelika Sterr zu informieren.

Viele Anfragen von geflüchteten Ukrainern mit Behinderung erreichen die Caritas und das Erzbistum nicht. „Die meisten kommen ja nicht alleine, sondern sind mit Freunden und Familie unterwegs, die wiederum die Bedarfe der Personen kennen“, erklärt Sterr. Alle, die sich melden, müssten aber erst einmal so unterstützt werden, dass sie ihren Alltag bewältigen könnten. Und „eines gilt für alle Menschen mit Behinderung“, sagt Sterr. „Erst einmal brauchen sie ein Dach über dem Kopf.“ Wenn eine Unterkunft gefunden sei, könne man weiterschauen, was für besondere Bedarfe es gibt.

Wohnung, WLan, Dach, Dolmetscher

Für gehörlose Menschen etwa ist wichtig, in Gebärdensprache kommunizieren zu können. „Da schauen wir, dass muttersprachliche Dolmetscher kommen, weil die sich mit der ukrainischen Gebärdensprache leichter tun“, erklärt Sterr. Damit diese finanziert werden können, brauche es eine Registrierung beim Arbeitsamt. Ansonsten sei eine gute Internetverbindung essentiell, da viel über Bildtelefonie kommuniziert wird.

In solchen Situationen zu vermitteln – darin sieht Sterr aktuell die Aufgabe der Behindertenseelsorge. „Das Know-How zu liefern: Wo gibt’s Beratungsstellen und besondere Angebote? Was brauchen die Menschen speziell?“ Dazu gehört zum Beispiel auch, dass das Estinger Pfarrhaus mit einer Lichtsignalklingel ausgestattet wird, zusätzlich zur üblichen Glocke.
Angelika Sterr
Angelika Sterr
Sterr ist es außerdem ein Anliegen, den Geflüchteten Kontakt zu anderen Gehörlosen im Erzbistum zu ermöglichen. So will sie sie beispielsweise zum Ostergottesdienst der Gehörlosenseelsorge einladen. Überlegt wird auch, bereits bestehende Angebote der Behindertenseelsorge zu erweitern. Spirituelle Angebote etwa, Unterstützung im Alltag oder den Besuchsdienst. Langfristig sei natürlich auch zu klären, inwiefern die Geflüchteten arbeiten oder in die Schule gehen können.

Ansprechpartnerin für Helfer

Neben der Unterstützung für Geflüchtete mit Behinderung steht Sterr auch den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in Esting zur Seite: auch hier vermittelt sie Ansprechpartner und gibt vor allem Tipps für den Umgang mit gehörlosen Menschen. Etwa, wie man sich bei einer gehörlosen Person bemerkbar machen kann: „Wenn man in den Raum hineingeht, kann man zum Beispiel das Licht ein- und ausschalten. Wichtig ist, nie von hinten her zu kommen, sondern immer zu schauen, dass man in das Blickfeld der Person kommt.“

Sterr findet schade, „dass viele Menschen unsicher sind mit Behinderten umzugehen. Dass sie nicht wissen, wie man sich mit jemandem, der blind oder gehörlos ist, verhält“. Dennoch sei es wichtig, auch behinderten Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und beispielsweise nicht über sie, sondern mit ihnen zu sprechen. So hat sie als Seelsorgerin sich auch zur Aufgabe gemacht, den Menschen die Angst und Scheu zu nehmen. „Wir in der Behindertenseelsorge wollen vermitteln: „Es ist ganz normal, so zu sein, und man kann ganz normal miteinander umgehen.“
Text: Hannah Wastlhuber, Volontärin beim Sankt Michaelsbund
 
Seelsorge für Hörbehinderte und Taubblinde
der Erzdiözese München und Freising
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