An weiteren Schulen des Erzbistums ist dies nicht geplant? Ralf Grillmayer: Nein, momentan noch nicht.
In der Ukraine läuft der Unterricht mitunter anders als in Deutschland. Wie wird dies berücksichtigt?Ralf Grillmayer: Das Ministerium hat dazu ein mittlerweile auch schon überarbeitetes Rahmenkonzept allen Schulen in Bayern zur Verfügung gestellt, das natürlich auch bei uns Beachtung findet. Momentan sind die Dinge alle sehr stark in Bewegung. So gibt es zum Beispiel ältere Schülerinnen und Schüler im Alter von 16, 17 Jahren, die angehalten worden sind, nicht an eine deutsche Schule zu gehen, sondern stattdessen am Distanzunterricht aus der Ukraine teilzunehmen, der auch von der Ukraine aus gesteuert wird, um so einen ukrainischen Abschluss zu bekommen.
Eine unserer Schulen hat angeboten, derartigen Fernunterricht in ihren Räumen mit zu organisieren und zu begleiten. Auf diese Weise könnten die ukrainischen Schülerinnen aus ihrer Unterkunft herauskommen und Kontakte mit den einheimischen Schülerinnen in einer schulischen Umgebung knüpfen.
"Besonders für die vielen Kinder darf die Turnhalle nur eine kurze Notlösung sein“, sagte kürzlich Margit Berndl, Vorständin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Bayern. Können Sie von schulischer Seite her Einfluss nehmen auf eine tatsächlich kindgemäße langfristige Unterbringung? Ralf Grillmayer: Einfluss direkt darauf nehmen, wo Eltern mit ihren Kindern untergebracht werden, können wir als Schulabteilung nicht. Natürlich können wir Anfragen in Einzelfällen weitervermitteln, weil es bei uns im Ordinariat ja auch eine zentrale Anlaufstelle gibt. Wir haben, wie gesagt, viele Fälle von Geflohenen, die privat untergekommen sind. Von wie langer Dauer diese Art der Unterbringung im Einzelfall sein wird, muss man natürlich abwarten.
Viele Schulen helfen mit Aktionen den Menschen vor Ort in der Ukraine. Natürlich auch Schulen des Erzbistums, oder? Ralf Grillmayer: Ja, eine Aktion, die für andere mitstehen mag, ist zum Beispiel ein großer Spendenlauf, an der sich zusammen mit anderen Schulen aus der Region unsere Realschule St. Zeno in Bad Reichenhall mitbeteiligt hat. Firmen, Geschäftsinhaber und Privatleute waren aufgefordert, pro gelaufener Sportplatzrunde ein paar Euro zu spenden. Das Ergebnis war ganz erstaunlich: „9.758 Runden für die Ukraine. Maria-Ward-Realschule St. Zeno sammelt beim Spendenlauf mehr als 40.000 Euro“ lautete eine große Überschrift in der Lokalpresse.
Dort gibt es 600 Schülerinnen und Schüler, und die hatten nur einen halben Vormittag dafür Zeit. Wenn ich dies umrechne, dann kommt man im Schnitt auf über 15 Runden pro Kopf. Das ist gewaltig und zeigt, mit welch großem Engagement man hier dabei war. Der Erlös dieser Aktion kam unter anderem UNICEF zu Gute, um unmittelbar in der Ukraine Hilfsmaßnahmen finanzieren zu können.
Was glauben Sie: Werden wir auf Jahre eigene ukrainische Klassen an unseren Schulen haben?
Ralf Grillmayer: Prognosen zu stellen ist derzeit kaum möglich. Es gibt ja auch kritische Stimmen, ukrainische Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen aufzunehmen, mit der Begründung, dass sie nur kurz hier seien und möglichst bald wieder in ihre Heimat zurückkehren. Niemand aber kann sagen, ob es tatsächlich nur, wie erhofft, kurze Aufenthalte bei uns sein werden. Das wird auch von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Derzeit kommen bei uns immer mehr Menschen aus den völlig zerstörten Städten der Ostukraine zu uns, für die wird eine Rückkehr wesentlich schwieriger sein als für andere.
Die Frage, ob wir in Jahren noch ukrainische Klassen haben werden, würde ich allerdings eher mit Nein beantworten. Denn das Ziel bei einem längeren Verbleib in Deutschland oder einem gar auf Dauer muss ja der möglichst schnelle Erwerb der deutschen Sprache sein, um dann in einen normalen Schulbetrieb des bayerischen Schulsystems eingegliedert werden zu können.
Wohin können sich ukrainische Familien wenden, die eine kirchliche Schule für ihre Kinder suchen?Ralf Grillmayer: Direkt an jede kirchlichen Schule. Die Adressen findet man auf der
Homepage der Erzdiözese.