Eine Ausbildung als großes Geschenk Caritas bietet mit neuem Konzept ukrainischen Geflüchteten eine berufliche Perspektive

Der Fachkräftemangel ist auch in Kindertagesstätten ein immer größeres werdendes Problem. In vielen Kitas kann der Betrieb nicht aufrecht erhalten werden und es fehlt an geeignetem Personal. Das Institut für Bildung und Entwicklung der Caritas bietet nun eine gezielte Weiterqualifizierung für eine berufliche Perspektive in Festanstellung für ukrainische Geflüchtete an. 
 
Gruppenbild der von der Caritas zu Kita-Assistenzkräften ausgebildeten Ukrainerinnen
Die Gruppe der zu Kita-Assistenzkräften ausgebildeten Ukrainerinnen
Die Idee zu dem Projekt entstand im Juli 2022. Damals wollte man etwas anbieten, damit Ukrainerinnen sich in Deutschland schnell integrieren und dazugehörig fühlten. „Es war eine Herzensangelegenheit und der Gedanke: Wir tun jetzt einfach was,“ erzählt Constance Hebertinger vom Institut für Bildung und Entwicklung der Caritas. Nachdem sie ein Konzept entwickelt und Partner gefunden hatten, fand am 20. September 2022 die erste Infoveranstaltung statt. „Das Interesse war riesig, über 50 ukrainische Damen waren dabei,“ berichtet Hebertinger. Da es mehr Interessierte als zu vergebene Plätze gab, kam es zu einem Auswahlverfahren. Die Bewerberinnen mussten ein Motivationsschreiben verfassen, und es wurde darauf geschaut, ob pädagogische Vorkenntnisse vorlagen.

Hebertinger sagt rückblickend: „Es war sehr schön zu sehen, wie das Projekt ins Rollen kam.“ Berührt hat sie vor allem, dass auch von Seiten der Kitas eine große Nachfrage vorhanden ist, obwohl die Organisation und die Betreuung der Auszubildenen mit viel Aufwand verbunden ist. Im Hinblick auf das anstehende Praktikum erzählt Hebertinger: „Wir hatten mehr Plätze für ein Praktikum zu vergeben, als Assistenzkräfte vorhanden waren.“ Sie hat vor allem großen Respekt vor den Teilnehmerinnen und deren Mut.
 
Kleine Gruppe der zu Kita-Assistenzkräften ausgebildeten Ukrainerinnen
Mit Spaß und Herzblut bei der Sache
Die Ausbildung orientiert sich an den Richtlinien des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales sowie dem Institut für Frühpädagogik in München. Ausgelegt ist die Ausbildung für eineinhalb Jahre. In verschiedenen Seminarbausteinen lernen die Auszubildenden die Interaktion und Beziehungsgestaltung mit Kindern, rechtliche Grundlagen, das Wahrnehmen und Beobachten von Bildungsprozessen und die Erziehungspartnerschaft mit Eltern. Neben dem Orientierungspraktikum steht am Ende eine Abschlussprüfung an. Bei bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmerinnen ein Zertifikat, mit dem sie in bayerischen Kitas als Assistenzkraft arbeiten dürfen. Dankbar ist Hebertinger vor allem für die finanziellen Unterstützer der St. Antonius Stiftung und der Caritas. Dadurch fallen den Teilnehmerinnen für die Ausbildung keine Kosten an. Im Anschluss an die Qualifizierung besteht zudem die Möglichkeit, sich zur Ergänzungskraft oder spätere Fachkraft weiterbilden zu lassen.

Organisiert und durchgeführt werden die Module von den Referentinnen Marinna Schepetow-Landau und Katrin Frindert. „Als die Idee zu dem Projekt entstand, ist bei mir der Funke übergesprungen,“ erzählt Schepetow-Landau. Sie war von Beginn an dabei und warb für Teilnehmerinnen. Am Anfang wurden die Seminareinheiten alle noch gedolmetscht, inzwischen können sie fast ausschließlich auf Deutsch gehalten werden. „Es ist Wahnsinn, wie schnell die Teilnehmerinnen Fortschritte machen,“ erzählt Frindert. Seit Beginn habe sie die Damen sehr selbstbewusst, motiviert und engagiert erlebt. „Wenn ich hierherfahre, weiß ich, es wird ein guter Tag“ so Frindert stolz. Für sie ist die Zusammenarbeit ein Geschenk und eine Bereicherung ihrer Arbeit.
 
Tafel mit zusammen getragenen Inhalten aus der Ausbildung zu Kita-Assistenzkräften
Blick auf einen Ausbildungsinhalt
„Es hat mich überrascht, wie ähnlich die Ausbildung und meine Erfahrungen in der Ukraine sind,“ erzählt Tanja Babak, eine der Auszubildenden ist. Sie hat von der Möglichkeit durch eine Bekannte bei der Caritas erfahren. Vorher half sie bereits in der Grundschule ukrainischen Kindern. „Ich fühle mich hier wie zu Hause und möchte mir hier eine Zukunft aufbauen,“ begründet sie ihre Teilnahme. In der Ukraine hat sie in einem Familienzentrum gearbeitet und träumt nun davon, hier ein eigenes Familienzentrum aufzubauen. Am meisten freut sich Tanja Babak derzeit auf ihr anstehendes Praktikum.
 
Für die Zukunft wünschen sich alle Beteiligten, dass es so gut weiterläuft, wie es gestartet ist, und dass der Mut, das Engagement und der Zusammenhalt weiter anhalten. Man spürt: Es für alle eine Herzensangelegenheit.
 
Text: Pauline Erdmann, Volontärin beim Sankt Michaelsbund, März 2023