Es ist ein Pilotprojekt mit Ausstrahlungskraft: Seit Oktober 2023 treffen sich alle zwei Wochen in der Caféecke des örtlichen Einkaufszentrums Seniorinnen und Senioren „Auf einen Ratsch“. Jedes Mal ist das Angebot gut besucht, vor allem von Frauen. Hier, im Süden von Mühldorf am Inn, leben in den mehrstöckigen Häusern aus den 1970er Jahren viele ältere Menschen, die damals in die Neubauten eingezogen sind. Heute ist ein beträchtlicher Teil von ihnen verwitwet und manche leben sehr zurückgezogen und einsam.
„Letztes Jahr wurde auch in Mühldorf über sogenannte Ratschkassen in Supermärkten diskutiert, an denen sich Menschen unterhalten können“, erinnert sich Pastoralreferentin Marianne Kaltner, die die Seniorenseelsorge im Dekanat Mühldorf verantwortet. „Das ließ sich wegen der knappen Personaldecke an den Kassen nicht umsetzen, aber der Leiter des Supermarkts hat angeboten, dass Plätze im Café für Seniorinnen und Senioren reserviert werden können und dass er noch dazu den Kaffee spendet“, berichtet die Seniorenseelsorgerin.
Marianne Kaltner
Pastoralreferentin und Leiterin der Seniorenseelsorge im Dekanat Mühldorf
"Eine Dame meinte: ‚Ich brauche das, dass ich am Vormittag mal mit Leuten zusammenkomme und reden kann. Dann fällt mir der Nachmittag nicht so schwer, wenn ich wieder alleine bin.‘ Dieses Angebot ist freier als andere,
weil die Leute kommen und gehen können und es immer wieder andere sind. Und manche schütten dabei ihr Herz im Gespräch aus. Manchmal kommen wir an sehr tief reichende Themen."
So ist eine ungewöhnliche Zusammenarbeit entstanden. Nach einem großen Beitrag in der Lokalzeitung kam die Zielgruppe gerne „Auf einen Ratsch“. Die Uhrzeit – von 10 bis 12 Uhr – passt seither gut. Einige kommen gleich zu Beginn, andere erst später, sodass genügend Zeit ist, miteinander ins Gespräch zu kommen. Als Gastgeberinnen fungieren die Pastoralreferentin Marianne Kaltner und eine Frau, die selbst im Ruhestand ist und sich hier gerne engagiert. Adelheid Widmann, Leiterin der Abteilung Seniorenpastoral im Erzbischöflichen Ordinariat, freut sich, dass der einladende Charakter dieses Angebots gut angenommen wird. „Es wäre schön, wenn es ‚Auf einen Ratsch‘ auch an anderen Orten geben würde. Der Bedarf nach solchen niedrigschwelligen Begegnungsmöglichkeiten ist groß.“