Die Erzdiözese München und Freising stellt sich ihrer Verantwortung bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und tut viel dafür, dass solche Fälle nicht mehr passieren. So gibt es eine Stabsstelle Prävention und Ansprechpersonen für Betroffene. Präventionsschulungen für Mitarbeitende sensibilisieren und tragen zur Verhinderung von Missbrauch bei.
Mitarbeiterinnen der Stabsstelle Prävention
Dietmar Achleitner war zehn Jahre alt, als er zum ersten Mal missbraucht wurde. Der Täter war ein Benediktinerpater, der mit seinen Eltern befreundet war. Der Junge konnte nicht benennen, was mit ihm geschah.
Die Qualen endeten erst, als Achleitner mit 17 Jahren fortzog. Dietmar Achleitner konnte eine Ausbildung absolvieren, ergriff schließlich den Beruf des Lehrers, heiratete, wurde Vater. Doch der Missbrauch wirkt auch nach langer Zeit noch nach. Heute engagiert er sich im Betroffenenbeirat der Erzdiözese und hält Vorträge zur Prävention sexuellen Missbrauchs.
Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese München und Freising erfolgt konsequent.
So wurde Anfang 2022 ein externes Gutachten veröffentlicht, das prüfte, ob die Verantwortlichen der Erzdiözese alle Vorgaben erfüllten und angemessen im Umgang mit Missbrauchsfällen handelten. Eine Unabhängige Aufarbeitungskommission (UAK) unterstützt die Erzdiözese bei der Aufarbeitung. Es gibt außerdem drei unabhängige Ansprechpersonen für die Prüfung von Verdachtsfällen. Dorthin müssen sich auch kirchliche Beschäftigte wenden, wenn sie Hinweise auf einen Verdachtsfall haben, und diesen melden.
Der Interventionsbeauftragte der Erzdiözese wird rasch informiert und handelt schnell, sodass Täter:innen umgehend gestoppt werden.
Erzbischof Reinhard Kardinal Marx
„Dass sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche geschehen konnte, dass die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen solches Leid erfahren mussten, bleibt für mich eine Katastrophe. “
Ein Betroffenenbeirat berät die Erzdiözese bei Prävention und Aufarbeitung und bringt die Anliegen und Forderungen von Betroffenen ein. Seit Veröffentlichung des externen Gutachtens im Januar 2022 gibt es auch eine Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene sexuellen Missbrauchs. Dort sind mittlerweile zwei Psychologinnen fest angestellt, die für Gespräche zur Verfügung stehen und Betroffene unterstützen können. Gesehen und ernst genommen zu werden, das ist oft das wichtigste Anliegen von Menschen, die Missbrauch erlebt haben. Die Aussage „Ich glaube Ihnen“ kann den Verarbeitungsprozess eröffnen. Ein deutliches Zeichen hat die Erzdiözese mit der Berufung von Pfarrer Kilian Semel als Leiter der beim Generalvikar angesiedelten Stabsstelle Seelsorge und Beratung für Betroffene von Missbrauch und Gewalt gesetzt. Er ist selbst Betroffener, was eine gute Voraussetzung ist, um mit anderen von Missbrauch betroffenen Menschen ins Gespräch zu kommen.
Die Erzdiözese engagiert sich zudem stark in der Prävention sexuellen Missbrauchs. Sie schult nicht nur Seelsorger:innen, pädagogische Mitarbeiter:innen oder Sozialpädagog:innen, die mit jungen Menschen arbei- ten. Sie setzt vielmehr darauf, dass alle Beschäftigten Informationen über das Thema erhalten. Ein weite- rer wichtiger Baustein der Präventionsarbeit ist die Entwicklung von Schutzkonzepten in Pfarreien und Einrichtungen, in denen alle Präventionsbemühungen gebündelt werden.
In Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Betroffenenbeirat der Erzdiözese wurde im Oktober 2022 die Kunstperformance „Here we are – Missbraucht. Verraten! Hoffnung?“ in der Herz-Jesu-Kirche in München-Neuhausen realisiert.
Viele, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind, haben ihren gesamten Mut aufgebracht, um mit den unabhängigen Ansprechpersonen oder den Mitarbeiter:innen der Anlauf- und Beratungsstelle über die erlebten Qualen zu sprechen. Die Erzdiözese ermöglicht beispielsweise zeitnahes Coaching oder stellt einen Therapieplatz bereit. Auch die Beantragung von fianziellen Leistungen in Anerkennung des Leids ist möglich.
In der Erzdiözese hat sich auch das Kulturmanagement intensiv mit der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs befasst. Dessen Leiterin Andrea Elisabeth Lutz hat Künstler:innen und Betroffene in Kontakt gebracht. Aus diesen Gesprächen entstanden beeindruckende Kunstprojekte, die als Protest verstanden werden können, als Aufschrei, aber auch als Weg der Heilung.