Lebensmittel, Medizin und viel Solidarität Die Erzdiözese unterstützt das Partnerland Ecuador beim Kampf gegen die Auswirkungen von Corona

Die Fotos, die im Frühjahr 2020 aus Ecuador ankommen, sind schockierend: Särge und Leichensäcke stapeln sich am Straßenrand, weil man die Toten nicht so schnell bestatten kann wie die Menschen sterben. Das Gesundheits- und Sozialsystem in Ecuador stehen vor dem Kollaps.
 
Dank des Corona-Hilfsfonds werden kirchliche Gesundheitszentren mit Medikamenten und Geräten bestückt.
Dank des Corona-Hilfsfonds werden kirchliche Gesundheitszentren vor Ort mit Medikamenten und Geräten bestückt.
Das Virus tötet zahlreiche Menschen. Eduardo G. aus Guayaquil, einer Großstadt an der Pazifikküste Ecuadors, ist einer von ihnen. Er bekommt Ende März 2020 plötzlich Fieber und Halsschmerzen. Deshalb geht er in die Apotheke, um Medikamente zu besorgen. Am nächsten Tag kommt er wieder; diesmal mit hohem Fieber und Atemnot. Einige Tage später ist er tot. Ebenso seine 82-jährige Nachbarin Juanita Zambrano. Sie ist die Mutter von P. Clever Barzillo, der die Pastoral der Caritas in Guayaquil leitet. Das Seelenamt für sie muss er auf der Straße halten, weil die Kirchen geschlossen sind. Lockdown.

In Ecuador leben rund 17 Millionen Menschen. Für sie gibt es circa 1.200 intensivmedizinische Plätze in Kliniken. Das reicht nicht für alle. Masken, Schutzkleidung, Handschuhe fehlen, später auch Impfstoff. Beschäftigte, die plötzlich nicht mehr arbeiten können, weil ihre Betriebe, Geschäfte oder Restaurants geschlossen sind, geraten in Not. So etwas wie Kurzarbeitergeld gibt es nicht. Das weiß auch Max Loayza, der einige Jahre lang Präsident des katholischen Laienrats Ecuadors war. Er besitzt in Guayaquil drei Restaurants. Infolge der Pandemie muss er zwei davon schließen, im dritten arbeitet er nur noch auf Bestellung. Sein Umsatz ist eingebrochen, die meisten seiner 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann er gerade nicht beschäftigen. Zugleich kümmert sich Max Loayza um seine Eltern, die beide selbst an Covid-19 erkrankt waren.

Kein familiärer Rückhalt

Aus dem Nachbarland Venezuela sind Hunderttausende nach Ecuador geflohen, weil in ihrer politisch instabilen Heimat die Lage noch prekärer ist. Für sie ist die Pandemie besonders bedrohlich, weil sie nicht auf familiäre und nachbarschaftliche Netzwerke bauen können. Die Kirche bleibt in dieser Situation nach Möglichkeit präsent. „Leider hat das Gesundheitssystem total versagt und die Menschen sind allein zu Hause gestorben“, erklärt Bischof Adalberto Jiménez aus Aguarico. „In dieser Situation haben einige Missionare beschlossen, das Risiko auf sich zu nehmen und die Häuser zu betreten. Sie haben Schutzanzüge getragen. Gott sei Dank haben sie sich nicht infiziert.“ Bischof Jiménez ist auch dankbar, dass bald Hilfe von der Cooperación Fraterna aus München eintrifft. So heißt in Ecuador die Partnerschaft zwischen der Erzdiözese und ihrem Partnerland.
 
Auf dem Foto sieht man eine medizinische Angesellte. Sie trägt eine Schutzausrüstung und misst bei einer Frau Fieber. Beide tragen eine Maske.
Vielerorts werden Testungen und medizinische Untersuchung durchgeführt, damit Infektionen erkannt werden können.
Am 21. April 2020, und damit sehr rasch nach Ausbruch der globalen Pandemie, beschließt die Erzdiözese München und Freising, sofort 1,1 Millionen Dollar aus der jährlichen Ecuadorhilfe von zwei Millionen Euro freizugeben. Der gesamte Fonds wird 2020 besonders im Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie eingesetzt und kann so besondere Wirksamkeit entfalten. Darunter ist auch ein neuer Corona-Nothilfefonds in Höhe von 168.000 Dollar.
 
Auf dem Foto sieht man Beschäftigte der "Lebensmittelbank". Dort erhalten Bedürftige Lebensmittel.
Die "Lebensmittelbank" in Lacatunda beliefert in der Pandemie Bedürftige mit Grundnahrungsmitteln.
Wichtige finanzielle Unterstützung

Auf diese Weise erhalten alle Diözesen Ecuadors Finanzmittel, um caritative Projekte umsetzen zu können. Markus Linsler, der als Ansprechpartner der Partnerschafts-Kooperation im Auftrag der Erzdiözese bei der ecuadorianischen Bischofskonferenz in Quito wirkt, begleitet die sozialen Projekte vor Ort. Zudem werden kirchliche Gesundheitszentren mit Medikamenten und Geräten bestückt sowie Schutzmasken und -kleidung beschafft. Im Hilfsfonds sind auch Mittel enthalten, um Schülerinnen und Schüler beim Ankauf von Schulmaterialien zu unterstützen. Die Versorgung von notleidenden Menschen mit Nahrungsmittelpaketen wird ebenfalls ermöglicht. Mithilfe von Ehrenamtlichen in Pfarreien werden die Lebensmittel an die Bedürftigen verteilt, zum Teil bewacht von der Armee.
 
Da die sozialen Auswirkungen und Folgen der Pandemie in Ecuador voraussichtlich noch länger virulent bleiben, soll über den Corona-Nothilfefonds flexibel Hilfe geleistet werden können. Stimmen aus Ecuador bezeugen, dass die Solidarität gut ankommt:
 
Auf dem Foto sieht man einen Pickup, auf dem viele Tüten mit Lebensmitteln liegen. Ein Mann ist auf der Ladefläche und lädt die Tüten ab.
Transport von Lebensmitteln zu den Bedürftigen durch Freiwillige

Danke München!

"Wir möchten dem Erzbistum München und Freising danken, da uns von hier die erste Hilfe erreichte. Damit konnten wir sehr schnell sehr viel erreichen. Wir haben die Kits zur Biosicherheit direkt an die Priester und das Team der Freiwilligen weitergeleitet, damit diese sich selbst schützen konnten."
Msgr. Adelio Pasqualetto, Napo


"Die erbrachten Hilfen – sowohl seitens der Erzdiözese München und Freising als auch von Adveniat – waren sehr gut und wichtig."
Carmen Cruz, Sucumbios


"Ein besonderer Dank gilt allen Stellen, besonders München, für die sofortigen Hilfsmaßnahmen, die an alle Landesteile in Ecuador verschickt wurden."
Msgr. Néstor Montesdeoca, Mendéz