Finanzhaushalt 2003

Der Haushalt der Erzdiözese München und Freising im Jahr 2003

Die finanzielle Basis für Seelsorge, Schulen, Kulturpflege und Caritas

Ein Bericht des Erzbischöflichen Finanzdirektors,
Domkapitular Dr. Sebastian Anneser (Grafische Darstellung am Ende des Berichts)

Handlungsspielraum deutlich eingeengt

Der Haushalt der Erzdiözese München und Freising für das Jahr 2003 liegt vor. Unter dem Vorsitz von Kardinal Friedrich Wetter wurde er in der Ordinariatssitzung beraten und satzungsgemäß von dem demokratisch gewählten Diözesansteuerausschuss in einer Sitzung Ende Februar beschlossen. Eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat die Jahresrechnung des Wirtschaftsjahres 2002 eingehend geprüft und dem Diözesansteuerausschuss die uneingeschränkte Entlastung der Erzbischöflichen Finanzverwaltung empfohlen. Die Erzdiözese kann mit diesem Vorgehen alljährlich den Beweis für ein solides und ordentliches Finanz- und Rechnungswesen führen.

Weniger erfreulich haben sich die finanziellen Rahmenbedingungen und Perspektiven im Haushaltsjahr 2003 entwickelt. Durch eine ständige Abschmelzung der Bemessungsgrundlage der Kirchensteuer infolge staatlicher Gesetzgebung in den vorangegangenen Jahren, einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit und deutlichen Gewinnreduzierungen bei den Unternehmen hat sich die Haupteinnahmequelle der Diözese – die Kirchensteuer – vor allem in den letzten beiden Jahren deutlich verringert.

So liegt das geplante Gesamtaufkommen an Kirchensteuer heute um knapp 9 % - absolut um 33 Millionen Euro – unter dem Aufkommen aus dem Jahr 1993. Seit diesem Zeitraum war aber alleine bei den Personalkosten eine Steigerung um 69 Millionen Euro zu verzeichnen. Dieser Vergleich ist ein Anhaltspunkt für die schwierige Situation, in der sich der Haushalt der Erzdiözese insgesamt befindet.


Ergebnis des Jahres 2002
Die Planung des Haushaltes 2002 war von negativen wirtschaftlichen Prognosedaten für das erste Halbjahr 2002 und einem deutlichen Aufschwung im zweiten Halbjahr begleitet. Trotzdem war der Planung eine insgesamt negative wirtschaftliche Entwicklung für das Jahr 2002 zugrundegelegt. Eine richtige Entscheidung, wie sich am Jahresende herausstellte. So blieb die Kirchensteuer um knapp 3,8 %, das entspricht absolut einem Wert von 14 Millionen Euro, hinter dem Ergebnis des Vorjahres zurück. Eingeplant war ein Rückgang von knapp 3,5 %.


Die Ergebnisse im Einzelnen:
Die Kircheneinkommensteuer bezifferte sich auf 103 Millionen Euro und lag damit rund vier Millionen Euro unter dem Ergebnis des Vorjahres. Bei der Kirchenlohnsteuer wurde ein Gesamtbetrag von 251 Millionen Euro eingenommen, das sind 10 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der stark rückläufige Trend der Vorjahre bei der Kirchenlohnsteuer setzte sich auch im Wirtschaftsjahr 2002 fort. So musste bei der Kirchenlohnsteuer seit dem Jahr 2000 jährlich ein Verlust von rund 10 Millionen Euro verkraftet werden.

Während die Erzdiözese München und Freising noch im Jahr 1999 76 % ihrer Kirchensteuer aus der Kirchenlohnsteuer und 24 % aus der Kircheneinkommensteuer bezog, liegt dieses Verhältnis im Jahr 2002 bereits bei rd. 71 % zu 29 %.

Erfreulich entwickelten sich die Zahlungen aus der sogenannten interdiözesanen Verrechnung der Kirchensteuer, die jedes Jahr nach Ermittlung des Gesamtaufkommens an Kirchensteuer in Deutschland neu berechnet werden und letztlich Ausgleichszahlungen zwischen den deutschen Diözesen darstellen.

Fasst man alle Kirchensteuereingänge zusammen, ergeben diese ein Gesamtvolumen von 366 Millionen Euro, das sind knapp 89 % der Gesamteinnahmen. Hinzu kommen Erstattungen des Staates für den Religionsunterricht und konkordatäre Leistungen zur Besoldung der Pfarrer von etwas mehr als 26 Millionen Euro. Aus Mieten, Pachten bzw. Erbpachten und Ausschüttungen der für caritative Zwecke bestimmten St. Antonius- und der für Schulen in kirchlicher Trägerschaft eingerichteten Bischof-Arbeo-Stiftung konnten weitere 21 Millionen Euro dem Haushalt gutgeschrieben werden, so dass sich insgesamt verfügbare Mittel von aufgerundet 414 Millionen Euro ergaben.

Haushaltsdisziplin durch die Verantwortlichen in nahezu allen Bereichen und die bereits genannten interdiözesanen Erstattungen an Kirchensteuer ermöglichen es, dem Diözesansteuerausschuss einige dringend notwendige Sonderleistungen vorzuschlagen, die allerdings erst noch der Beschlussfassung durch dieses Gremium bedürfen. Hierzu gehören vor allem zusätzliche Mittel für Baumaßnahmen in den Pfarreien und im Bereich der Caritas.

Abschließend zur Darstellung des Ergebnisses 2002 sei nochmals auf die Bedeutung des Kirchensteueraufkommens für die Finanzkraft der Erzdiözese hingewiesen. Mit dem bereits genannten Anteil von knapp 89 % an den Gesamteinnahmen stellt es eine unverzichtbare Quelle für die Aufrechterhaltung der angebotenen Dienste und Leistungen im gesamten Diözesangebiet dar. Die Entwicklung des Jahres 2002 verdeutlicht erneut, dass eine weitere Aushöhlung der Bemessungsgrundlage der Kirchensteuer und die zunehmende Verlagerung der staatlichen Finanzierung auf indirekte Steuern die wirtschaftliche Basis schmälert und kirchliche Einrichtungen mehr und mehr vor erhebliche, existentielle Probleme stellt.


Haushalt 2003 – verschlechterte Rahmendaten und Perspektiven
Nach den Prognosen führender Wirtschaftsforschungsinstitute wurde um die Jahreswende für das Haushaltsjahr 2003 noch mit einem Wirtschaftswachstum von nur einem Prozent ausgegangen. Zwischenzeitlich haben sich die konjunkturellen Erwartungen noch weiter eingetrübt, die Arbeitslosenzahlen deutlich erhöht. Die Pleitenzahl vor allem der Klein- und Mittelbetriebe nimmt unverändert zu, die Unsicherheit auf den Arbeits-, Kapital- und Immobilienmärkten besteht weiterhin.

Der Beginn der zweiten Stufe der Steuerreform wurde um ein Jahr auf den 01.01.2004 verschoben. Die dritte und letzte Stufe mit einer Reduzierung des Spitzensteuersatzes auf dann 42 Prozent und des Eingangssteuersatzes auf 15 Prozent bei gleichzeitig weiterer Erhöhung der Grundfreibeträge ist für 2005 vorgesehen. Eine weitere Unsicherheit für die Zukunft mit erheblichen Auswirkungen auf die Bemessungsgrundlage der Kirchensteuer kann neben der Neuordnung der Rentenbesteuerung ab 2005 die Neuregelung der Besteuerung der Zinseinkünfte werden. Hier ist eine Abgeltungssteuer geplant mit derzeit noch unbekannten Auswirkungen auf das Kirchensteueraufkommen.

Um diesen schwierigen Rahmenbedingungen Rechnung tragen zu können, haben sich die Finanzdirektoren der sieben bayerischen Bistümer in enger Abstimmung für eine Nullrunde bei den Landesverbänden und –einrichtungen entschieden. Der Diözesansteuerausschuss der Erzdiözese München und Freising hat sich für das Jahr 2003 diesem Vorschlag angeschlossen, die Verbände und kirchlichen Einrichtungen wurden dahingehend informiert. Für die Jahre 2004 und 2005 sind Kürzungen in den Etats von jeweils bis zu 5 % angekündigt.
Den Haushalt 2003 kennzeichnen im Wesentlichen
  • ein Anstieg der Personalkosten um rund 9 Millionen Euro bzw. knapp fünf Prozent infolge einer Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenzen in den Sozialversicherungen, der tariflichen Steigerungen sowie einer deutlichen Erhöhung der Beiträge für die Zusatzversorgung,
  • ein zu erwartender, nochmaliger Rückgang der Kirchensteuereinnahmen um 3,5 % bzw. 12 Millionen Euro,
  • um mehr als 6 Millionen Euro angestiegene Zahlungen an den Verband der Diözesen Deutschlands infolge Sonderumlagen für die Ost-Bistümer sowie erhöhte Finanzausgleichszahlungen.
Ingesamt sieht der Haushalt des Jahres 2003 Einnahmen und Ausgaben von 400.996.500 Euro vor. Das ist ein Rückgang um 2,3 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr, jedoch um knapp 27 Millionen Euro im Vergleich zu 1993.
Der Anteil der Personalkosten am Gesamtaufwand liegt bei rd. 60 %. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt angestiegen. Zur Vorlage eines ausgeglichenen Haushaltes war neben einer geplanten Rücklagenentnahme von 8,9 Millionen Euro eine Kürzung des Bauetats um zwei Millionen, des Grundstücksetats um mehr als vier Millionen und des Etatansatzes für die Sonderfinanzierung von Maßnahmen um mehr als fünf Millionen Euro erforderlich. Nur ein Zusammenwirken von Diözesansteuerausschuss, Diözesanleitung und den Haushaltsstellenverantwortlichen ermöglichte die Vorlage und einstimmige Verabschiedung des Haushaltes für das Jahr 2003.
Die Eckpunkte des Haushaltes 2003

1. Personal

Von jeher geschieht der kirchliche Dienst in der Hauptsache durch Menschen. Gott kann nur durch Menschen vermittelt werden. Deshalb waren und sind die kirchlichen Aufgaben und Dienste sehr personalintensiv.

Die Berufsgruppen bilden im Schwerpunkt die Beschäftigten in den Pfarreien. Neben 885 aktiven Priestern einschließlich der Ordenspriester im Dienst der Erzdiözese neben den Diakonen sowie weiteren 500 in der Seelsorge tätigen Personen werden insgesamt 3230 Mesner, Kirchenmusiker und Pfarrsekretärinnen in den Pfarreien beschäftigt. Alleine 3000 Beschäftigte in den 471 katholischen Kindertagesstätten in Trägerschaft der Pfarreien leisten eine wichtige Aufgabe in der Erziehung und Bildung von Kindern im Vorschulalter. Durch ein ausgewogenes Angebot an Voll- und vor allem Teilzeitstellen dient das Kirchensteueraufkommen auch dazu, vor allem vielen Frauen die Verbindung von Familie und Beruf zu ermöglichen. Zugleich si-chert es eine Vielzahl von Arbeitsplätzen vor allem in der Region Oberbayern.

Die Diözesanleitung war in den vergangenen Jahren bemüht, in gegenseitiger Abstimmung mit dem Diözesansteuerausschuss die Zahl der Planstellen zu begrenzen. Für das Haushaltsjahr 2003 ist ein genereller Planstellenstopp bereits beschlossen.

Trotzdem betragen die direkten und indirekten Personalkosten im Haushalt 2003 zusammen 270 Millionen Euro, das sind um rund 9 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Gründe hierfür habe ich bereits genannt, letztlich ist ein deutlicher Anstieg der nicht beeinflussbaren Personalnebenkosten maßgeblich verantwortlich für diese Entwicklung. Mit einem Anteil von knapp 60 % an (direkten und indirekten) Personalkosten an den Gesamtaufwendungen liegt die Erzdiözese zwar noch günstig, wenn man diese Zahl mit anderen Diözesen vergleicht. Trotzdem muss dies als Warnsignal für die Zukunft gesehen werden. Warnsignal, weil dieser Anteil alleine in einem Jahr um einem Prozentpunkt angestiegen ist und die Hauptfinanzierungsquelle Kirchensteuer wie bereits beschrieben in der jüngsten Vergangenheit so deutlich eingebrochen ist. Die Kirche möchte es auch in der Zukunft vermeiden, einen Abbau der Personalkosten durch betriebsbedingte Kündigungen betreiben zu müssen. Deshalb sind umgehend geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Innerhalb der Diözesanleitung wurden drei Arbeitsgruppen berufen mit dem Ziel, die Aufgaben neu zu überdenken und Synergieeffekte durch den Ab- und Umbau von Einzelbereichen zu nutzen. Letztlich muss auch hier der Leitsatz einer Rückbesinnung auf Kernaufgaben befolgt werden. Das heißt vor allem subsidiär übernommene Aufgaben müssen überprüft werden.


2. Der Bauetat
Seelsorge als Kernaufgabe der Kirche heißt unmittelbares und persönliches Wirken der Kirche nahe am Menschen und seinen Lebenssituationen. Die Seelsorge nimmt mit knapp 59 Prozent den Löwenanteil des Haushaltes der Erzdiözese in Anspruch. Das Bauwesen stellt mit etwa 18 Prozent des Gesamthaushaltes die erforderliche Infrastruktur für diese Seelsorge zur Verfügung. Neben der kostenintensiven Aufgabe der Pflege von Denkmälern dient das kirchliche Raumangebot auch der Allgemeinheit für kulturelle und soziale Veranstaltungen.

Der ordentliche Bauetat musste im Haushaltsjahr 2003 um etwas mehr als zwei Millionen Euro gekürzt werden. Interessant auch hier der Vergleich mit dem zurückliegenden Zeitraum. Rechnet man die in den Vorjahren gebildeten Rückstellungen und die Zuschüsse von Staat und Kommunen hinzu, so stand im Jahr 1993 ein Gesamtbetrag von 130 Millionen Euro für kirchliches Bauen zur Verfügung. Im Jahr 2002 bezifferten sich die Gesamtausgaben auf 130,5 Millionen Euro. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre errechnet sich ein Betrag von rund 107 Millionen Euro. Bezogen auf die vergangenen zehn Jahre war der aufgewendete Betrag im Jahr 2002 der höchste, der je in unserer Diözese für das kirchliche Bauen aufgewendet wurde. Einer krisengeschüttelten Branche kamen somit Mittel der Gläubigen zugute, die gerade im Diözesangebiet, das sich im Wesentlichen mit dem Bezirk Oberbayern deckt, zum Erhalt von Arbeitsplätzen in der Bauwirtschaft wesentlich beigetragen haben.

Für Neubauten und Reparaturen werden aus Haushaltsmitteln alles in allem 83,3 Millionen Euro bereitgestellt, davon allein für den Kindergartenbau 8,2 Millionen Euro und für den Unterhalt der diözesaneigenen Schulen 3 Millionen Euro. Hinzu kommen für Baumaßnahmen über einen längeren Zeitraum bereits genehmigte Mittel aus Vorjahren in Höhe von 44 Millionen Euro. Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen diözesaner Schulen beanspruchten in den vergangenen fünf Jahren alleine einen Betrag von 25 Millionen Euro, für die diözesaneigenen Kindergärten kamen im gleichen Zeitraum 48 Millionen Euro hinzu. Allein diese Zahlen verdeutlichen, welche Mittel die Diözese für die jährliche Sanierung von kirchlichen Gebäuden bereitstellt, die letztlich der Allgemeinheit dienen.

Nicht berücksichtigt in den genannten Zahlen sind die enormen Eigenleistungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Pfarrgemeinden. Die Erzdiözese unterstützt seit Jahren das Ehrenamt vor Ort in Bauangelegenheiten. Die Angebote an Hand- und Spanndiensten als Zeugnis einer großen Verbundenheit der Menschen mit dem Leben der Kirche vor Ort nehmen ständig zu.

Stärkung der Eigenverantwortung in den Pfarrgemeinden bei Bauangelegenheiten ist auch das Ziel mehrerer Arbeitsgruppen in der Diözesanleitung. In enger Abstimmung mit dem Referenten im Erzbischöflichen Baureferat soll der sogenannte einfache Bauunterhalt künftig in Eigenregie unter Federführung der Kirchenverwaltungen erledigt werden. Weitere Vereinfachungen in der Bauabwicklung soll es künftig bei kleineren Bauaufträgen geben. Auch in der Neubaufrage und bei größeren Reparaturen wird mehr Verantwortung auf die Kirchenstiftungen verlagert werden. Dies wird allerdings auch einen Umbau der Finanzierungsabwicklung und der Finanzierungsanteile nach sich ziehen. Konkrete Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen liegen noch nicht vor, damit ist im Frühherbst diesen Jahres zu rechnen.

Die Antragssteller von Neubauten und Generalsanierungen werden um Geduld und Verständnis gebeten, denn in der Zukunft muss gerade die Planung von Neubaumaßnahmen mit besonderer Sorgfalt geprüft werden. Der Schwerpunkt der diözesanen Bautätigkeit wird künftig bei stagnierenden bis rückläufigen Kirchensteuereinnahmen noch mehr auf den Erhalt vorhandener Gebäude zu legen sein. Denn auch in der Bautätigkeit stößt die Erzdiözese an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.
3. Die diözesaneigenen Schulen
Die Erzdiözese plant die Übernahme der Mädchenrealschule der Dominikanerinnen in Schlehdorf am Kochelsee zum Beginn des Jahres 2004. Die notwendigen Beschlüsse liegen sowohl von der Diözesanleitung als auch dem Diözesansteuerausschuss bereits vor. Mit dieser vorläufig letzten Übernahme gibt es 18 Schulen in Trägerschaft der Diözese.
In zwölf Realschulen, fünf Gymnasien und einer Volksschule wird zum einen Wissen vermittelt, zum anderen werden christliche Grundwerte als entscheidende Faktoren zur Gestaltung eines humanen Gemeinwesens den jungen Menschen näher gebracht. Die Nachfrage nach diesen Lernangeboten ist hoch, deutlich höher als das Angebot. Die gelebte Schulfamilie in den kirchlichen Schulen erfreut sich unverändert hoher Anziehungskraft.

Mit einem bereitgestellten Betrag von mehr als 47 Millionen Euro beansprucht der Schulbereich knapp zwölf Prozent des Gesamthaushaltes der Erzdiözese. Für die langfristige Sicherung dieses Angebotes stehen die Erträge der Bischof-Arbeo-Stiftung zur Verfügung. Im vergangenen Jahr konnten 3,8 Millionen Euro beigesteuert werden.

Trotz vielfältiger Refinanzierungsleistungen des bayerischen Staates und der Kommunen verbleibt im Durchschnitt ein ungedeckter, nicht refinanzierbarer Betrag von 300.000 bis 400.000 Euro je Schule, der aus Kirchensteuermitteln geleistet werden muss. Unklar bleibt in der Diskussion der staatlichen Refinanzierung, ob die bisherigen staatlichen Leistungen nach dem Schulfinanzierungsgesetz im jetzigen Umfang bestehen bleiben. Der Haushalt der Erzdiözese jedenfalls lässt weder ein Abschmelzen dieser Leistungen noch die Übernahme weiterer Schulen zu.


4. Caritas
Von jeher wird die Glaubwürdigkeit der Kirche an ihren Leistungen für notleidende, kranke und behinderte Menschen gemessen. Die Bereitstellung von Mitteln für Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen und in Notsituationen leben, zeigt das den Menschen in Problemen und Lebenskrisen zugewandte Gesicht der Kirche. Trotz der bereits genannten Sparzwänge ist das Erzbistum bemüht, dieser Aufgabe gerecht zu werden.

Ein im Vorjahr eingeplanter Sonderzuschuss an Verbände für Personalkostensteigerungen kann im Jahr 2003 nicht mehr berücksichtigt werden. Unverändert bleiben die Hilfen für Frauen und Kinder in Not, beispielsweise die Leistungen für die Schwangerenberatung, aber auch die Hilfsfonds für Arbeitslose sowie Frauen in besonderen Konfliktsituationen mit insgesamt € 490.000.

Für die 471 Kindertagesstätten in pfarrlicher Trägerschaft und weitere 100 Kindertagesstätten in der Trägerschaft der Caritas und von Orden im Erzbistum stehen unverändert Mittel in einer Größenordnung von mehr als 12 Millionen Euro zur Verfügung. Diese Mittel finden im Schwerpunkt für Neubaumaßnahmen und Sanierungen Verwendung, aber auch der laufende Unterhalt wird teilweise davon bestritten. Die Erzdiözese hält mit diesen Trägerschaften der Pfarreien flächendeckend im Raume Oberbayern ein kindgerechtes und familienunterstützendes Angebot zur Erziehung von Kindern im Vorschulalter nach christlichen Grundwerten vor.

Hinzu kommen erhebliche Unterstützungen für notwendige Renovierungs- und Neubaumaßnahmen in sozialen Einrichtungen. Als Beispiel sei nur eine weitere Einrichtung des Sozialdienstes katholischer Frauen, das Haus Maria Thalkirchen in München, genannt. Das Haus stellt Wohn- und Lebensraum für junge Frauen bereit, die aus schwierigen milieubedingten bzw. familiären Verhältnissen kommen. Für den sogenannten zweiten Bauabschnitt genehmigten die Gremien in der Diözesanleitung und der Diözesansteuerausschuss einen Betrag von mehr als 1,2 Millionen Euro, der über mehrere Jahre verteilt dieser Einrichtung zugute kommt.


Schlussbemerkungen und Ausblick
Meinen Dank aussprechen möchte ich zunächst all den Kirchensteuerzahlern, die in der Vergangenheit bereit waren und auch in der Zukunft bereit sein werden, ihren Beitrag zu dieser Gemeinschaftsabgabe zu leisten. Leider ist im vergangenen Jahr die Zahl der Kirchenaustritte wieder angestiegen (2002: 14.429; 2001: 12.652), nachdem sie über mehrere Jahre hinweg rückläufig war.

Mein Dank gilt auch den Frauen und Männern, die trotz schwieriger gewordenen Umfelds und vielleicht sogar damit verbundenen persönlichen Einschränkungen in ihrer Spendenbereitschaft nicht nachgelassen haben. Ich danke ihnen ebenso wie den Tausenden von Ehrenamtlichen in unseren Pfarrgemeinden, die sich um kirchliche Belange vor Ort bemühen und helfen, Lücken zu schließen, wo hauptamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen fehlen.

Nach zehn Jahren des Ausgleiches von Einnahmen und Ausgaben wird im Haushalt des Jahres 2003 erstmals wieder eine Rücklagenentnahme von knapp neun Millionen Euro erforderlich, um die laufenden Aufwendungen zu decken. Aufgrund einer sehr knappen Kalkulation der Ansätze können zusätzliche Ausgaben aus dem Haushalt nicht geleistet werden. Ich befürchte, dass auch bei wieder ansteigendem Wirtschaftswachstum die finanzielle Basis der Kirche sich nicht in demselben Maße verbessern wird. Eine Ursache hierfür sind die bereits beschriebenen Änderungen in der Steuergesetzgebung. Die kirchlichen Vereine, Verbände und sonstigen Rechtsträger sind eigenständig. Sie wirtschaften in eigener Verantwortung. Bei eintretenden finanziellen Schieflagen kann nicht die Gemeinschaft der Kirchensteuerzahler in die Pflicht genommen werden. Umso mehr ist hier vorausschauendes Handeln und Planen gefragt.

Den Blick in die Zukunft zu lenken gilt es auch bei der Beantwortung der Frage: Welche Aufgaben kann eine Diözese mit eher verhaltenen finanziellen Perspektiven in der Zukunft noch schultern? Die im Erzbischöflichen Ordinariat eingerichteten drei Arbeitsgruppen beschäftigen sich bereits mit dieser Frage. Zwei Arbeitsgruppen befassen sich mit dem kirchlichen Bauen. Die eine soll untersuchen, wie der Raumbedarf gegenüber früheren Zeiten eingeschränkt werden kann. Die andere soll Überlegungen vorlegen, in welcher Weise die Kirchenstiftungen, die die eigentlichen Träger von Baumaßnahmen sind, in die Verantwortung für den Bau und den Erhalt der Bauten ihres Bereichs einbezogen werden können. Eine dritte Arbeitsgruppe soll sich damit befassen, welche Aufgaben bei geringer werdenden Mitteln abgegeben und welche Aufgaben zum Kernbereich gehören. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen liegen noch nicht vor. Mit Sicherheit steht nicht das Ende kirchlichen Wirkens für die Menschen bevor. Allerdings gilt es, rechtzeitig die Weichen für eine Neuordnung der Aufgaben zu stellen, um gegebenenfalls die Schwerpunkte kirchlicher Arbeit neu zu definieren.

München, im März 2003

Dr. Sebastian Anneser
Erzbischöflicher Finanzdirektor