Der Haushalt der Erzdiözese München und Freising im Jahr 2004
Ein ausgeglichener Haushalt:
Grundlage für Seelsorge, für Caritas und kulturelle Arbeit
Bericht des Erzbischöflichen Finanzdirektors,
Domkapitular Dr. Sebastian Anneser
Keine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Rahmendaten
Das der Kirche von den Kirchensteuerzahlern anvertraute Geld ist kein Selbstzweck. Es soll vielmehr dem Leben dienen und eine solide Grundlage für Seelsorge, caritatives Wirken und Kulturpflege schaffen.
Dieses Ziel zu erreichen, gestaltet sich in einer Zeit knapper Kassen und veränderter Finanzierungsgrundlagen zunehmend schwieriger. Die nunmehr seit zehn Jahren bestehende Stagnation der Kirchensteuer, der Haupteinnahmequelle des Erzbistums, die finanzpolitischen Diskussionen des vergangenen Jahres und die bis Jahresende bestehende Unsicherheit über die weitere Umsetzung der zweiten und dritten Stufe der Steuerreform mit ihren erheblichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Kirchenlohn- und -einkommensteuer veranlassten den Erzbischof und seine Mitarbeiter in der Leitung des Erzbistums sowie auch den für die Aufstellung des Haushaltes verantwortlichen Diöze-sansteuerausschuss zu vorausschauendem Handeln. Es wurde eine Sparkommission unter Vorsitz des Generalvikars eingerichtet. Sie hatte das Ziel, die bisher geleistete Aufgabenvielfalt zu hinterfragen und zu prüfen, um ein mögliches Sparpotenzial zu erschließen. Daneben befassen sich zwei Arbeitskreise mit der Neustrukturierung des kirchlichen Bauwesens.
Alle Arbeitsgruppen verfolgen letztlich das gleiche Ziel: Die zunehmend knapper werdenden Mittel noch zielgerichteter und effizienter zum Wohle der Menschen einzusetzen und so das Profil kirchlichen Wirkens zu schärfen. Dies wird vor allem im Baubereich zu einer teilweisen Übertragung von Verantwortung an die Pfarreien führen. Die Stärkung der eigenen Verantwortung von Seelsorgern, Kirchenverwaltungen und den beratenden Pfarrgemeinderäten vor Ort ist eine Chance. Sie soll von den dort Verantwortlichen aufgegriffen werden und dem kirchlichen Leben in den Pfarrgemeinden auch neue schöpferische Impulse geben.
Das Jahresergebnis 2003
Der Haushalt des vergangenen Jahres war bereits geprägt von den negativen Entwicklungen im Jahre 2002. Die konjunkturellen Erwartungen hatten sich zu Jahresbeginn 2003 weiter eingetrübt, die Zahl der Arbeitslosen stieg, die Zahl der Firmenpleiten erreichte Rekordstände mit weiterhin steigender Tendenz. Der Beginn der zweiten Stufe der Steuerreform wurde auf den 1. Januar 2004 um ein Jahr verschoben.
Bei den Einnahmen aus der Kirchenlohnsteuer setzte sich der negative Trend der Vorjahre fort. Der Anteil des Kirchenlohnsteueraufkommens am Gesamtaufkommen der Kirchensteuer im Erzbistum sinkt weiter. Lag er im Jahr 1999 noch bei 76 Prozent, so ist dieser Anteil im Jahre 2003 auf 69,5 Prozent gefallen.
Besser entwickelte sich die Kircheneinkommensteuer. Mit ca. 7,5 Millionen Euro übertraf sie das Ergebnis des Vorjahres und nimmt mit 111 Millionen Euro einen Anteil am Gesamtergebnis von rund 26,5 Prozent ein. Bezogen auf die Gesamtkirchensteuer ist das sogar ein Anteil von 30,5 Prozent.
Zu den Gesamteinnahmen der Kirchensteuer von 371 Millionen Euro kommen die Erstattungen des Staates für den Religionsunterricht und die vertraglich festgelegten Leistungen zur Besoldung der Geistlichen dazu. Das ist ein Betrag von etwa 26,7 Millionen Euro im Jahr 2003. Die Einnahmen der Erzdiözese aus Erbpachten, Pachten, Mieten sowie Ausschüttungen der für Zwecke der Bildungs- und caritativen Arbeit ins Leben gerufenen Stiftungen, der Bischof-Arbeo-Stiftung und der St. Antonius Stiftung, erbrachten einen Betrag von knapp 19 Millionen Euro, das sind etwa 2 Millionen Euro weniger als erwartet.
Alles in allem standen für die vielfältigen Aufgaben im Diözesangebiet knapp 417 Millionen Euro zur Verfügung. Der zielgerichtete Einsatz der anvertrauten Mittel unserer Steuerzahler stand auch im Jahre 2003 im Vordergrund. Die Entscheidungsträger im Erzbischöflichen Ordinariat und seinen nachgeordneten Einrichtungen, ebenso in den Pfarreien sind mit den zur Verfügung stehenden Mitteln verantwortungsvoll umgegangen. Dadurch und durch die bereits genannte Entwicklung bei der Kirchenlohn- und –einkommensteuer einschließlich der Mittel aus der interdiözesanen Verrechnung der Kirchensteuer konnte eine Rücklagenentnahme vermieden werden. Es konnten sogar zusätzlich Projekte gefördert werden. Dazu gehören Zuschüsse in Höhe von knapp 2,8 Millionen Euro zum Neubau eines Altenheimes in zentraler Lage in München, ebenso ein Beitrag zum Bau des neuen jüdischen Zentrums am Jakobsplatz in Höhe von 300.000 Euro. Auch Einzelmaßnahmen konnten zielgerichtet unterstützt werden: so konnte beispielsweise ein Zuschuss zum Ankauf eines Behindertenzentrums der Katholischen Jugendfürsorge des Erzbistums, ferner zur grundlegenden Sanierung des für die Großstadtseelsorge bedeutsamen Pfarrzentrums von St. Bonifaz in München gegeben werden. Auch konnten Mittel für die Innenrestaurierung der Konkathedrale des Erzbistums, des Freisinger Doms, zur Verfügung gestellt werden, der auch ein für Bayern und ganz Deutschland einzigartiges Kulturdenkmal ist.
Der Haushalt des Jahres 2004
Die Erzdiözese bezieht den größten Teil ihrer Einnahmen aus der Kirchensteuer. Die Wirtschaftskraft im Raum Oberbayern prägt dabei entscheidend auch die Finanzsituation des Erzbistums.
Neben einer vorausschauenden Gesamtbeurteilung dieser Entwicklung war eine umsichtige Planung des Haushaltes 2004 bis in die letzten Dezemberwochen des Jahres 2003 von einer Vielzahl zusätzlicher Unsicherheiten begleitet, vor allem von der weiteren Umsetzung der zweiten und dritten Stufe der Steuerreform. Mit der Verabschiedung des Haushaltsbegleitgesetzes wurde eine Vielzahl von steuerlichen Rechtsänderungen am 19. Dezember 2003 beschlossen. Dabei wurde für die lange geplante Steuerreform eine Zwischenlösung gefunden. Die ursprünglich beabsichtigte Absenkung des Eingangssteuersatzes und des Spitzensteuersatzes auf die jeweiligen Endstufen von 15 beziehungsweise 42 Prozent soll nunmehr in zwei Schritten verwirklicht werden. Der Eingangssteuersatzes wurde ab Januar 2004 von 19,9 Prozent auf zunächst 16 Prozent und der Spitzensteuersatz von 48,5 Prozent auf 45 Prozent gesenkt. Die Endstufen sollen zum 1. Januar 2005 realisiert werden. Diese detaillierte Erläuterung macht deutlich, welche gravierenden Auswirkungen diese Reform auf die Kirchensteuer haben wird.
Bereits in den Vorjahren vorgenommene Kalkulationen zur Gesamtauswirkung der beiden letzten Stufen der Steuerreform auf die Kirchenfinanzierung haben ergeben: Es muss mit einem Rückgang von zehn bis zwölf Prozent bei der Kirchensteuer gerechnet werden muss. In Euro ausgedrückt bedeutet dieser Rückgang einen Betrag von 35 Millionen. Gegenfinanzierungen sind in noch unbekanntem Umfang vorgesehen, so beispielsweise durch die Kürzung der Entfernungspauschalen, durch Absenkung von Sparerfreibeträgen und Arbeitnehmerpauschbeträgen. Trotzdem dürfen diese einschneidenden Beschlüsse in ihrer auch langfristigen Wirkung auf die Kirchenfinanzierung nicht unterschätzt werden. Der Trend in der Steuergesetzgebung geht dahin, die Belastung auf die indirekten Steuern zu verlagern. Das bedeutet eine Aushöhlung der Kirchenfinanzierung auf lange Sicht. Konsequenzen zur Gegensteuerung müssen bereits jetzt gezogen werden.
Ausgehend von den Zahlen zur Steuerreform und dem Ergebnis des Jahres 2003 wurden die erwarteten Einnahmen aus der Kirchenlohnsteuer um mehr als sieben Prozent und aus der Kircheneinkommensteuer um knapp 4,3 Prozent niedriger angesetzt. Bezogen auf das Ergebnis des Jahres 2003 bedeutet das eine Reduzierung um insgesamt 22,7 Millionen Euro. Ich gehe davon aus, dass diese Einschätzung die Entwicklungen in ausreichendem Umfang berücksichtigt.
Unter der Leitung des Generalvikars der Erzdiözese wurde bereits zu Beginn des Jahres 2003 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Sparmaßnahmen in allen Bereichen des Diözesanhaushaltes festlegen sollte. Die ersten Ergebnisse dieser auf die zukünftige Entwicklung ausgerichteten Sparkommission liegen vor: Die Sachkosten aller Referate im Erzbischöflichen Ordinariat wie auch bei den Kirchenstiftungen werden um fünf Prozent niedriger angesetzt. Die Zuschüsse an die Verbände und nachgeordneten Einrichtungen werden um fünf Prozent gekürzt. Außerordentliche Zuschüsse werden nur noch in Ausnahmefällen gewährt. Die Personalkostenzuschüsse an die Kirchenstiftungen bleiben gegenüber dem Vorjahr unverändert. Das bedeutet eine Nullrunde. Der Haushalt 2004 wurde nach diesen Vorgaben erstellt. Für den Haushalt des Jahres 2005 ist noch einmal die gleiche Kürzung um fünf Prozent vorgesehen. Eine besondere Re-duzierung erfährt der Bauetat: Bis zum Jahre 2007 soll eine Rückführung von knapp 84 Millionen Euro für 2003 auf dann 61 Millionen Euro erfolgen.
Diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass ein ausgeglichener Haushalt ohne Rücklagenentnahme dem Diözesansteuerausschuss zur Beschlussfassung empfohlen werden konnte.
Einige Akzente im Haushalt 2004
Caritas
Die Armut bei bestimmten Personengruppen in der Gesellschaft nimmt zu. Auch in einem prosperierenden Wirtschaftsraum wie München ist diese Entwicklung sichtbar und spürbar. Im vergangenen Jahr wie auch bei der Gestaltung des Haushaltes 2004 wurde im besonderen Maße Mühe darauf verwendet, der zentralen Bedeutung caritativen Handelns der Kirche trotz unvermeidbarer Sparzwänge gerecht zu werden. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt mehr als 63 Millionen Euro für caritative und soziale Aufgaben ausgegeben. Im Haushaltsjahr 2004 wurden für diesen Zweck 60 Millionen Euro bereitgestellt. Das sind deutlich mehr als 15 Prozent des Gesamthaushaltes. Zuschusskürzungen von fünf Prozent bei den sozial-caritativen Verbänden, allen voran der Caritasverband mit einem Zuschussvolumen von mehr als 16 Millionen Euro, wurden den Verbänden bereits vor mehr als einem Jahr signalisiert. Sie konnten sich also rechtzeitig auf die veränderten Verhältnisse einstellen.
Nahezu unverändert und von Kürzungen weitgehend verschont bleibt der gesamte Bereich der Mutter-Kind Hilfen. Die Kirche demonstriert damit bewusst ihre Solidarität für Frauen und Kinder in besonderen Lebenssituationen. Die Leistungen für den gesamten Bereich der katholischen Schwangerenberatung und Schwangerenkonfliktberatung bleiben unverändert. Kardinal Wetter und seine unmittelbaren Berater haben an der Auffassung festgehalten, dass es keine Kürzungen zu Lasten dieser Personengruppen geben dürfe. Aus diesem Grunde blieben neben der nahezu unveränderten Bezuschussung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) mit seinen bewährten Einrichtungen in München, Prien, Garmisch-Partenkirchen und weiteren zentralen Orten in Oberbayern auch die Hilfsfonds für Frauen in Konfliktsituationen und für Arbeitslose unverändert. Die beiden Fonds alleine stellen mehr als 490.000 Euro bereit, um Menschen zu unterstützen, die am Rande der Gesellschaft leben.
Unverändert und fortgeschrieben werden auch die Zuschussleistungen für die 471 Kindertagesstätten in pfarrlicher Trägerschaft und für weitere 100 Kindertagesstätten in Trägerschaft der Caritas oder Ordensgemeinschaften im Gebiet der Erzdiözese. Allein für Neubauten und Sanierungen in diesem Bereich stehen knapp 8,2 Millionen Euro bereit, für den Unterhalt dieser Einrichtungen weitere 3,9 Millionen Euro.
Auch in Zeiten von Sparzwängen setzt die Kirche mitmenschliche und soziale Akzente. Der Schutz des Lebens steht im Vordergrund. Damit leistet die Erzdiözese einen wichtigen Beitrag für eine von allen Seiten geforderte kinder- und familienfreundliche Gesellschaft. Mit der Aufrechterhaltung der Leistungen für diese Bereiche setzt die Kirche bewusst ein Signal. Ich füge allerdings hinzu, dass Leistungen in dieser Höhe für die Zukunft nicht ohne weiteres garantiert werden können.
Hervorheben möchte ich auch den wichtigen Bereich der kirchlichen Beratungsstellen. Insgesamt 3,5 Millionen Euro sieht der Haushalt für das Jahr 2004 vor, allen voran die Ehe- und Familienberatung mit ihren insgesamt 33 Außenstellen in allen Landkreisen, mit ihrem Schwerpunkt in München und dem in der Landeshauptstadt tätigen renommierten Institut für Kommunikationstherapie. Diese Einrichtungen bieten ein anerkannt qualifiziertes Angebot an Beratung in Familien- und Lebenskrisen. Sie tragen damit zur Stabilisierung von Ehe und Familie, den Kerneinheiten unserer Gesellschaft bei. Auch hier kann allerdings eine Garantie zur Aufrechterhaltung dieses umfangreichen Angebotes nicht für alle Zukunft gegeben werden. Trotzdem sollen die kirchlichen Beratungsdienste auch weiterhin ein Kernpunkt kirchlichen Wirkens in der Gesellschaft bleiben.
Missions- und Entwicklungshilfe
Die solidarischen Leistungen der Katholiken für Menschen, die in den ärmsten Ländern der Erde Not leiden oder auf Hilfe zur Selbsthilfe angewiesen sind, können nicht genug hervorgehoben werden. Die vier großen Kollekten und Spendensammlungen für die Aktionen Misereor, Adveniat, Renovabis und zum Weltmissionssonntag erbrachten allein im Erzbistum im vergangenen Jahr einen Gesamtbetrag von fast
7 Millionen Euro. Das ist aber nur ein Teil der in der Erzdiözese erbrachten Gesamtleistung. Aus dem Haushalt wurden mit 5,5 Millionen Euro auch spezifische Projekte unterstützt. Für die Partnerdiözesen in Ecuador wurden 2,1 Millionen Euro aufgewendet. Weltkirchlichen Aufgaben fließen aus diözesanen Haushaltsmitteln über den Verband der Diözesen Deutschlands weitere ca. fünf Millionen Euro zu. Hilfsprojekte in zahlreichen Pfarreien, die aus Spenden finanziert werden, kommen zu diesen Zahlen noch hinzu. Ich meine damit die unmittelbare Förderung von Einzelprojekten beziehungsweise die Weiterleitung von Unterstützungsleistungen an Bedürftige beispielsweise über Missionare. Diese Form der ehrenamtlichen Arbeit in unseren Pfarreien lässt sich zahlenmäßig nicht erfassen. In ihrer Dimension dürfte sie aber kaum unterhalb der aus dem Haushalt geleisteten diözesanen Hilfen liegen. Dafür danke ich besonders den dabei ehrenamtlich tätigen Frauen, Männern und Jugendlichen.
Schulen im Erzbistum
Planmäßig übernahm die Erzdiözese zum Beginn des Jahres 2004 die Trägerschaft der Mädchenrealschule der Dominikanerinnen in Schlehdorf am Kochelsee. Die Übernahme war langfristig geplant. Unerwartet bat Mitte des vergangenen Jahres der Orden der Armen Schulschwestern die Erzdiözese, die Trägerschaft der vom Orden gegründeten Realschule in Weichs bei Dachau zu übernehmen. Vor allem personelle Engpässe zwangen den Orden, rechtzeitig die nötigen Schritte einzuleiten, um dauerhaft den Fortbestand der Schule zu gewährleisten.
Es ist dem Erzbischof und seinen Mitarbeitern, auch dem Diözesansteuerausschuss, nicht leicht gefallen, in Zeiten schwindender Finanzierungsgrundlagen, in nur einem Jahr die Verantwortung zur Führung und zum Unterhalt von zwei zusätzlichen Schulen zu übernehmen. Die Übernahme der Trägerschaft bedeutete konkret: die Übernahme von Anstellungen von 50 Lehrerinnen und Lehrern, die nun insgesamt 740 Schülern christliche Grundwerte näherbringen und eine Ausbildung gewährleisten, die sie auf das spätere Berufsleben vorbereitet.
Jetzt befinden sich dreizehn Realschulen, fünf Gymnasien und eine Volksschule in der Trägerschaft der Erzdiözese. In Personen ausgedrückt bedeutet dies: Arbeitsplätze für 774 Lehrerinnen und Lehrer, ferner Ausbildung und Erziehung von mehr als 10.000 Schülerinnen und Schülern. Insgesamt sind für die diözesaneigenen Schulen im Haushalt 2004 jetzt 6,8 Millionen Euro vorgesehen. Durch die generelle Einführung eines Schulgeldes vom September 2004 an wird eine deutliche finanzielle Erleichterung im Schuletat erwartet. Geplant ist ein Betrag von 40 Euro für 11 Monate, wobei sozialverträglich eine Staffelung für Eltern mit geringeren Einkünften vollzogen werden soll. Damit ist auch klar gestellt, dass niemand aus finanziellen Gründen vom Besuch einer kirchlichen Schule ausgeschlossen wäre. Ich bedanke mich schon jetzt bei allen Eltern, die ihre Kinder in eine vom Erzbistum getragene Schule schicken, für ihre wichtige finanzielle Unterstützung. Das Schulgeld wird so auch zu einem Ausdruck der Solidarität mit den anerkannt qualifizierten Schulen in der Region und ihrer Erziehungsleistung.
Personal
Schwerpunkte im Haushalt jeder Diözese sind im Wesentlichen zwei Bereiche: Die Personalkosten und die Baukosten, die in der Erzdiözese mit etwa 78 Prozent aller Aufwendungen im Haushalt 2004 veranschlagt werden müssen. Davon entfallen 62 Prozent auf den Personaletat.
Die kirchlichen Aufgaben sind von jeher sehr personalintensiv. Die erwartete religiöse Botschaft kann nur durch Menschen zu den Menschen gebracht werden. Dies geschieht vor allem durch das unmittelbar in der Seelsorge tätige Personal. In der Erzdiözese tun derzeit mehr als 800 aktive Priester und 100 Diakone ihren Dienst. Im Beruf der Pastoralreferenten wirken derzeit 265 Frauen und Männer, 24 bereiten sich auf diesen Beruf vor. Darüber hinaus beschäftigt die Erzdiözese derzeit 180 Frauen und Männer im Beruf des Gemeindereferenten. Rechnet man alle pastoralen Berufsgruppen zusammen, so sind das derzeit 1379 besetzte Vollzeit-Planstellen für unmittelbar im Seelsorgsdienst tätige Mitarbeiter. Ihr Dienst prägt wesentlich das kirchliche Erscheinungsbild in Stadtteilen und Dörfern.
Über die Personalabrechnungsstelle in der Erzbischöflichen Finanzkammer erhalten derzeit mehr als 16.000 Personen ihren Lohn beziehungsweise ihr Gehalt. Neben den Arbeitsplätzen in der Seelsorge bedeutet dies auch ein Arbeitsplatzangebot für Frauen und Männer, die als Hausmeister, Mesner, in Sekretariaten, als Musiker und Verwaltungspersonal tätig sind. In der Erzdiözese ist das vor allem der Raum Oberbayern, wo Voll- und Teilzeitstellen zur Verfügung stehen und auch eine gute Verbindung von Familie und Beruf ermöglicht wird.
Der Haushaltsplanung zugrundegelegt wurde die bereits beschlossene Tarifsteigerung von einem Prozent zum 1. Januar und von einem weiteren Prozent ab Mai 2004. Hinzu kommen weitere Steigerungen bei den Personalnebenkosten, so bei der Zusatzversorgung, bei der Erhöhung von Beitragsbemessungsgrenzen zur Rentenversicherung, Ar-beitslosenversicherung, Kranken- und Pflegeversicherung. Insgesamt ist von einer Steigerung von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auszugehen.
Ich habe schon erwähnt, dass etwa 62 Prozent der Aufwendungen im Haushalt 2004 für Personalaufwendungen anfallen. Das ist gegenüber dem Vorjahr erneut ein Anstieg um circa 1,6 Prozent. Die Personalkosten betragen insgesamt jetzt 203 Millionen Euro, die unmittelbar im Ordinariat abgerechnet werden. Die indirekten Personalkosten, also die Personalkostenanteile, die in den Zuschüssen beispielsweise für Kirchenstiftungen enthalten sind, betragen zusätzlich 78 Millionen Euro. Diese Zahlen zeigen, dass die Erzdiözese auch im Personalsektor an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen ist. Seitens der Diözesanleitung wurde deshalb in enger Abstimmung mit dem Diözesansteuerausschuss ein Planstellenstop verfügt. Die Verantwortlichen im Ordinariat, in den Pfarreien und nachgeordneten Einrichtungen einschließlich der Verbände sind gehalten, die Notwendigkeit aller ihrer Aufgabenbereiche zu hinterfragen, Arbeitsabläufe zu optimieren und den Geschäftsbetrieb in kirchlichen Einrichtungen wie beispielsweise Kindertagesstätten oder Altenheime kostendeckend zu betreiben. Dies ist vor allem im Hinblick auf weiterhin stagnierende oder sogar rückläufige Kirchensteuereinnahmen unerlässlich.
Kirchliches Bauwesen
Bereits im vergangenen Jahr habe ich berichtet, dass sich im Ordinariat mehrere Arbeitsgruppen mit dem kirchlichen Bauen befassen. Unter der Leitung des Seelsorgereferenten wird in Zusammenarbeit mit der Pastoralen Planungsstelle der Raumbedarf für die Seelsorge ermittelt. Das Ergebnis orientiert sich dabei an den Bedürfnissen der Pfarreien. Es werden Lösungsansätze gesucht, wie unter veränderten finanziellen Rahmenbedingungen Personal eingesetzt, Räume und ihre Ausstattung zur Verfügung gestellt und mit den knapperen Mitteln insgesamt verantwortlich und zielgerichtet umgegangen werden soll. Weil in dieser Arbeitsgruppe der Gesamtbedarf für die ganze Erzdiözese erarbeitet werden muss, liegen zur Zeit vorzeigbare Ergebnisse noch nicht vor.
Eine weitere Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den strukturellen Veränderungen der gesamten Bauabwicklung. Sie wird wesentliche Änderungen im organisatorischen Ablauf bringen. Ich habe schon zu anderen Gelegenheiten darüber berichtet, dass im kirchlichen Bauwesen deutlich mehr Verantwortung von den Pfarreien übernommen werden soll. Insbesondere bei kleinen Bauaufträgen soll eine deutliche Vereinfachung in der Bauabwicklung stattfinden. Aber auch bei Neubauten und Großsanierungen soll dezentralisiert gearbeitet und Verantwortung an die Kirchenverwaltung abgegeben werden.
Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe liegen vor. Konkrete Regelungen werden den Verantwortlichen vor Ort in Kürze übermittelt. Ich erhoffe davon, dass die Eigenverantwortung vor allem bei den Kirchenverwaltungen gestärkt wird und dass die derzeit vielfach als lästig empfundenen Wartezeiten bei Baumaßnahmen deutlich abgebaut werden können. Eigeninitiative vor Ort soll sich noch mehr lohnen als bisher. Allerdings heißt das auch: mehr Eigeninitiative bei der Bereitstellung der notwendigen Finanzierungsmittel. Geplant sind dabei feststehende Eigenanteile bei Baumaßnahmen, die von den Pfarreien zu erbringen sind. Definierte, ebenfalls festgelegte Zuschussanteile von der Erzdiözese oder weiteren öffentlichen Zuschussgebern werden beigesteuert. Im Gegenzug soll die Verantwortung für die Durchführung einer Baumaßnahme aber im Wesentlichen bei der Pfarrei liegen. Um Unsicherheiten und Ängste bei der Bewältigung dieser neuen Aufgaben möglichst nicht erst entstehen zu lassen, werden die Fachleute im Erzbischöflichen Ordinariat, allen voran das sachkundige Baureferat, die notwendigen Hilfestellungen bei diesem Umstellungsprozess leisten und den Verantwortlichen vor Ort beratend zur Verfügung stehen.
Zum Baubereich noch einige Zahlen: Der Bauetat des Jahres 2004 musste von knapp 84 Millionen Euro auf ca. 73 Millionen Euro zurückgenommen werden. Die Einsparungen betreffen seelsorglich genutzte Gebäude, deren Eigentümer die Pfarrkirchenstiftungen sind, ebenso aber auch Liegenschaften im Eigentum der Erzdiözese, die für Seelsorge und Verwaltung genutzt werden. Von der Kürzung ausgenommen bleiben zunächst der Etat für die im Eigentum der Kirchenstiftungen befindlichen Kindergärten mit unverändert 8,2 Millionen Euro und der Etat für die diözesaneigenen Schulen mit 3 Millionen Euro. Die notwendigen Kürzungen tragen neben den anderen bereits erwähnten Maßnahmen wesentlich dazu bei, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, ohne dass auf Rücklagen zurückgegriffen werden muss. Ich hoffe auf Verständnis für diese einschneidenden Maßnahmen, die, wie ich vorsorglich feststelle, nur der Anfang des Beitrages sein werden, der zu einer strukturellen Sanierung des Haushaltes der Erzdiözese führen soll.
Schlussbetrachtungen
Es gibt mittelfristige und langfristige Prognosen renommierter Wirtschaftsforschungsinstitute zur Entwicklung der Kirchenfinanzierung. Sie decken sich im Wesentlichen mit einer Entwicklung, wie sie in den letzten zehn Jahren bereits zu beobachten war. Während die Einnahmenseite stagniert, steigen gleichzeitig, moderat aber ständig, die Ausgaben, vor allem für das Personal und für Baumaßnahmen. In einem Jahr überraschend aufscheinende, über das eingeschätzte Maß hinausgehende Einnahmen, wie das im vergangenen Jahr der Fall war, sind erfreulich. Sie dürfen aber über das Gesamtbild einer vorhersehbaren mittelfristigen und langfristigen Entwicklung nicht hinwegtäuschen. Neben den bekannten und teilweise beschriebenen Faktoren wie Wanderungsbewegungen der Katholiken, Kirchenaustritten, Veränderungen bei der Steuergesetzgebung spielt die demographische Entwicklung eine entscheidende Rolle: In den nächsten zwei Jahrzehnten ist mit einem deutlichen Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen aus Altersgründen zu rechnen. Das wird die Einnahmen aus der Kirchensteuer erheblich mindern.
Alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter im kirchlichen Dienst, die in irgendeiner Form auch in der Finanzverantwortung für einen Bereich stehen, müssen sich die gesamte Entwicklung immer wieder vergegenwärtigen. Sie müssen daran ihr Handeln ausrichten. Das bedeutet nicht den Untergang kirchlichen Lebens und Wirkens in der Gesellschaft. Es gilt vielmehr, jetzt kreativ Prioritäten der eigenen Arbeit neu zu bedenken und zu definieren. Die Verantwortlichen im Erzbischöflichen Ordinariat sitzen dabei nicht auf der besseren Seite, sie sind mit den Verantwortlichen in den Pfarreien, Einrichtungen und Verbänden in einem Boot. Jetzt müssen gemeinsame Ziele mit positiven Perspektiven neu gesehen und definiert werden. Zur Resignation besteht überhaupt kein Anlass.
Ich danke besonders allen Ehrenamtlichen in den Pfarreien, die trotz eines schwieriger gewordenen Umfeldes weiterhin verantwortlich in Seelsorge und Caritas vor Ort mitwirken. Ihr Dienst ist wichtig und unschätzbar, gerade in Zeiten rückläufiger Ausstattung mit pastoralem Personal ist er für die Weitergabe des Glaubens in unserem Land dringend notwendig.
Ich danke allen Frauen und Männern, die durch ihre Arbeitsleistung zur Gemeinschaftsabgabe der Kirchensteuer auch in schwierigen Zeiten beitragen und so das Leben ihrer Kirche und das auch für unsere Zeit wichtige Zeugnis christlicher Nächstenliebe in einer guten Weise fördern.
München, im März 2004
Dr. Sebastian Anneser
Erzbischöflicher Finanzdirektor