Weihnachten ohne Stress: Sieben Tipps für Eltern Wie Familien die Advents- und Weihnachtszeit möglichst entspannt miteinander begehen können

Die Advents- und Weihnachtszeit ist geprägt von widersprüchlichen Gefühlen. Auf der einen Seite das freudige Warten, der Kerzenschein, leuchtende Augen, besinnliche Stunden, Geschenke und feines Essen. Auf der anderen Seite ist all das mit vielen Vorbereitungen und viel Arbeit verbunden. Gerade für Eltern ist es oft nicht einfach, alle Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder unter einen Hut zu bringen. Es kommt zu Enttäuschungen, Erwartungen werden nicht erfüllt, Ärger oder Traurigkeit machen sich breit. Agnes Passauer von der Ehe- und Familienpastoral und Susanne Ehlert von der Alleinerziehendenseelsorge des Erzbistums München und Freising beschreiben, worauf es an Weihnachten in der Familie wirklich ankommt, und wie Eltern und Kinder das Fest gemeinsam begehen können. 
 
Geschwister backen Weihnachtsplätzchen
In der Advents- und Weihnachtszeit muss nichts perfekt sein – weder die Plätzchen noch die Stimmung in der Familie.
1. Sorgen und Erschöpfung annehmen

Es geht los! Die erste Kerze auf dem Adventskranz wird angezündet. Das erste Türchen im Adventskalender darf geöffnet werden. Jetzt wollen Eltern alles besonders gut machen. Sie wollen Plätzchen backen, basteln, musizieren und besinnliche Stunden mit der Familie verbringen. Friedlich und harmonisch soll es sein, alle sollen mitmachen und die sogenannte „stille Zeit“ genießen. Die Wirklichkeit sieht aber oft anders aus.

Schon in normalen Zeiten ist festliche Stimmung auf Knopfdruck kaum möglich. In diesem Jahr sind viele Familien durch die aktuellen Herausforderungen besonders angespannt. Durch den Ukraine-Krieg und seine Folgen, die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina sowie die andauernde Klimakrise hätten Eltern und Kinder echte Stressjahre hinter sich, erklärt Agnes Passauer von der Ehe- und Familienpastoral der Erzdiözese München und Freising. „Deshalb ist die Sehnsucht nach Entspannung und danach, friedlich miteinander zu leben, besonders groß“, sagt die Theologin und Eheberaterin. „Aber genau das ist Advent, wir warten auf die Ankunft, es ist die Erwartungszeit. Wir wünschen uns, die Rettung möge kommen.“
 
Was jetzt hilft: die Sorgen und die Erschöpfung annehmen. „Das Aushalten der dunklen Stunden, der Ungewissheit, fällt uns sehr schwer“, so Passauer, „doch das ist jetzt unsere Situation und wir können ihr nicht entrinnen. Wir können nur versuchen, gemeinsam und mit viel Solidarität da durchzukommen.“
 
2. Fürchte dich nicht!
 
Unterstützen kann Eltern im (vor-)weihnachtlichen Gefühlschaos die Botschaft „Fürchte dich nicht!“ (Lukas 1,30). Es sind die Worte des Engels, als er Maria die Geburt Jesu ankündigt. „Wir feiern an Weihnachten, dass Gott in unsere unheile Welt kam, dass er unser ungerades Leben annimmt. Er hat sich klein gemacht wie ein Kind, damit wir keine Angst zu haben brauchen“, heißt es in einem Beitrag der katholischen Initiative „elternbriefe“ zur Botschaft von Weihnachten. „Wir feiern an Weihnachten nicht die heile Familie.“
 
Das bedeutet auch: So wie die Menschen gerade sind, wie sie leben, wie es ihrer Partnerschaft und ihrer Familie geht – sie können dazu stehen, weil auch Gott zu ihnen steht. Sie müssen nichts beschönigen, sich nicht verstellen. Sie müssen sich nicht fürchten.
 
3. Die Weihnachtszeit muss nicht perfekt sein
 
Es muss nicht perfekt sein – das gilt für die gesamte Advents- und Weihnachtszeit. Schon die Vorstellung, dass das Fest entspannt verlaufen soll, kann Erwartungen aufbauen und Familien unter Druck setzen. Entlastung heißt das Zauberwort. Agnes Passauer empfiehlt Eltern, „nicht in diesen Optimierungsdrang hineinzugeraten, der uns sowieso allerorten umflutet“. Sie rät, sich von der Vorstellung zu lösen, an Weihnachten müsse alles ideal sein. „An Weihnachten war gar nichts ideal“, sagt Passsauer. „Es war alles improvisiert in der Krippe, es gab keine Herberge, es war nicht einfach.“ Für Familien gehe es darum, zu improvisieren und die Situation so zu nehmen wie sie ist.
 
Zur Entlastung beitragen kann beispielsweise: Plätzchen kaufen statt selber backen. Mal zusammen einen Film anschauen. Die Basteleien aus den Vorjahren wieder verwenden. Advent und Weihnachten können schlicht und einfach sein – und trotzdem gut.
 
Gerade Müttern fällt das oft nicht leicht. Schließlich wollen sie alles dafür tun, dass es schön wird! Doch gelegentlich führt das dazu, dass die Mama an Heiligabend, wenn der Rest der Familie in Festtagskleidung und mit großen Augen auf die Bescherung wartet, weinend und völlig erschöpft im Bad sitzt. Um das zu verhindern, kann auch hier die Haltung „Weniger ist genug, es muss nicht perfekt sein“ helfen. Mütter dürfen Verantwortung für sich übernehmen, können für sich entscheiden, sich nicht zu stressen. Sie dürfen sagen, wo ihre Grenzen sind, was sie sich antun und was nicht. Dazu gehört auch, dass die Familie im Vorfeld gemeinsam überlegt, wer was zum Fest beitragen kann. Das übernimmt dann jede und jeder, und das reicht. Und wenn einer nichts beitragen kann, ist auch das in Ordnung.
 
Weihnachtsgeschenke unter Baum mit Laterne und Tannenzapfen
Schenken und beschenkt werden ist etwas Wunderbares. Dabei kann weniger mehr sein.
4. Mit Liebe schenken
 
Dieses Jahr gibt’s keinen Stress mit den Geschenken – diesen Vorsatz fassen viele Eltern jedes Jahr aufs Neue. Doch jedes Jahr stellen sie wieder fest: Es funktioniert nicht. Am Ende hetzt Mama doch in letzter Minute in den Spielwarenladen, um das heiß ersehnte Kuscheltier zu besorgen. Papa ist wütend auf sich, weil er vergessen hat, Batterien zu kaufen. Oder die Eltern sind völlig entsetzt, wenn Oma und Opa ohne Absprache an Heiligabend mit einem bühnenreifen Schlagzeug vor der Haustür stehen.
 
Geschenke gehören zum Fest dazu. Schenken und beschenkt werden ist etwas Wunderbares. Und wer Kinder auffordert, sich doch bitte auf das Eigentliche an Weihnachten, die Geburt Jesu, zu konzentrieren und weniger auf die Geschenke, der weiß nicht, wie Kinderseelen ticken. Über die Frage, was und wie geschenkt werden soll, nachzudenken und für sich eine Entscheidung zu treffen, kann sich jedoch durchaus lohnen. Expertinnen und Experten weisen seit Jahren darauf hin, dass zu viele Geschenke – zu Weihnachten und zu anderen Gelegenheiten – Kinder überfordern können. Auch dass Geschenke kein Ersatz für Zeit und Aufmerksamkeit sein können, hat sich herumgesprochen.
 
Weniger kann mehr sein, heißt die Devise. Besser gezielt auf die Wünsche der Kinder eingehen und wenige besondere Geschenke auswählen, als die Kinder mit einem Berg von Geschenken zu überschütten. Eventuell auch Verwandte und Freunde in die Planung mit einbeziehen und dann gemeinsam etwas Größeres schenken statt viele Kleinigkeiten. Auch der Nachhaltigkeitsaspekt und ethische Fragen können eine Rolle spielen. Also, wenn möglich, besser hochwertige, fair produzierte Produkte kaufen statt unter problematischen Bedingungen hergestellte Billigware. Stressfrei schenken – das mag ein frommer Wunsch bleiben. Aber wer mit Liebe und Bedacht schenkt, der weiß wenigstens, wofür der Stress sich gelohnt hat!
 
5. Als Alleinerziehende für sich sorgen

Für Alleinerziehende und Patchworkfamilien ist Weihnachten eine besondere Herausforderung. Wer ist wann bei wem? Wie können die Eltern sich so absprechen, dass es den Kindern gut geht – auch und gerade, wenn sie Weihnachten in unterschiedlichen Haushalten verbringen? Wie kommen Mutter und Vater selbst mit der Situation zurecht? Ein wichtiger Aspekt sei das Loslassen, weiß Susanne Ehlert, Leiterin der Alleinerziehendenseelsorge des Erzbistums. Alleinerziehende könnten dann am besten mit der Situation umgehen, wenn sie sich von der Vorstellung „So war es immer, so muss es sein“ frei machten und für sich neue Wege fänden und neue, eigene Rituale entwickelten, das Fest zu gestalten. „Das eigene normal machen“ – das sei für sie eine Hilfe.

Einige Alleinerziehende feiern mit anderen Personen, zum Beispiel in der Kirchengemeinde. Auch die Großeltern oder Freunde können eine gute Anlaufstelle sein. Mehr noch als bei der klassischen Vater-Mutter-Kind-Familie geht es bei Alleinerziehenden darum, Druck herauszunehmen und gezielt nach Entlastung zu suchen. „Ganz entscheidend ist es, dass die Alleinerziehenden für sich sorgen“, so Ehlert. Das sei wichtig, damit die Kinder nicht in die Gefahr geraten, sich ein schlechtes Gewissen zu machen oder das Gefühl zu bekommen, sich um die Mutter oder den Vater kümmern zu müssen. Und natürlich für die Alleinerziehenden selbst. „Manche Eltern, die ihre Kinder an Weihnachten nicht bei sich haben, feiern mit Freunden oder Freundinnen. Oder sie machen sich alleine einen schönen Abend.“

Bei Patchwork ist die Sache noch komplizierter, weil dann weitere Personen mit ihren je eigenen Vorstellungen dazukommen. In einer solchen Konstellation sei es am besten, „erstmal Tabula rasa zu machen“ und mit allen Beteiligten zu klären, wie gefeiert werden soll, empfiehlt Ehlert. Dazu gehöre auch zu verabreden, wann alle zusammen sind – und wann nicht.
 
6. Streit und Schwächen zur Krippe bringen 

Eine typische Situation am 24. Dezember: Alles ist fertig, der Baum ist geschmückt, das Essen vorbereitet, die letzten Geschenke sind verpackt. Gleich soll es losgehen in die Kirche. Und plötzlich bricht ein riesiger Streit aus. Vielleicht nur, weil ein Kind versehentlich eine Christbaumkugel zerdeppert hat. Vielleicht, weil sich die Familie immer noch uneinig über den Ablauf des Abends ist. Vielleicht hat sich auch bei einem Familienmitglied tagelang Frust angestaut, der jetzt herauskommt. Was tun, damit nicht das ganze Weihnachtsfest gecrasht wird?
„Genau diesen Streit und genau diese Not zur Krippe tragen“, sagt Agnes Passauer. „Genauso wie wir sind, dürfen wir zur Krippe kommen.“ Auch das gehöre zur Botschaft von Weihnachten: Das Kind in der Krippe nimmt die Menschen an – auch und gerade mit allem, was ihnen schwerfällt, was sie verpatzt haben, was ihnen nicht gelungen ist. Mit all ihren Fehlern und Schwächen.
 
Zudem hilft es, sich bewusst zu machen, dass die Menschen an Weihnachten genau dieselben sind wie sonst auch. Natürlich können auch in der Advents- und Weihnachtszeit Konflikte aufkommen. „Wenn wir uns streiten, finden wir uns schon wieder“, beruhigt Passauer. Jede und jeder dürfe auch mal grantig und missmutig sein. „Wir halten uns so aus wie wir sind.“
 
7. Gutes Neues Jahr! 

Die Tage „zwischen den Jahren“ sind für viele Familien eine Zeit des Aufatmens. Das Fest ist vorbei, die Verwandtschaft wieder abgereist. Jetzt ist Zeit zum Runterkommen, Geschenke ausprobieren oder um einfach mal nichts zu tun. Und vielleicht auch, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und das Neue in den Blick zu nehmen.

Wie wäre es, als Familie gemeinsam ein großes Plakat zu gestalten, auf das jedes Familienmitglied die Erlebnisse aus dem vergangenen Jahr schreiben oder malen darf, an die es sich besonders gerne erinnert, für die es besonders dankbar ist? Auch die Wünsche und Träume für das kommende Jahr können auf diese Weise gesammelt und festgehalten werden.

Zum Jahreswechsel werden in vielen Pfarrgemeinden spezielle Jahresabschlussandachten gefeiert. In den Gottesdiensten dort oder auch bei Andachten zuhause können die Gläubigen das alte Jahr beschließen und das neue willkommen heißen – im Vertrauen darauf, dass Gott sie im vergangenen Jahr begleitet hat und auch im kommenden an ihrer Seite sein wird. Wunderbar ausgedrückt wird diese Zuversicht in dem Text des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag."

Text: Christina Tangerding, freie Redakteurin, November 2022
 

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