Die Therapeutinnen Isabelle Überall und Anjeli Goldrian von der
Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Erzbistums München und Freising haben öfter mit solchen Fällen zu tun. Meist ist der Flirt nicht der eigentliche Grund für die Gespräche, sondern lediglich ein Symptom der Beziehungs- und Ehekrise des Paares, das vor ihnen sitzt. Neben dem Urlaubs- kennen sie auch den Faschings-, Wiesn-, Kur- oder Party-Flirt, je nach Alter und Lebenssituation. Nach dem allgemeinen Verständnis ist ein Flirt eine „erotisch konnotierte Annäherung zwischen Personen“ (Wikipedia), ein „Spiel der Möglichkeiten auf einer emotional eher oberflächlichen Ebene“, wie ihn Isabelle Überall definiert. „Ein Flirt dient oft der wechselseitigen Selbstbestätigung und hat meist keine weiteren Konsequenzen.“
Es kann aber auch mehr daraus werden. Wie bei einem Mann aus dem Raum München, der sich im Urlaub mit Freunden mit einer Tunesierin einließ und eine Nacht mit ihr verbrachte. Als er seiner Frau zu Hause seinen Seitensprung offenbarte, brach für sie eine Welt zusammen. Dennoch fanden beide den Weg in die Beratung – was schon mal ein wichtiger und mutiger Schritt ist. „Dann haben beide noch Hoffnung, dass es einen Ausweg aus der Beziehungskrise gibt und es am Ende vielleicht sogar wieder besser werden kann“, sagt Anjeli Goldrian. Beide müssen aber auch etwas dafür tun – vor allem die Perspektive des anderen einnehmen! „Sie müssen sich sozusagen auf den Stuhl des anderen setzen und versuchen, die Beweggründe des Partners zu verstehen. Gelingt das nicht, bleibt der Verletzte immer in der Vorwurfsrolle stecken und in der beengten Perspektive gefangen.“