Wie feiert man Weihnachten nachhaltig, ohne auf liebgewonnene Traditionen zu verzichten? Welche Alternativen zu herkömmlichen Produkten gibt es, um Ressourcen zu schonen? Und was hat ein blauer Engel damit zu tun? 8 Tipps für ein umweltfreundliches Weihnachtsfest
Oh du fröhliche: Ein Schöpfungs-freundliches Weihnachtfest vorzubereiten, ist gar nicht so kompliziert und schafft gemeinsame Aktionen mit den Kindern.
Kerzen lassen sich aus Wachsresten prima recyclen.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Leider ist Kerzenschein für die Ökobilanz nicht allzu schmeichelhaft. Der Großteil der im Handel erhältlichen Kerzen wird aus dem Erdölprodukt Paraffin hergestellt. Das Verbrennen verursacht in Innenräumen eine erhebliche Schadstoffbelastung. Außerdem landen rund sechs Prozent des nach Deutschlands gelieferten Palmöls in Kerzen. Was also tun, wenn man umweltbewusst handeln möchte? Die Alternative mit der besten Ökobilanz sind Kerzen aus Bienenwachs. Doch da die Jahresproduktion eines Bienenvolks bei etwa einem kg Bienenwachs liegt, kommt es hier rasch zu Engpässen. Im Sinn der Nachhaltigkeit lassen sich Kerzen und Teelichter wiederverwenden. Aus eingeschmolzenen Wachsresten kann man prima neue Kerzen herstellen. Abgelagertes Wachs brennt sogar besser als frisch verarbeitetes. Kerzenreste werden auch in den Kirchen des Erzbistums und auf Wertstoffhöfen gesammelt. Recycling-Kerzen entstehen etwa in sozialen Einrichtungen im Erzbistum wie im
Kerzen Atelier der Münchner Pfennigparade. Und: Je länger die Brenndauer einer Kerze sein soll, desto sinnvoller ist es, auf die elektrische Variante mit LED oder auf solarbetriebene Kerzen zurückzugreifen.
Weitere Tipps und Links finden Sie im
Infoblatt der Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit des Erzbistums.
Weihnachtskarten selbst zu gestalten, macht auch Kindern großen Spaß.
„Gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!“ Die Liste an Adressaten, an die gute Wünsche verschickt werden sollen, ist in vielen Familien lang. Wer das Papier, auf dem die Grüße verewigt werden, der Nachhaltigkeit wegen nicht gleich selbst schöpfen will, ist gut beraten, für seine Grußkarten auf umweltfreundliches Papier zurückzugreifen. Dies ist wiederverwertet, wurde chlorfrei gebleicht und stammt in der Regel aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Gekennzeichnet ist es mit dem Gütesiegel FSC oder dem „blauen Engel“. Umweltschonend und eine bei den Kindern beliebte Aktion an kalten Wintertagen ist das Basteln eigener Weihnachtskarten. Ob Malen, Schnipseln, Kleben – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und beim Gestalten von Karten mit Kartoffeldruck können auch schon die Kleinen tatkräftig mitstempeln.
Bäume aus der Region sind aus Umweltschutzgründen die beste Wahl. Einige Forstbetriebe bieten auch an, den Weihnachtsbaum selbst zu schlagen.
Tanne, Kiefer oder Fichte? Diese Frage stellen sich hierzulande alljährlich Millionen Haushalte. Doch welcher Baum lässt sich angesichts des Klimawandels noch guten Gewissens aufstellen? Zwar stammen knapp 90% der angebotenen Bäume aus Deutschland. Doch wachsen diese meist auf großen Plantagen, auf denen Düngemittel und Pestizide zum Einsatz kommen, die dem Wald schaden und das Grundwasser verschmutzen. Wer sich für einen Baum aus ökologischer Landwirtschaft entscheidet und ein Zeichen für den Umweltschutz setzen möchte, achtet auf das FSC-Siegel. In jedem Fall empfiehlt sich zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks ein Baum aus der Region. Regionale Bio-Christbäume sollten möglichst aus Durchforstungsmaßnahmen stammen. Eine gute Anlaufstelle ist das nächstgelegene Forstamt. Es gibt auch Möglichkeit, Weihnachtsbäume im Topf zu mieten. Angeboten werden die Mietbäume von lokalen Baumschulen, Gärtnereien oder Förstereien. Eine weitere Option sind zusammenfaltbare Bäume aus FSC-zertifiziertem Holz. Ein Kauf von Plastikbäumen ist nicht zu empfehlen. Auch bei mehrjährigem Gebrauch verbessern sie die Ökobilanz nur geringfügig. Die Christbäume der Innenstadtkirchen im Erzbistum stammen übrigens aus den Wäldern des Erzbistums. Dort werden rund um den 3. Advent jährlich 80-100 Fichten im Sinne nachhaltiger Forstkulturen gefällt, um für andere Bäumen die notwendige Fläche zum Wachsen zu schaffen. Mehr zu den Christbäumen im Erzbistum lesen Sie
hier.
Erhellend: Im Vergleich zu konventionellen Glüh- oder Halogenlampen verbrauchen LED-Lichterketten nur etwa ein Zehntel des Stroms – und leben rund 100-mal länger.
Beim Nachbarn blinken viele bunte Lichter an der Balkonbrüstung. An den Laternen in der Fußgängerzone leuchten Dutzende Sterne. Und im Baumarkt sind dimmbare Lichterketten schon seit September im Angebot. Was wäre die Advents- und Weihnachtszeit ohne stimmungsvolle Lichter-Deko? Knapp 19 Milliarden Lämpchen leuchteten in deutschen Privathaushalten in der vergangenen Weihnachtszeit. In Deutschland wird der größte Anteil an Strom in der Weihnachtszeit verbraucht. Beim Kauf spielen Stromverbrauch und Umweltauswirkungen jedoch meist nur eine geringe Rolle. Häufig wird zu Billigprodukten gegriffen. Preiswerte Produkte haben jedoch oft nur eine geringe Lebensdauer. Wer nachhaltig kaufen will, informiert sich über die Kosten im laufenden Betrieb (Dimmen und Farbwechsel erhöhen den Energieverbrauch deutlich) und fragt im Handel nach, ob Ersatzteile auch Jahre nach dem Kauf noch erhältlich sind. Eine weitere zentrale Frage: Erfolgte die Produktion unter nachhaltigen Gesichtspunkten? Wer nicht auf Beleuchtung verzichten möchte, sollte Lichterketten mit LED-Lämpchen verwenden. Sie halten länger und verbrauchen bis zu 90 Prozent weniger Strom als herkömmliche Lichterketten. Von batteriebetriebener Beleuchtung ist abzuraten. Batterien enthalten Cadmium und belasten die Umwelt. Um den Energieverbrauch zu senken, eignen sich für die Außenbeleuchtung Zeitschaltuhren.
Kreativer Christbaumschmuck: Selbst gebastelte Weihnachtsdeko ist deutlich nachhaltiger als gekaufter Schmuck und nicht minder dekorativ.
Wo sind noch einmal die roten Christbaumkugeln? Und in welcher Schachtel ist Opas Lametta? Kurz vor dem Heiligen Abend wird vielerorts der Keller oder Speicher nach der Weihnachtsdeko durchforstet. Dass es sich bei den liebgewonnenen Glitzerschätzen oft um Sondermüll handelt, ist vielen nicht bewusst. Statt silberbeschichtete Christbaumkugeln, mit Acryl glasierte Vögelchen und Lametta aus Stanniol eignen sich als Baumschmuck Stroh-, Papier- und Häkelsterne, Figuren aus Salzteig, Walnussschalen, Tannenzapfen oder Anissterne. Oder wie wären als Baumschmuck dieses Jahr ausgestochene und getrocknete Orangen- oder Mandarinenschalen? Auch hier können die Kinder bei der Herstellung tatkräftig mithelfen. Die Vielfalt an hübschem Schmuck aus natürlichen und wiederverwendbaren Materialien ist groß. Zu glänzenden Bindfäden, die Kupfer enthalten, sind Stoffbänder oder Garn aus Bast eine gute Alternative. Diese ist genauso dekorativ und deutlich nachhaltiger. Und wer Weihnachtsdeko mit der Familie selbst basteln möchte, bedient sich kleiner heimischer Äpfel, sticht Figuren aus Salzteig aus oder hängt selbst gebackene Lebkuchenfiguren an den Baum, von denen die Kinder nach der Bescherung etwas naschen dürfen. Verzichtet werden sollte auf Schnee-, Gold-, Kupfer- oder Silbersprays. Sie können schädliche Substanzen enthalten. Der bessere Schneeersatz: sauerstoffgebleichte Watte.
Qualität statt Quantität: lieber weniger, stattdessen langlebige, bewusst ausgewählte Geschenke aus der Region unter den Christbaum legen
Wein aus Südafrika? Winterstiefel aus China? Ein Geschenk, das vom anderen Ende der Welt importiert werden muss, verursacht einen immensen CO2-Ausstoß. Deshalb sollte man besser Dinge verschenken, die vor Ort hergestellt werden. Fair gehandelte Produkte oder Gegenstände wie Spielzeug, Taschen oder Möbel, die aus Upcycling entstanden sind, also ehemals eine andere Funktion hatten, schonen ebenfalls die Umwelt. Und wenn sich alle Familienmitglieder zusammentun, um gemeinsam ein hochwertiges Geschenk zu überreichen, spart dies nicht nur Zeit, sondern auch Ressourcen. Oder wie wäre es mit einem „Zeitgeschenk“ wie einem gemeinsamen Ausflug?
Weihnachtsgeschenke verursachen Unmengen Verpackungsmüll. Ökologische Alternativen gibt es viele, wie etwa Stoffreste oder Geschirrtücher.
Rolle um Rolle beschichtetes Papier laufen in der Vorweihnachtszeit über die Kassenbänder. Nach der Bescherung entsteht in vielen Haushalten so ein stattlicher Müllberg aus Geschenkpapier. Wer älteres Papier recycelt oder in die Schränke schaut, findet oft preisgünstige und ökologische Alternativen: Mit hübschen Stoffresten, einem älteren Tischtuch, Teilen eines ausrangierten Betttuchs, wiederverwendbaren Schachteln oder Beuteln, Kalenderblättern aus dem letzten Jahr oder weihnachtlich bemaltem Packpapier aus einer vergangenen Paketsendung lassen sich Geschenke hübsch und individuell verpacken. Auch Klebestreifen müssen nicht sein: Statt mit schimmerndem, schlecht recylebarem Geschenkband aus Kunststoff lassen sich Präsente mit Wollfäden, Garn oder Juteband gut verpacken. Durch Verzicht auf Klebestreifen wird das Papier nicht beschädigt und kann für das nächste Weihnachtsfest wieder verwendet werden. Wer dennoch nicht auf Geschenkpapier aus dem Handel verzichten möchte, kann zu Papier mit dem „Blauen Engel“, dem Umweltzeichen der Bundesregierung, greifen. So ist garantiert, dass das Geschenkpapier aus Recyclingpapier gemacht und nicht mit anderen Materialien wie etwa Aluminium und Kunststoff beschichtet ist.
Fleischlos durch die Feiertage? Wer nicht auf Gans oder Wild verzichten möchte, achtet auf hochwertiges Bio-Fleisch aus tiergerechter Haltung.
Ente oder Gans? Raclette oder Fondue? Es muss zu Weihnachten nicht immer Fleisch sein. Warum nicht auch einmal ein vegetarisches Menü vorbereiten? Wer dennoch nicht auf die Weihnachtsgans verzichten möchte, sollte sich fragen, woher das Fleisch stammt. Die beste Wahl ist eine Biogans aus der Region. Zwar ist so eine Gans teurer als eine vom Discounter, dafür hat sie aber oft einen intensiveren Geschmack. Soll Fisch auf den Tisch kommen, dann sollte er möglichst nicht zu den überfischten Arten gehören.
Wie Weihnachten zu einem friedvollen Fest wird
Glockenklang zu Weihnachten
Umwelt
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