Kaum etwas wirbelt Familien so durcheinander und fordert sie so heraus wie eine Krankheit. Es gilt, den Alltag neu zu organisieren, mit Ängsten und Sorgen umzugehen und sich schnell auf die neue Situation einzustellen. Bei schweren Krankheiten nagen oft die nicht enden wollenden Fragen: Machen wir es richtig? Können wir unsere Entscheidungen wirklich tragen? Wie kommen wir überhaupt je wieder zum Leben?
Gut ist es, wenn dann Großeltern in der Nähe sind, die schnell helfen können. Wenn Freunde und vertraute Menschen die Familie unterstützen. Wenn flexible Arbeitszeiten Eltern Spielräume ermöglichen. Wenn Arbeitgeber, Kommunen oder kirchliche Einrichtungen konkrete Hilfe anbieten.
Wenn Kinder, Eltern oder Großeltern krank werden, kommt der eingespielte Familienalltag schnell an seine Grenzen. Da sind nicht nur die Schmerzen, Ängste und Ungewissheiten, wie es weitergeht. Außerdem gilt es, Löcher zu stopfen, die die Kranken im Alltagsleben hinterlassen, neue Absprachen zu treffen, Hilfe „von außen“ zu organisieren. Krankheiten bedeuten oft einen Ausnahmezustand, eine Extremsituation, verbunden mit Stress, der alle Familienmitglieder betrifft, auch diejenigen, die nicht gleich alle Pläne über Bord werfen.
Nicht jede Krankheit ist gleich ernst und gleich dringlich: Da gibt es Kinder mit „banalen“ Erkältungen, chronisch kranke Kinder, Mütter an Krücken, Väter mit Burnout, pflegebedürftige Großeltern … – das eine erfordert „nur“ Trost, das andere viel Zeit, Organisationstalent und/oder Einfühlungsvermögen, manches wirkt existenz- und lebensbedrohlich. Aber eine Herausforderung bleibt jede Krankheit.
Welch eine Entlastung, krank sein „zu dürfen“ – wenn andere und wir selbst uns das zugestehen. Es ist in Ordnung, wenn ich jetzt nichts arbeite und lerne! Ich darf, aber ich muss nicht „schnell gesund werden“! Ich darf mir Zeit geben!
Ist ein Familienmitglied krank, sind meist auch die anderen betroffen. Mehr oder weniger leiden sie mit und haben ganz ähnliche Bedürfnisse wie die „Kranken“ selbst:
Sie möchten
- mit ihren Gefühlen, ihrer Sicht ernstgenommen werden.
- Geduld mit der eigenen Ungeduld und Unleidlichkeit erleben
- sich an der Zuversicht des anderen festhalten können
- sich an kleinen Schritten der Genesung mitfreuen
- klagen, weinen und jammern dürfen
- zusammenstehen: „Wir schaffen das!“
- in Ruhe gelassen werden
- wieder und wieder erzählen dürfen
- erleben, dass andere an sie denken
- getröstet werden
- liebevoll umsorgt, umarmt werden
- wissen: Die anderen beten für mich
An einen Gott zu glauben, der alle Wege mitgeht, und an Jesus Christus, der dem Leid nicht ausgewichen ist, kann ein großer Trost sein und viel Kraft in der Krankheit geben. Die Hoffnung aus dem Glauben, dass jeder Schmerz, jede Krankheit, sogar der Tod einen Weg und Durchgang auf eine Heilung hin oder auf das Heil hin bedeutet, kann stärken und Gelassenheit schenken – und manchmal sogar „Berge versetzen“.
Eine schreckliche und brutale Wirklichkeit kann auch Glaubende zu Fragen führen, von denen selbst Jesus nicht verschont blieb, als er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46). Die Klagepsalmen sind ein Zeugnis dafür, dass das „Warum?“ oft nicht beantwortet wird und von niemandem beantwortet werden kann. Es bleibt manchmal nur der Schrei, die Klage an Gott – die Fragen: Warum? Was hast Du mit mir/uns vor? Wie lange noch? Woher soll ich Kraft nehmen? Wozu?
Es ist gut, wenn andere das mit aushalten können und bei uns bleiben.
Die Texte stammen von Robert Benkert, Ute Eberl, Efi Goebel, Hubert Heeg, Rudolf Mazzola und Agnes Passauer und sind entnommen aus der Broschüre
"Krank sein. Herausfordernde Momente in der Familie", erschienen in der Reihe Hot Spots des Lebens, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung.
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