Die sind ja ganz anders! Intergenerationelle Bildung

Der demografische Wandel ist in aller Munde. Parallel zum gestiegenen Durchschnittsalter hat sich aber auch das Gesellschaftsgefüge verändert. Oft sind die verschiedenen Generationen räumlich voneinander getrennt, da von den Jüngeren eine berufliche Mobilität gefordert wird. Die großen Familienverbunde lösen sich zunehmend auf. Schreckensmeldungen über den Pflegenotstand und die Sorge um die zukünftige Rente tun ihr Übriges. Das übergenerationelle Verständnis füreinander geht immer mehr verloren. Dass Eltern und Großeltern ihren Nachwuchs mehr denn je finanziell und zeitlich bei der Karriere und der Familiengründung unterstützen, rückt zugleich in den Hintergrund wie ein stilles Ehrenamt.
Großeltern-Enkel
Auch und gerade beim gemeinsamen Arbeiten lernt man voneinander. (Foto: imago images / Sven Simon)
Im Erzbistum nimmt man sich die Problematik schon seit Langem zu Herzen. Dort gilt es, die Missverständnisse, die mit der Entfremdung Hand in Hand gehen, zu beseitigen. „Die Verständigung zwischen den Generationen ist ein wichtiges Mittel, um den sozialen Frieden zu erhalten“, betont Brigitte Krecan-Kirchbichler, diözesane Fachreferentin für Seniorenbildung im Erzbischöflichen Ordinariat München. Kommunions- und Firmgruppen besuchen deshalb regelmäßig die Seniorenheime, und im Rahmen einer speziellen Mentoren-Ausbildung können ältere Menschen sich nach einem Lehrgang als Leih-Großeltern zur Verfügung stellen.

Ein Projekt, auf dem ein besonderes Augenmerk liegt, ist das Großeltern-Enkel-Programm, das von der katholischen Erwachsenenbildung in den einzelnen Landkreisen angeboten wird. Der Fokus liegt hier auf einer ausgewogenen intergenerationellen Bildung. Das gemeinsame Erleben, Verstehen und Lernen steht im Vordergrund. Ein Organisator der ersten Stunde ist das Katholische Bildungswerk Berchtesgadener Land. „Wir haben im Landkreis eine relativ alte Bevölkerung“, erklärt die Geschäftsführerin Michaela Obermeier. „Seit Langem machen wir Eltern-Kind-Arbeit und haben darin viel Erfahrung gesammelt, doch die Beziehung zwischen Großeltern und ihren Enkeln fanden wir immer schon besonders spannend.“ So knüpfte man im Herbst 2009 an und organisierte im Rahmen eines Erntedankfestes den ersten Großeltern-Enkel-Tag. „Dieser kam so gut an, dass wir ihn im folgenden Jahr wiederholten“, berichtet Obermeier. „Da hatte sich die Teilnehmerzahl bereits auf 50 Personen verdoppelt.“

Man ergänzte das Programm bald um viele weitere Formate. Mittlerweile treffen sich Jung und Alt nicht nur einmal im Jahr, sondern unternehmen gemeinsame Studienreisen, Wochenendausflüge und kleinformatige Bildungstreffen. Über 100 Interessierte sind jährlich mit von der Partie. Die Veranstaltungen sind stets für beide Generationen maßgeschneidert und werden aufwändig vorbereitet. „Wir kooperieren mittlerweile sehr breit“, erklärt Obermeier. Dank verschiedener Partner wie dem Schüler-Forschungszentrum in Berchtesgaden, der Berufsfachschule für Holzschnitzerei und vielen anderen Einrichtungen wird den Großeltern und ihren Enkeln ein breites Spektrum an Aktivitäten und Einblicken geboten. „Die Jüngsten sehen sich mit neuen interessanten Dingen konfrontiert, während die älteren Teilnehmer ihre Bildung auf einer einfachen Stufe wiederauffrischen.“ Seit zwei Jahren gibt es sogar eine Großeltern-Enkel-Uni, die heuer am 18. Mai zum zweiten Mal stattfindet.

Professoren der Universität Salzburg, Gymnasialschullehrer und verschiedene Experten verraten Lerntipps aus der Neurobiologie, halten Vorträge über das Leben im Weltraum oder das Wasser weltweit und vieles mehr. Grundlagen der Gebärdensprache sind hier ebenso erlernbar, wie der Umgang mit QR-Codes und dem Geocaching.

Die katholischen Bildungswerke entwickeln ständig neue Ideen zur intergenerationellen Zusammenführung, sodass noch viele weitere Projekte zu erwarten sind. Zum zehnjährigen Bestehen des Großeltern-Enkel-Programms gibt es im Bildungszentrum St-Nikolaus in Rosenheim am 8. Mai eine passende Vortragsreihe des Fachforums für Erwachsenenbildung zum Thema: „Die sind ja ganz anders! Intergenerationelle Bildung“.

Text: Beate Berger
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Programmentwicklung, Qualitätssicherung
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80333 München

Elisabeth Eisert, Fachreferentin für Familienbildung
Telefon: 089 / 2137-1901
Fax: 089 / 2137-271385
eeisert@eomuc.de


Karin Wimmer-Billeter, Fachreferentin für Seniorenbildung und intergenerationelle Bildung
Telefon: 089 / 2137-1386
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KWimmer-Billeter@eomuc.de

Valeska Farnbacher, Fachreferentin für Familienbildung,
Schwerpunkt Eltern-Kind-Programm (EKP)
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