Jugendliche auf dem Weg zum Sakrament der Firmung zu begleiten, ist nicht immer einfach. Da das Firmalter in die Zeit der Pubertät fällt, nimmt die Bedeutung der Eltern ab. Deshalb ist es unüblich, Väter oder Mütter in ähnlicher Weise in die Firmvorbereitung zu integrieren, wie das in der Kommunionkatechese geschieht. Und auch sonst ist die Firmvorbereitung eine mehrmonatige Veranstaltung, die in der Pfarrgemeinde, manchmal auch in der Schulpastoral stattfindet und damit wenig den Familienalltag und die Familienkommunikation berührt.
Begleitung ist wichtig Nichtsdestotrotz ist es aber durchaus sinnvoll, wenn Eltern bereit sind, den Prozess der Firmvorbereitung kommunikativ und inhaltlich zu begleiten und mitzugestalten. Wie aber kann das gelingen? Wie ist es möglich, an den Erfahrungen der eigenen Kinder im Rahmen der Firmvorbereitung teilzuhaben und diesen zugleich ein ernsthaftes Interesse und Mitgehen auf diesem Weg zu signalisieren? Was sollten Eltern unternehmen, wenn ihnen die Firmvorbereitung nicht gleichgültig ist, sondern sie an dieser Anteil nehmen und diese zugleich in der Familie mittragen wollen?
In der Religionspädagogik ist in den vergangenen Jahrzehnten eine Disziplin gewachsen, die sich Jugendtheologie nennt. Jugendtheologie hat das Anliegen, „Heranwachsende in ihrem theologischen Denken, Fragen und Suchen ernst zu nehmen, d. h. insbesondere auch, sie als prinzipiell gleichberechtigte Dialogpartner wertzuschätzen“ (Annike Reiß,
Artikel Jugendtheologie, in: Das wissenschaftlich-religionspädagogische Lexikon, www.wirelex.de). Eine solche Methode der religiösen Bildungsarbeit ist aus der Kindertheologie gewachsen, die seit vielen Jahrzehnten schon darum bemüht ist, das religiöse Nachdenken von Kindern in Familie, Kindergarten und Grundschule ernst zu nehmen und zu fördern. Jugendtheologie setzt auf einen Dreischritt: In der Arbeit und im Gespräch mit Jugendlichen um religiöse Fragen geht es um Wahrnehmung, Dialogisierung und Differenzierung.
Elemente aus der Jugendtheologie nutzen Was ist damit gemeint und was kann dies konkret für das Gespräch in der Familie über die Firmvorbereitung bedeuten?
1. Interesse zeigen – Wahrnehmung Die wenigsten Jugendlichen werden die Eltern direkt an der Firmvorbereitung beteiligen, indem sie zum Beispiel begeistert aus Gruppenstunden berichten oder von den Erfahrungen im Klettergarten mit dem Kaplan erzählen. Insofern ist es wichtig, als Vater oder Mutter offen zu sein für das, was Jugendliche im Rahmen der Firmvorbereitung erleben, mit sich tragen oder auch äußern. Vor aller aktiven Auseinandersetzung mit dem Geschehen in der Firmkatechese geht es darum, achtsam wahrzunehmen, wie das eigene Kind die verschiedenen Veranstaltungen und die dort agierenden Personen erlebt und inwiefern es sich durch diese auch verändert. Kommt das Kind entspannt, gelangweilt, gereizt oder vielleicht sogar erheitert aus der Gruppenstunde zurück? Fallen Namen von Personen, die ihm scheinbar wichtig geworden sind? Spielen Themen aus dem Bereich von Religion und Ethik am Esstisch oder vor dem Fernseher eine Rolle, die vor einigen Monaten so noch gar nicht interessant gewesen sind? Wie reagiert das Kind auf gottesdienstliche Angebote oder die oft verpflichtend gemachten Teilnahmen an kirchlichen Veranstaltungen? Mit wachem Blick zu verfolgen, inwieweit all diese Fragen durch die Teilnahme an den Veranstaltungen der Firmvorbereitung beantwortet werden können, ist der erste Schritt, um im Sinne der Jugendtheologie mit den eigenen Kindern ins Gespräch zu kommen.
2. Miteinander ins Gespräch kommen Dialogisierung: Auf die Wahrnehmung folgt der Dialog, also die Gegenrede. Anders als im heutigen Sprachgebrauch heißt Dialog ursprünglich nicht etwa Zweigespräch, sondern Gegenrede. Der Dialog lebt also davon, dass man sich über ein bestimmtes Thema miteinander auseinandersetzt und dabei durchaus auch gegensätzliche Positionen vertritt. Insofern kann es sinnvoll sein, mit den eigenen Kindern über Themen, Ereignisse, Personen, Werte, Haltungen und Ähnliches in einen Dialog, also in ein Gespräch zu kommen, in dem es nicht nur um Gemeinsamkeiten oder Allgemeinplätze geht, sondern das durchaus auch zu Auseinandersetzungen und Diskussionen führen soll. Ein solcher Dialog ist der zweite wichtige Schritt, wenn es darum geht, die eigenen Kinder anzuregen, mit den Erfahrungen und Ergebnissen der Gruppen- und Projektarbeiten in der Pfarrgemeinde umzugehen. Nicht die Frage, wie etwas gewesen ist und erlebt wurde, sondern durchaus auch das kritische Statement oder eine zweifelnde Nachfrage, die auf den Sinn und die Notwendigkeit bestimmter Veranstaltungsformate zielt, kann Jugendliche im Sinne einer produktiven Irritation anregen, selbst noch einmal über den Sinn und die Ziele von einzelnen Elementen der Firmvorbereitung nachzudenken.