Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum München und Freising berät jedes Jahr tausende Klienten in Krisensituationen.
Isabelle Überall (l.) und Anjeli Goldrian
Guter Rat ist teuer? Falsch! Bei Isabelle Überall ist er sogar gratis. An 19 Beratungsstellen im ganzen Erzbistum helfen die Psychotherapeutin und ihre Kolleginnen in persönlichen, partnerschaftlichen und familiären Krisen und Konflikten. Rund 29.000 Stunden haben sie im letzten Jahr beraten. „Einzel- und Paarberatungen werde bei uns am meisten beansprucht“, sagt Überall. Von den 5.621 Klientinnen und Klienten kamen rund zwei Drittel gemeinsam mit Ihrem Partner.
Wer die Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Erzbistums aufsucht, hat meistens nicht nur eine Baustelle. „Die Anliegen sind häufig komplex“, sagt Psychologin Anjeli Goldrian, „entsprechend erstrecken sie sich auf den gesamten persönlichen, partnerschaftlichen und familiären Bereich“. Fragen zu Partnerschaft und Sexualität machen mit 54,5 Prozent bei weitem den größten Anteil unter den Beratungsanlässen aus. Danach folgen mit 17 Prozent Fragen des familiären Zusammenlebens und Beratungen bei Trennung und Scheidung mit 16,5 Prozent. „Thematisch geht’s dabei vor allem um Kommunikation, Zuwendung und Sexualität“, so Goldrian.
Ein Großteil der Beratungen findet in Präsenz statt. Dazu anmelden kann man sich ganz einfach telefonisch. Weil die Beratungen stark nachgefragt werden, muss man aber Geduld mitbringen, warnt Goldrian: „Die Warteliste, die wir führen, ist aktuell gut drei Monate lang.“ In akuten Krisensituationen antwortet der Fachdienst trotzdem binnen 48 Stunden. Ansonsten melden sich die Berater bei den Klienten, sobald ein Termin für ein Erstgespräch frei wird. Dabei lernen die Beraterinnen und Berater die Klientinnen und Klienten kennen und stellen die verschiedenen Angebote vor. Danach werden gemeinsam ein Beratungsauftrag erarbeitet und weitere Termine vereinbart.
Im vertrauten Lebensumfeld bleiben
Neben der Präsenzberatung fanden 2022 auch rund 2.000 Videoberatungen statt. So können Klientinnen und Klienten leichter teilnehmen, die aufgrund von Krankheit oder Kinderbetreuung nicht in eine Beratungsstelle kommen können oder deren Wohnort weiter entfernt ist. „Es hat außerdem den Vorteil, dass die Klienten in ihrem vertrauten Lebensumfeld bleiben und das in der Beratung gelernte dann unmittelbar umsetzen können“, erläutert Goldrian. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, per Mail oder Chat beraten zu werden – auf Wunsch auch anonym.
Eine Sitzung dauert etwa 60 Minuten. Insgesamt umfasst eine Beratung durchschnittlich acht bis zehn Stunden. Ein festes Limit haben die Beraterinnen aber nicht, sagt Überall: „Grundsätzlich begleiten wir unsere Klienten so lange wie nötig.“ Langfristig kann das auch bedeuten, sie an einen niedergelassenen Therapeuten weiter zu verweisen. Sobald ein Beratungsauftrag erfüllt ist, bieten Überall und ihre Kolleginnen mit etwas zeitlichem Abstand meist noch zwei bis drei unterstützende Termine an, bevor dann ein Abschlussgespräch stattfindet. Das gesamte Angebot ist für die Klientinnen und Klienten kostenfrei. Die pro Beratungsstunde durchschnittlich entstehenden Kosten von 130 Euro finanziert größtenteils das Erzbistum.
Text: Korbinian Bauer, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, September 2023
Ehe-, Familien- und Lebensberatung
der Erzdiözese München und Freising
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Leiterin: Margret Schlierf