Anlässlich des Jubiläums schildern zwei Frauen aus zwei Generationen, weshalb sie der Arbeitsplatz Pfarrhaus glücklich macht.
Der Vorstand des Vereins der Pfarrhaushälterinnen in der Erzdiözese München und Freising freut sich über das 100-jährige Bestehen des Berufsverbands. Von links nach rechts: Anneliese Kroha, Inge Tschirch, Elisabeth Tröstl, Angelika Fröschl und Lidwina Geltinger
„Pfarrhaushälterin ist mein Traumberuf“, sagt Nicole Maier voller Überzeugung. Die 32-Jährige ist gelernte Hauswirtschafterin und arbeitet seit vier Jahren in Dorfen (Landkreis Erding) als Pfarrhausfrau. Es sprudelt nur so aus ihr heraus, wenn sie danach gefragt wird, was ihr in ihrem Beruf am besten gefällt: „Es macht mir Freude, das Menü zu planen. Und ich mag die Arbeit im Garten sehr. Wir haben hier sogar einen kleinen Weinberg. Aus den Trauben mache ich Saft und Gelee.“ Nicole Maier führt Seelsorger P. Stephan Matula CR den Haushalt. Vorher war sie acht Jahre lang als Dorfhelferin im ganzen Landkreis unterwegs. „Dabei habe ich sehr viel gelernt und es war eine schöne Zeit. Aber jetzt bin ich froh, dass ich mich nicht dauernd wieder in neuen Küchen und Haushalten zurechtfinden und so viel mit dem Auto herumfahren muss. Hier habe ich ‚meinen‘ Haushalt und das ist schön.“
Nicole Maier liebt ihren Beruf. Sie arbeitet in Vollzeit, lebt aber nicht im Pfarrhaus.
Im Pfarrhaus arbeitet sie gern, denn sie fühlt sich der Kirche eng verbunden. „Der Glaube ist mir sehr wichtig. Deshalb passt mein Beruf zu 100 Prozent“, betont Nicole Maier, die im Nebenberuf Mesnerin ist. Die junge Frau ist sichtlich glücklich mit ihrer Entscheidung, Pfarrhaushälterin zu werden. Sie arbeitet ganztags, wohnt aber nicht im Pfarrhaus, sondern lebt bei Velden an der Vils. Auch dort gibt es einen Garten, wo sie viel Gemüse anbaut. Das bringt sie ins Pfarrhaus nach Dorfen mit. „Mir ist frisch gekochtes Bio-Essen sehr wichtig.“ Ihre Begeisterung für den Beruf hat sie mittlerweile auch an ihre Schwester Constance weitergegeben, die ebenfalls als Pfarrhaushälterin arbeitet. „Wir geben uns gegenseitig Tipps. Und ich telefoniere auch regelmäßig mit anderen im Verein der Pfarrhaushälterinnen“, erzählt Nicole Maier, die den fachlichen Austausch sehr schätzt.
330 Pfarrhaushälterinnen gibt es gegenwärtig in der Erzdiözese. 55 davon arbeiten in Vollzeit, 120 in Teilzeit. Alle anderen sind bereits im Ruhestand, wie auch Anneliese Kroha. Die 74-Jährige ist Diözesanvorsitzende des Vereins katholischer Pfarrhaushälterinnen im Erzbistum München und Freising, der jetzt sein 100-jähriges Bestehen feiert. „Ich habe meinen Beruf geliebt“, bekennt Anneliese Kroha. „Diese Vielseitigkeit der Begegnungen und Aufgaben war großartig.“ Ursprünglich hat Anneliese Kroha zunächst eine Ausbildung zur Technischen Zeichnerin abgeschlossen. Aber der Beruf bereitet ihr auf Dauer keine Freude, weil sie die Kontakte zu anderen Menschen vermisst. Als der damalige Kaplan ihrer Heimatpfarrei im Münchner Norden sie fragt, ob sie sich vorstellen könnte, ihm in seiner künftigen Pfarrei den Haushalt zu führen, sagt sie ja. So zieht sie mit Pfarrer Johann Huber nach Ampfing im Landkreis Mühldorf und übernimmt alle Aufgaben einer Pfarrhausfrau: Einkaufen, Mahlzeiten planen und zubereiten, das Haus sauber halten, die Wäsche pflegen, den Garten in Schuss halten, Gäste bewirten und vieles mehr.
Anneliese Kroha war in einer Zeit Pfarrhaushälterin, als es noch selbstverständlich war, dass ihre Berufsgruppe mit im Pfarrhaus gewohnt hat.
„Ich bin im September 1971 Pfarrhaushälterin geworden. Zwei Jahre später habe ich zusätzlich eine Ausbildung zur Religionspädagogin begonnen und seit 1976 habe ich auch Religionslehre unterrichtet“, erinnert sie sich. „Das war schon manchmal anstrengend. Ich hatte sicher keine 40-Stunden-Woche mit den beiden Berufen. Aber die hätte ich auch nicht gehabt, wenn ich eine Familie gegründet hätte und dazu in die Arbeit gegangen wäre“, schmunzelt Anneliese Kroha. Im Ampfinger Pfarrhaus bezieht sie zwei Zimmer: ein kleines Schlafzimmer und ein größeres Wohnzimmer. „Ein eigener Rückzugsraum ist wichtig. Das sage ich auch im Berufsverband allen Pfarrhaushälterinnen, die neu anfangen und im Pfarrhaus wohnen“, betont die Diözesanvorsitzende. Im Pfarrhaus leben schließlich nicht nur der Pfarrer und sie, sondern auch Praktikantinnen und Praktikanten sowie der Kaplan.
23 Jahre bleibt Anneliese Kroha in Ampfing. 1994 übernimmt Pfarrer Huber dann eine neue Gemeinde in Freising, und sie zieht mit ihm um. Dort engagiert sie sich sehr stark in der Erstkommunionvorbereitung und der Arbeit mit Frauengruppen. Als Pfarrer Huber 2005 in Ruhestand geht, beendet sie im Alter von 58 Jahren ebenfalls vorübergehend ihre aktive Berufstätigkeit, damit sie sich um den bereits erkrankten Geistlichen kümmern kann. Eine solche Lebensstellung war für Pfarrhaushälterinnen damals nicht unüblich. Heute ist das anders, denn die meisten jüngeren Pfarrhaushälterinnen haben eine eigene Familie, zu der sie nach einigen Stunden Arbeit im Pfarrhaus zurückkehren. Manche Pfarrer wollen auch gar keine Haushälterin mehr anstellen. Sie kochen selbst und kümmern sich um die Sauberkeit ihrer Wohnung.
Als Johann Huber 2008 stirbt, sucht Anneliese Kroha wieder nach einer Anstellung und findet sie als Haushälterin bei einer Kommunität indischer Patres. Kurz danach kann sie als Gemeindereferentin arbeiten. Seit 2013 lebt sie in Bad Aibling in einem Haus des Vereins der Pfarrhaushälterinnen, als dessen Diözesanvorsitzende sie sich weiterhin engagiert. Schließlich ist sie aktive Netzwerkerin, hält den Kontakt zu anderen Ruheständlerinnen, kümmert sich um Fortbildungsthemen, achtet darauf, dass sich auch die Berufstätigen treffen. „Pfarrhaushälterin ist auch heute ein wunderbarer Beruf. Aber er wandelt sich und diesen Wandel gilt es mitzugestalten.“
Der Verein der Pfarrhaushälterinnen in der Erzdiözese München und Freising, gegründet am 20. Juni 1921 in München, aktuell 133 Mitglieder, davon 33 jünger als 70 Jahre. Der Verein feiert im Oktober sein 100-jähriges Bestehen in der Katholischen Akademie.