Nach einem heißen Badesommer und einem warmen, goldenen Oktober hat die dunkle, kalte Jahreszeit begonnen. Zeit des Rückzugs und der Ruhe oder eher Zeit der trüben Stimmung, der Müdigkeit, der Einsamkeit? Da wo Frühling, Sommer, Winter ihre klaren Reize und Schönheit haben, macht der November es vielen Leuten schwerer ihn zu schätzen. Dipl. Theologin und Achtsamkeitslehrerin Susanne Kienast von der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum München und Freising bietet einige Anregungen, dem oftmals kalten, nassen November mit einer achtsamen, freundlichen Haltung zu begegnen.
In der Früh, noch im Bett liegend, gönnen Sie sich einige Momente, den Körper wahrzunehmen, die Wärme, die Müdigkeit, die Bettschwere. Erlauben Sie allen Körperempfindungen und Gefühlen beim Aufwachen so zu sein, wie sie gerade sind, bemerken Sie die ersten Gedanken, die Ihnen kommen – ohne dass Sie etwas verändern, verbessern oder korrigieren müssen.
Wenn Sie aus dem Haus treten, spüren Sie bewusst die kalte, feuchte Luft im Gesicht. Nehmen Sie Ihre Reaktion darauf wahr – ein Frösteln, ein wertender Gedanke, gedrückte Stimmung?
Machen Sie einen Spaziergang mit allen Sinnen, bei dem Sie sich bewusst der November-Natur öffnen: Betrachten Sie die kahlen Bäume, die Feuchtigkeit auf Wiesen und Sträuchern, die Farbschattierungen. Spüren Sie die Kälte im Gesicht, können Sie den Wind, Tiere hören, wie riecht der Wald im November?
Nehmen Sie sich ab und zu Zeit, bewusst ein Herbstgericht zu kochen und zu essen – betasten Sie das Gemüse in der Hand, hören Sie auf das Geräusch beim Schneiden, riechen Sie das Aroma im rohen Zustand, beim Kochen, vor dem ersten Bissen, schmecken Sie aufmerksam und schenken Sie sich diese Zeit, in der Sie nichts Anderes tun als zu essen.
Kochen Sie sich einen heißen Tee. Fühlen Sie die warme Tasse zwischen den Händen, nehmen Sie den Duft wahr, die Wärme des Wasserdampfes im Gesicht, schmecken, schlucken, die Wärme wahrnehmen, die sich im Körper ausbreitet.
Achten Sie auf die Art Ihres Denkens im November: Sind Ihre Gedanken vielleicht negativer als sonst, skeptisch, zweifelnd? Wie wirkt sich diese Art zu denken auf Ihre Stimmung, auf Ihr Empfinden aus? Seien Sie freundlich mit Ihrem November-Blues.
Beenden Sie den Tag damit, einige Momente ruhig zu sitzen oder im Bett liegend nichts Anderes zu tun, als den ein- und ausströmenden Atem zu spüren. Wenn Ihre Aufmerksamkeit wandert, nehmen Sie wahr, was Ihnen gerade durch den Kopf geht und kommen Sie dann wieder sanft zurück zur Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks.
Suchen Sie sich eine Routinetätigkeit mit Ihrem Kind (z. B. morgendliches Wecken, Wickeln, Brotzeit herrichten, zur Schule verabschieden...). Richten Sie eine Woche lang während dieser Tätigkeit Ihre Aufmerksamkeit ganz bewusst auf Ihr Kind, sich selbst und auf den Kontakt zwischen ihnen. Was erfahren Sie?
In Ihrer Beziehung: Beachten Sie die freundlichen, liebevollen, unterstützenden kleinen Begebenheiten – der für Sie gekochte Kaffee in der Früh, der Kuss beim Abschied, die ungefragt gewechselten Winterreifen, die kleine Umarmung...
In spannungsvollen Situationen: Erlauben Sie sich einmal nicht gleich zu reagieren, sondern näher hinzuschauen. Verspannt sich Ihr Körper? Verändert sich die Atmung? Welche Gefühle bemerken Sie? Welche Gedanken gehen Ihnen in dieser Situation durch den Kopf? Welche Handlungsimpulse spüren Sie? Und was passiert, wenn Sie sich einfach einmal erlauben, diese Spannung zu spüren, ohne gleich dagegen anzukämpfen, sich zu verteidigen, sich schützen zu müssen?... Wie ist es, wenn Sie achtsam und freundlich anerkennen können, dass da Unzufriedenheit, Ärger, Traurigkeit ist...
Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung in der Erzdiözese München und Freising unterstützt und begleitet Menschen in schwierigen Lebenssituationen, bei partnerschaftlichen, familiären oder persönlichen Problemen, Konflikten und Krisen.
Text: Susanne Kienast, Dipl. Theologin, Sozialpädagogin, MBSR-Achtsamkeitslehrerin
Ehe-, Familien- und Lebensberatung
der Erzdiözese München und Freising
Rückertstraße 9
80336 München
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Leiterin: Margret Schlierf