Im Theaterspiel die Herzen erreichen Wie Werner Hofmann auf der Bühne Glaubensbotschaften spannend und modern vermittelt

Werner Hofmann verbindet als Beauftragter für Theaterpastoral im Erzbistum München und Freising seine Leidenschaft für die Bühne mit den Glaubensbotschaften.
 
Werner Hofmann, Gemeindereferent in zwei Pfarrverbänden und Beauftragter für Theaterpastoral
Werner Hofmann, Gemeindereferent in zwei Pfarrverbänden und Beauftragter für Theaterpastoral
Werner Hofmann brennt für das Theater. Bereits als Kind stand der heute 52-Jährige auf der Bühne. Nach Erfahrungen bei der katholischen Landjugend zog es ihn während seines Studiums der Religionspädagogik in München auf Kleinkunstbühnen. 1994 gründete er zudem mit seinen Studienkollegen Richard Stefke und Markus Lentner das Kabarett-Trio „Soafablosn“, das kirchliche Themen und Fragen satirisch unter die Lupe nimmt. Seit 30 Jahren stehen sie mittlerweile auf der Bühne.

Seit Anfang dieses Jahres haben Beruf und Berufung für Werner Hofmann in Idealbesetzung zueinander gefunden: Der Gemeindereferent im Pfarrverband Westliches Chiemseeufer und Pfarrverband Bad Endorf ist als Beauftragter für Theaterpastoral im Erzbistum München und Freising mit Schwerpunkt im Dekanat Rosenheim zuständig. Von seinem Büro in Prien aus koordiniert er zahlreiche Aktivitäten. „Die Halbtagsstelle ist eine von 75 innovativen Berufspositionen, mit denen wir als Seelsorger der katholischen Kirche bis 2030 neue Wege gehen wollen“, erklärt Hofmann im Gespräch.
 

Theaterspiel als "Heimat auf Zeit"

 
In der neuen Funktion ist er zuständig für die Vernetzung von Seelsorgern, die Erfahrungen mit darstellendem Spiel in Liturgie oder Verkündigung haben oder daran interessiert sind, sowie mit der Planung, Durchführung und Begleitung konkreter Projekte. Dazu gehört aktuell ein Stück über den heiligen Bruder Konrad von Parzham (1818 – 1894), das ab Pfingstmontag, 20. Mai, im Volkstheater Bad Endorf aufgeführt wird. Szenen und Impulse daraus waren erst vor kurzem und am vergangenen Sonntag bei einem Musikgottesdienst und einem ökumenischen Jugendgottesdienst mit Installationen des Lichtkünstlers Gene Aichner aus München in Bad Endorf zu sehen. Dies wurde durch die Zusammenarbeit mit der Abteilung Kulturmanagement der Erzdiözese ermöglicht.
 
Gemeindereferent Werner Hofmann bei einem Musikgottesdienst in Bad Endorf
Werner Hofmann (2.v.l.) beim Musikgottesdienst am 14. April 2024 in Bad Endorf
Werner Hofmann erzählt: „Der Heilige Konrad war Hoferbe eines stattlichen Hofes in Parzham, fühlte sich aber früh zu Gott hingezogen, bis er schließlich als Pförtner des St. Anna Klosters in Altötting überregionale Berühmtheit erlangt hat. Er wurde vom Volk geliebt und von Wallfahrern verehrt. In seiner Kindheit hatte er stark unter Mobbing und Ausgrenzung zu leiden, was ihn mit der Lebenswirklichkeit heutiger Jugendlicher verbindet.“

Als Gemeindereferent sieht Werner Hofmann im Theaterspiel vielfältige Ansatzpunkte für die Seelsorge. „Gerade im Landkreis Rosenheim gibt es eine absolut überdurchschnittliche Zahl von einigen Hundert Amateurtheatern. Die Gemeinschaft beim Theaterspielen schweißt die Leute zusammen. Jeder findet nach Talent und Fähigkeit eine Tätigkeit zum Mitwirken. Ebenso weckt der Prozess, gemeinsam in einem schöpferisch-kreativen Akt etwas Neues zu schaffen, Begeisterung und bewegt einen, was ja auch in gewisser Weise eine Erfahrung des Heiligen Geistes sein kann.“ Gerade in unserer fragmentierten, polarisierten und schnelllebigen Zeit könne das Menschen Halt geben und eine „Heimat auf Zeit“ bieten.

"Mit dem Theaterspiel erreichen wir auch Leute, die mit Kirche nichts am Hut haben"

Mit seiner Vernetzung und Begeisterung als Schauspieler, Regisseur und Stückeschreiber hat Hofmann bereits viel auf den Weg gebracht. 2005 legte er in der Festhalle in Aschau mit der Inszenierung des Auferstehungsspiels den Grundstein für die auch überregional gefeierten Auferstehungsspiele von 2019. Die mit Hilfe der Erzdiözese frisch restaurierten Kulissen eines der größten Heiligen Gräber Bayerns von 1797 wurden dabei zur Bühne für ein Theater-, Gesangs- und Musikstücks in der Pfarrkirche mit 300 Mitwirkenden. Für das Engagement verlieh der Landkreis dem ganzen Dorf den Kultursonderpreis. Rund 6.000 Zuschauer sahen das von Werner Hofmann und seiner Frau Julia geschriebene Stück.
 
Werner Hofmann bei der Übergabe des Theaterskripts des Stücks über die Selige Irmengard vom Chiemsee an Äbtissin Johanna vom Kloster Frauenwörth
Werner Hofmann (r.) bei der Übergabe des Theaterskripts des Stücks über die Selige Irmengard vom Chiemsee an Äbtissin Johanna vom Kloster Frauenwörth
Für das Volkstheater Bad Endorf, das seit 1790 religiöse Stoffe umsetzt, schrieb und inszenierte er gemeinsam mit seiner Frau im letzten Jahr ein Stück über das Leben der Seligen Irmengard vom Chiemsee. Diese war im 9. Jahrhundert Äbtissin im Kloster Frauenwörth im Chiemsee. „Sie setzte sich als Königstochter für die Armen rund um den Chiemsee ein und dient damit auch heute als Vorbild“, erläutert Hofmann. Aus dem Volksstück über die Geschichte des Brandner Kaspers gestaltete er gemeinsam mit 100 Jugendlichen das Musical „Nauf“.

Woher hat er sein facettenreiches Wissen? Der Religionspädagoge lacht. Schauspielkurse bei Gerry Mierbeth am Theater in Wasserburg oder Fortbildungskurse zu Pantomime, Regie und kreativem Schreiben – unter anderem beim Verband Bayerischer Amateurtheater in Rosenheim – haben ihn weiter gebracht. Und natürlich die Begeisterung seiner Ensembles und die in der eigenen Familie. Seine Mission: „Mit dem Theaterspiel erreichen wir auch Leute, die sonst mit der Kirche nichts am Hut haben.“

Aktuell in Vorbereitung ist das ökumenische Theaterstück WEG mit Zeitzeugen zu Flucht und Vertreibung von 1945 bis 1955. „Das ist ein Thema, das gerade in der aktuellen Situation einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten kann.“
 
Text: Axel Effner, Freier Autor, April 2024