Türen öffnen und Brücken bauen – das haben sich die Stadtrundgänge für Geflüchtete in Leichter Sprache des Münchner Bildungswerks zum Ziel gesetzt.
Auf Erkundungstour durch München
Liebfrauendom, Viktualienmarkt oder Marienplatz mit Rathaus – für diese Wahrzeichen ist München bekannt. Doch für geflüchtete Menschen aus Afrika oder Vorderasien sind diese Orte mitunter vollkommen fremd und unbekannt. Hier setzen die Stadtrundgänge in Leichter Sprache des Münchner Bildungswerks an. Sie wollen Menschen mit Fluchthintergrund helfen, ihre neue Umgebung besser zu verstehen, "gegenseitiges Verständnis" zu fördern, betont Monika Kramer, die beim Münchner Bildungswerk für den Bereich Kulturelle Bildung zuständig ist. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass gerade über den Bereich Kunst und Kultur Inklusion sehr gut möglich sei.
Entstanden ist das Angebot 2015 im Zuge der sogenannten Flüchtlingswelle. Viele Helferkreise und Ehrenamtliche hätten den Wunsch nach einem Angebot an das Münchner Bildungswerk herangetragen, um den Neuankömmlingen das religiöse und städtische Leben näher zu bringen.
Auf dem Markt bricht das Eis
Bei den Stadtrundgängen in Leichter Sprache kann Kramer auf derzeit fünf Referentinnen zurückgreifen. Sie führen die Teilnehmenden mit Fluchthintergrund zu verschiedenen Stationen in der Münchner Innenstadt und bringen diesen ”auf sensible Weise” das urbane Leben in einer christlich geprägten Stadt näher.
Stadtführung am Münchner Rathaus
Während sich die Teilnehmenden etwa beim Münchner Dom eher vorsichtig-zurückhaltend verhalten würden – manche sind gar unsicher, ob sie das Gotteshaus als Angehörige einer anderen Religionsgemeinschaft betreten dürfen –, sorge die Station am Viktualienmarkt häufig für regen Austausch. Dabei wird über internationale Kochrezepte diskutiert und die Teilnehmenden tauschen sich über ihre Erfahrungen mit typisch bayerischen Lebensmitteln aus. Eine Afrikanerin berichtete etwa, dass sie das Grüne vom ”Radi” für die Verfeinerung ihrer Spaghetti verwende, während sie das Weiße wegschmeiße, erzählt Kramer schmunzelnd.
Zertifizierte Sprache
Dabei heißt ”Leichte Sprache” nicht, dass die Stadtführerinnen einfach in kindlicher Sprache drauflos sprechen können, so Kramer. “Man muss das richtig üben, wie man Sachverhalte formulieren kann, damit sie gut verständlich sind in Leichter Sprache.“ So wurden die Referentinnen für den Stadtrundgang eigens geschult, ihre Textvorlagen von einem Sprachbüro zertifiziert. Zudem können die Teilnehmenden mit roten Karten intervenieren, wenn sie bei der Führung etwas nicht verstanden haben. Finanziell gefördert werden die Stadtführungen von der Erzdiözese München und Freising, so dass sie kostenlos angeboten werden können, erklärt Monika Kramer.
Die Rückmeldungen, die Kramer über ihre Referentinnen zugespielt werden, seien durchweg positiv. Von ”strahlenden Gesichtern” ist die Rede, auch eine Collage von Dankesworten in verschiedenen Sprachen hätten die Organisatoren neben vielen Bildern schon erhalten. “Das gibt dann wieder richtig Schwung und Motivation, um das Angebot weiterzuentwickeln”, sagt Monika Kramer.
Text: Klaus Schlaug, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, April 2023
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