Die Kirche soll ein sicherer Ort sein Seelsorge für queere Menschen

Die Kirche hat eine lange Geschichte der Diskriminierung queerer Menschen hinter sich. Auch heute ist sie noch nicht überwunden. Speziell ausgebildete Ansprechpersonen für Queerseelsorge wollen weiter daran arbeiten, dass sich alle Menschen sicher und angenommen fühlen. 
Dekanatsreferentin Susanne Deininger aus Dachau ist eine von 16 Ansprechpersonen für die Queerseelsorge im Erzbistum München und Freising
Dekanatsreferentin Susanne Deininger aus Dachau ist eine von 16 Ansprechpersonen für die Queerseelsorge im Erzbistum München und Freising
Seit dem 1. Dezember 2024 ist im Erzbistum München und Freising ein neues Kapitel in der Seelsorge aufgeschlagen: 16 speziell ausgebildete Ansprechpersonen sind für die Queerseelsorge tätig. Eine davon ist Susanne Deininger, Dekanatsreferentin in Dachau: „Wir sind offen für alle Menschen aus dem Regenbogenbereich. Eigentlich sollten wir das alle sein in der Kirche. Da bräuchte es eigentlich keine extra Menschen, aber die Realität ist noch eine andere.“ Deiningers Erfahrung nach fühlen sich queere Menschen von der Kirche nicht automatisch angesprochen. Und die, die etwas von der Kirche wollen, hätten oft große Hürden vor sich: „Sie wissen eben nicht, ob sie wieder auf jemanden treffen, der sie dann doch diskriminiert und schräg anschaut.“ Deininger und die anderen Ansprechpersonen sollen eine neue Willkommenskultur schaffen. „Damit man nicht noch mehr Verletzungen schafft“, so Deininger.
 
Zusammenarbeit mit queerer Community geplant

In den vergangenen 20 Jahren kamen immer wieder Menschen zu Deininger, die beispielsweise in homosexuellen Beziehungen gelebt haben. Es ging bei den Treffen um die Taufe eines Kindes eines gleichgeschlechtlichen Paares oder auch die Beerdigung eines Partners. Nach den Erfahrungen von Deininger sind Menschen in solchen Situationen in ihren Gefühlen angreifbarer. „Wenn sie dann an den falschen Menschen geraten, der sie spüren lässt, sie seien falsch mit ihrer sexuellen Orientierung und mit der Form, Partnerschaft zu leben, passieren ganz tiefe Verletzungen.“

Doch nicht nur bei Lebenswenden-Themen kommen queere Menschen auf die Pastoralreferentin zu. So suchte auch ein junger Mann ihren Rat, der homosexuell ist und Religionspädagogik studiert. Er war unsicher, ob ihm seine Sexualität später bei der Arbeit in der Kirche im Wege stehen könnte.
 
Deininger und ein weiterer Queerseelsorger aus dem Dekanat sind beide cis-hetero-Menschen. Sie stammen eher aus dem „Unterstützungssektor“, wollen Menschen aus der queeren Community ins Boot holen und sehen, was sich gemeinsam machen lässt. Die Queerseelsorger wollen die Kommunikation anregen und sich gemeinsam auf den Weg machen.

Queerness in der Kirche: „Es bewegt sich sehr viel“


Deininger möchte auf der einen Seite Ansprechpartnerin für queere Personen sein und auf der anderen Seite in kirchlichen Gemeinden wirken und diese sensibilisieren. Deininger und ihr Kollege bieten auch Besuche in Pfarrverbandsräten an, um über das Thema zu informieren. Die beiden erleben sehr viel Offenheit, das Angebot stößt auf Interesse. Ihnen gehe es auch darum, in den Gemeinden Bewusstsein zu schaffen. Es gebe Gemeinden, die sagen würden, dass sie offen seien, aber von den queeren Menschen nicht so wahrgenommen würden. Da müssten sie nach außen sichtbare Zeichen setzten, meint Deininger. Ziel wäre, die Kirche zu einem „sicheren Ort auch für Menschen unter dem Regenbogen zu machen“, so Deininger. Denn das sei sie „noch nicht überall“. Es müsste noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.
 
Deininger blickt aber dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Gerade in der deutschen Kirche sieht sie klare Äußerungen, die moderner seien, als man sich von außen vorstellt: „Es bewegt sich sehr viel.“ In der Weltkirche sieht sie noch Vorbehalte und prognostiziert, dass es dort auch noch eine Weile dauern wird, bis queere Personen ohne Einschränkungen akzeptiert werden. Für Deininger kein Grund, sich demotivieren zu lassen: „Dann gehen wir hier in der mitteleuropäischen Kirche voraus. Vielleicht steckt das andere an.“

Hier finden Sie alle Ansprechpersonen für die Seelsorge queerer Menschen
Hier geht's zur Website der Regenbogenpastoral

 
Text: Katharina Sichla, Redakteurin beim Sankt Michaelsbund, Januar 2025

Männerseelsorge
Schrammerstraße 3
80333 München
Telefon: 089 2137-1597
maennerseelsorge(at)eomuc.de
http://www.erzbistum-muenchen.de/maennerseelsorge
Fachbereichsleiter:
Bernhard Zottmann

Wolfgang Tutsch
Master Mental Health,
Dipl.-Sozialpädagoge,
Referent des Fachbereichs
wtutsch(at)eomuc.de

Aida Sporrer
Sekretärin
asporrer(at)eomuc.de