Freude und Leid teilen Von sinnstiftenden Ehrenämtern im Bereich der Seniorenpastoral

In der Seniorenpastoral in der Erzdiözese München und Freising arbeiten zahlreiche Ehrenamtliche, die Menschen im Alter oder am Lebensende begleiten. Dabei bilden sie eine wichtige Säule in der Betreuung. Die Aufgaben, die sie übernehmen, sind vielfältig: Sie reichen vom Besuchsdienst im Seniorenheim bis zur Gestaltung von Wortgottesdiensten. Eine solide Weiterbildung ist wichtig – ebenso wie Einfühlungsvermögen. Wir stellen einige Ehrenamtliche vor, die sich mit Herz und Seele der älteren Generation verschrieben haben.
 
Betreuung und Besuchsdienst: Auf dem Foto ist eine Seniorin zu sehen, die einer jungen Frau ein Fotoalbum zeigt
Zeit, Geduld und stets ein offenes Ohr: Zahlreiche Menschen im Erzbistum engagieren sich ehrenamtlich und besuchen ältere Menschen zuhause oder im Seniorenheim.
Jeden Freitagnachmittag gibt es Kaffee und Kuchen im St. Jodok-Stift. Der „Freitags-Café-Treff“ ist mittlerweile schon Tradition im Seniorenheim, das sich mitten in der Landshuter Innenstadt befindet. Es ist kurz vor 14 Uhr, und viele Seniorinnen und Senioren kommen durch die Eingangshalle in Richtung Speisesaal, wo schon eifrig gedeckt wird.
 
Margret Blisse engagiert sich ehrenamtlich im Bereich Seniorenpastoral und Besuchsdienste.
Fünf Tage die Woche für Seniorinnen und Senioren ehrenamtlich im Einsatz: Margret Blisse
Margret Blisse (63) sieht sofort, wenn jemand Unterstützung braucht. Sie schiebt einen Bewohner im Rollstuhl zur Kaffeetafel, begrüßt jeden herzlich, denn sie kennt fast alle der rund 200 Bewohner und Bewohnerinnen beim Namen. Blisse gehört zu 40 Ehrenamtlichen, die im Jodok-Stift mithelfen. „Ich hatte immer einen guten Draht zu älteren Menschen“, sagt Margret Blisse. In das Ehrenamt sei sie „reingewachsen“, erzählt sie. Nach einer Krankheit konnte sie nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten und begann sich im Jodok-Stift zu engagieren. Das war vor zwölf Jahren, und mittlerweile ist Blisse fünf Tage die Woche im Einsatz, übernimmt Besuchsdienste, begleitet die Menschen bei Ausflügen, hilft bei Veranstaltungen, organisiert Gottesdienste, schreibt Geburtstagskarten und hat sich auch als Hospizbegleiterin fortbilden lassen.
 
Wenn kein Besuch mehr kommt

Viele der Bewohnerinnen und Bewohner im Jodok-Stift haben bereits ein hohes Alter erreicht. Und in der letzten Lebensphase bleiben zahlreiche allein zurück – haben niemanden mehr, der sie besuchen kommt. „Wir haben hier auch über Hundertjährige. Bei einigen sind selbst die Kinder schon verstorben oder wohnen weit weg. Manchmal ist da niemand mehr, der kommt“, erzählt Blisse. Somit übernehmen Ehrenamtliche die Besuchsdienste, um mit den Seniorinnen und Senioren gemeinsam spazieren zu gehen, zu lesen, zu sprechen oder einfach nur da zu sein.

„Es muss ja nicht immer etwas Wichtiges zu bereden geben, sondern Hauptsache du kommst“, sagt Blisse. Durch Corona hat sie zurzeit drei feste Bewohner, die sie regelmäßig besucht. Blisse hat Zeit und kann sich voll und ganz auf den Menschen konzentrieren. Wichtig sei vor allem, Geduld zu haben: „Manchmal höre ich einfach nur zu, egal wie oft mir die gleiche Geschichte erzählt wird“, sagt sie. Auch feinfühlig müsse man sein, damit man sich auf den jeweiligen Menschen einlassen könne: „Man darf nicht einfach so ein Schema haben und bei jedem alles gleich machen. Jeder Mensch ist individuell, und da muss man genau wissen, was Freude macht und was man nicht machen sollte, damit sich die Person nicht überfordert oder geängstigt fühlt“, sagt sie.
 
Kraft und Zuversicht am Lebensende spenden

Auch Maria Bayersdorfer (69) und Magdalena Sellmeier (60) schenken älteren Menschen ein offenes Ohr und Beistand am Lebensende. Sellmeier arbeitet im Seniorenwohnheim Altfraunhofen im Dekanat Geisenhausen. Erst war sie in der Altenpflege tätig, seit 2020 ist sie Betreuerin. Darüber hinaus leitet sie ehrenamtlich Wortgottesdienste und hat sich im Bereich der seelsorgerischen Begleitung für ältere Menschen weitergebildet.
 
Magdalena Sellmeier und Maria Bayersdorfer engagieren sich ehrenamtlich im Bereich Seniorenpastoral
Zeit schenken, Ängste nehmen: Magdalena Sellmeier (li.) und Maria Bayersdorfer sind für Seniorinnen und Senioren in allen Lebenslagen da.
Bayersdorfer engagiert sich seit einigen Jahren ehrenamtlich für Seniorinnen und Senioren – in erster Linie als Hospiz- und Trauerbegleiterin. Gerade am Lebensende spiele vor allem für die ältere Generation der Glaube nochmal eine wichtige Rolle, auch um Ängste zu lindern: „Wenn ich frage: ‚Hast du Angst?‘, dann sagen viele: ‚Ja, ich hab schon Angst.‘ Dann versuche ich ihnen mit Texten aus der Bibel, mit einem Gespräch oder beim gemeinsamen Beten etwas von der Last zu nehmen“, erzählt Sellmeier. Auch Maria Bayersdorfer versucht den Menschen das Gefühl zu geben, für sie da zu sein: „Mit einem Lied oder einer Melodie kann man für den Moment jemanden beruhigen. Ich bin da und versuche zu zeigen: Du bist nicht allein“, sagt sie.
 
Den Glauben feiern

Auch das Feiern von Gottesdiensten in Gemeinschaft ist für viele ältere Menschen ein Ankerpunkt, der sich durch ihr Leben zieht und an dem sie sich festhalten können. Sie kennen die Rituale, die Lieder und die Gebete. Im BRK-Seniorenheim in Landshut hält Barbara Töpfner von Schütz (77) regelmäßig Wortgottesdienste. Sie hat eigentlich ihr Leben lang als Ärztin gearbeitet, bereitet aber mit viel Herzblut Predigten vor, um den Seniorinnen und Senioren ein paar gute Gedanken mit auf den Weg zu geben.

„Ich möchte, dass die Menschen etwas in die Woche aus dem Gottesdienst mitnehmen. Oder zumindest das Gefühl bekommen, da ist was, da erinnere ich mich, das ist vertraut, und da fühle ich mich wohl. Man muss sie abholen, an dem Punkt, wo sie jetzt stehen“, sagt sie. Unterstützt wird sie von Rosa Berger (71), die meist den Mesnerdienst übernimmt und sich ansonsten in der Pfarrei Heilig Blut in Landshut im Seniorenkreis engagiert, wo sie diverse Veranstaltungen wie Kaffeenachmittage, Adventsfeiern oder Weinfeste organisiert. Dort gehe es auch oft lustig und laut zu, sagt sie, und es werde viel gelacht und geratscht.
 
Rosa Berger und Barbara Töpfner-von Schütze gestalten ehrenamtlich Gottesdienste für Senioren.
Wichtiger Ankerpunkt: Rosa Berger (li.) und Barbara Töpfner von Schütz laden ältere Menschen regelmäßig zu Wortgottesdiensten ein, die sie mit viel Liebe vorbereiten.
Ein Geben und Nehmen

„Mir gibt es viel Kraft und Stärke für mein Leben, etwas zu geben und dafür sehr viel zurück zu bekommen“, erzählt Margret Blisse vom St. Jodok-Stift und fasst damit zusammen, was alle Ehrenamtlichen verbindet, die hier vorgestellt wurden. Für keine der Frauen sind diese Aufgaben leicht, doch sie bekommen viel Dankbarkeit und Wertschätzung von den Menschen zurück, die sie begleiten und für die sie auch in einsamen Stunden da sind. Wenn es doch einmal zu viel wird, finden sie Ansprechpartner, sei es im Heim oder in der Pfarrei, damit auch sie mit ihren Gedanken nicht alleine sind. Wichtig sei vor allem, sich durch nötige Fortbildungen ein Grundwissen anzueignen, um zu lernen, wie man in bestimmten Situationen mit den Menschen umgeht.
 
Rosa Berger und Barbara Töpfner von Schütz gestalten ehrenamtlich Wortgottesdienste für Senioren.
Sehen ihr ehrenamtliches Engagement als sinnstiftende Aufgabe: Rosa Berger (li.) und Barbara Töpfner von Schütz
Am Ende ist es ein Teilen von Freude und Leid, von Glauben und Zweifeln und alles in allem eine sinnstiftende Aufgabe für sie. Rosa Berger von der Pfarrei Heilig Blut bringt es auf den Punkt: „Mir macht das Spaß, das muss ich ganz ehrlich sagen. Wenn die Damen und Herren dann sagen: ‚Mei, ich macht’s euch so viel Mühe!‘ Dann sag ich immer: ,Wenn’s euch freut, dann freut’s uns auch!‘“

Text: Eileen Kelpe, Volontärin beim Sankt Michaelsbund
 

Seniorenpastoral
Schrammerstr. 3
80333 München
Telefon: 089 2137-74303
Fax: 089 2137-272988
seniorenpastoral(at)eomuc.de
http://www.erzbistum-muenchen.de/seniorenpastoral
Abteilungsleiterin:
Adelheid Widmann

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