Pastorale Streetworker Seelsorge am Münchner Hauptbahnhof

Am Münchner Hauptbahnhof gibt es neuerdings zwei Seelsorger. Pfarrer Eugen Strasser-Langenfeld und Diakon Matthias Scheidl stehen allen Menschen an dem Verkehrsknotenpunkt für Gespräche zur Verfügung. Die beiden Geistlichen treten dabei in die Fußstapfen von Pater Rupert Mayer.
 
Züge im Münchner Hauptbahnhof
Fast eine halbe Million Menschen passieren täglich den Münchner Hauptbahnhof. Für Diakon Matthias Scheidl ist dieser deshalb „ein Ort, wo sich Gott genauso ereignet wie in einer großen Kirche“. Gemeinsam mit Pfarrer Eugen Strasser-Langenfeld wirkt der 55-Jährige seit vergangenem Jahr als Seelsorger an dem Verkehrsknotenpunkt. Die beiden Geistlichen teilen sich eine von insgesamt 75 neu geschaffenen sogenannten „innovativen Funktionsstellen“ im Erzbistum.
 
Diakon Matthias Scheidl (l.) und Pfarrer Eugen Strasser-Langenfeld
Diakon Matthias Scheidl (l.) und Pfarrer Eugen Strasser-Langenfeld
Zugeordnet sind die beiden „pastoralen Streetworker“, wie sie auch bezeichnet werden, dem Fachbereich Stadtpastoral im Erzbischöflichen Ordinariat. „Der Grundsatz der Stadtpastoral heißt: Kirche geht nach draußen“, erläutert Fachbereichsleiter Georg Schmidtner den aufsuchenden Ansatz der neuen Seelsorgestelle. „Wir gehen zu den Menschen, die sich am Hauptbahnhof aufhalten“, konkretisiert Diakon Scheidl. Das können Reisende, Mitarbeiter in der Bahnhofshalle und den Läden im Untergeschoss oder Besucher sein. Sie spricht er in erster Linie an. Zielgruppe sind genauso Menschen in prekären Lebenssituationen wie Arbeitsmigranten oder obdachlose Menschen. Für sie ist Pfarrer Strasser-Langenfeld hauptsächlich zuständig. Häufig trifft der 66-Jährige sie in der Münchner Bahnhofsmission an. Deren Leiterin Bettina Spahn findet es „gerade angesichts der Vielfalt und Dichte an Themen und auch Problemlagen wichtig und notwendig, dass Kirche und Seelsorge wieder am Bahnhof präsent sind“.
 
Münchner Hauptbahnhof
„Etwas von der Freundlichkeit Gottes zeigen

„Ich bin als Seelsorger für alle Menschen da“, stellt Diakon Scheidl klar – unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer sozialen Situation oder ihrer Religionszugehörigkeit. Letztere spiele bei den kurzen Gesprächen, die er an drei Tagen pro Woche beispielsweise vor der Abfahrt eines Zuges führe, ohnehin oft keine Rolle. Dem dreifachen Familienvater, der als hauptberuflicher Diakon auch in der Münchner Dompfarrei mitarbeitet, ist es einfach ein Anliegen, den Menschen „etwas von der Freundlichkeit Gottes“ zu zeigen und ihnen einen Zuspruch, einen Segen oder – ganz konkret – einen Schlüsselanhänger mit einer Engelsfigur mit auf den Weg zu geben.
 
Pater Rupert Mayer als Vorbild

Pfarrer Strasser-Langenfeld orientiert sich als Bahnhofsseelsorger an drei Vorbildern. Einmal an Jesus selbst. Dieser habe Außenseiter wie den blinden Bettler Bartimäus oder den Zöllner Zachäus wieder integriert. Dann an Papst Franziskus, der unaufhörlich dazu aufruft, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen. Und natürlich an dem von ihm sehr verehrten Jesuitenpater Rupert Mayer, dem ersten Seelsorger am Münchner Hauptbahnhof, der dort ab Mitte der 1920er Jahren ebenfalls als „pastoraler Streetworker“ unterwegs war und in den frühen Sonntagmorgenstunden vorwiegend mit Wochenendausflüglern Gottesdienst feierte.

Heilige Messen am Münchner Hauptbahnhof kann sich Pfarrer Strasser-Langenfeld auch heute wieder vorstellen. Vor allem aber möchte er den Menschen, die er dort antrifft, Würde und Ansehen geben. Denn der langjährige Gemeindepfarrer erkennt in jeder Person, der er am Hauptbahnhof begegnet, Jesus Christus: „Da wird für mich Theologie sehr konkret.“
 
Schild der Bahnhofsmission München
Der Priester erinnert sich zum Beispiel an eine obdachlose Frau, die zu ihm gesagt habe: „Ich weiß, wo ich Essen bekomme. Ich weiß, wo ich Kleidung bekomme. Aber ich habe auch noch andere Bedürfnisse.“ Der ausgebildete Notfall- und Traumaseelsorger, der auch im Katholischen Bestattungsdienst mitwirkt, sieht es als seine Aufgabe, solchen existenziellen und religiösen Fragen einen Platz zu bieten.

Im Neubau des Münchner Hauptbahnhofs ist dafür ein interreligiöser „Raum der Stille“ mit angrenzenden Büros vorgesehen. Bis diese in einigen Jahren für Gespräche zur Verfügung stehen, weichen die beiden Seelsorger in die Bahnhofsmission, in die Caritas-Zentrale in der benachbarten Hirtenstraße oder auch einfach mal in ein Café aus. Dort entsteht Diakon Scheidl zufolge dann im Gespräch ein „Raum der Seelsorge“.

Text: Karin Hammermaier, Redakteurin beim Sankt Michaelsbund, Januar 2025

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