Von der Ministrantin zur Verwalterin: Ehrenamt in der Kirchenverwaltung Ein Einblick in das ehrenamtliche Engagement in St. Ulrich in Unterschleißheim

Anna-Lena Kammerer ist in ihrer Gemeinde St. Ulrich in Unterschleißheim groß geworden und in das Ehrenamt in der Kirchenverwaltung hineingewachsen. Wie sie ihre Rolle gefunden hat, welche Herausforderungen und Erfolge sie erlebt hat und warum sie sich erneut zur Wahl stellt, erzählt die 28-Jährige im Interview.
 
Anna-Lena Kammerer, ehrenamtlich Engagierte in der Kirchenverwaltung
Anna-Lena Kammerer
Frau Kammerer, wie sind Sie zu Ihrer Tätigkeit in der Kirchenverwaltung gekommen?
 
Anna-Lena Kammerer: Ich bin bei uns in der Gemeinde groß geworden und habe alle Schritte durchlaufen, von der Erstkommunion über Ministranten und Firmung, bis ich selbst Gruppenleiter wurde. Und als meine eigene Gruppe ins Firmalter kam, dachte ich mir: „Ach, schön wär’s, wenn ich die Firmvorbereitung für meine Gruppenkinder mache.“ Später bin ich Lektorin geworden, um noch in der Gemeinde aktiv zu bleiben, und bin dann bei der letzten Kirchenverwaltungswahl angesprochen worden: Ob ich nicht Lust hätte, in die Kirchenverwaltung zu kommen und auch diesen Teil von Kirche und Organisation kennen zu lernen. Dabei haben mich die sechs Jahre Amtszeit, für die man gewählt wird, tatsächlich erstmal abgeschreckt. Und jetzt stehen wir vor der nächsten Wahl, und ich habe beschlossen weiter zu machen und die Erfahrungen mitzunehmen.
 
Was kommt da auf einen zu, wenn man sich in einer Kirchenverwaltung engagiert?
 
Anna Lena Kammerer: Ich hatte das Privilig, dass es sehr erfahrene Kirchenverwaltungsmitglieder gab und ich vorher reinschnuppern durfte, ohne gleich eine wichtige Rolle spielen zu müssen. Meine Aufgabe war es vor allem, die Interessen der Jugend im Blick zu behalten, da ich altersmäßig noch nah am Thema bin. Was braucht die Jugend? Ist in der Haushaltplanung genug für die Jugend vorgesehen? Das war mein Steckenpferd.
 
Das heißt, Sie kennen jetzt auch die Beweggründe der Kirchenverwaltung und können nachvollziehen, warum Entscheidungen getroffen werden. Gab es da Überraschungen für Sie?
 
Anna-Lena Kammerer: Tatsächlich fand ich es richtig gut, dass der Haushaltsplan auch dazu da ist, Sicherheit zu geben. Es geht nicht in erster Linie darum, Gelder zu beschränken, sondern vielmehr darum, die Kostenpunkte zu beschreiben, die da sind. Und dann schaffen wir die Gelder dafür. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass wir selber festlegen können, wieviel Gelder die Jugend bekommt. Das war mit das Spannendste, in diesem Riesenhaushalt selbst die Kalkulation zu übernehmen.
 
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Das bedeutet, eine Pfarrgemeinde braucht überhaupt erstmal engagierte Leute, die sich um einzelne Bereiche kümmern, damit überhaupt Geld da ist?
 
Anna-Lena Kammerer: Genau! Wenn ein Bereich im Haushaltsplan nicht festgelegt ist, hat man Pech oder ist im Minus.
 
Gibt es Erfolge in Ihren vergangenen sechs Jahren in der Kirchenverwaltung, auf die Sie besondern stolz sind?
 
Anna-Lena Kammerer: Ich würde es definitiv als Erfolgserlebnis bezeichnen, dass unsere Jugend kostentechnisch gut abgedeckt ist und keine Bedarfe offen sind, weil das auch die Jugendarbeit am Laufen hält. Es ist ohnehin schwer, Jugendliche in die Kirchenjugend zu bekommen. Deshalb finde ich es total schön, dass die sich darüber sehr wenig Gedanken machen müssen.
 
Wie hat Sie persönlich die ehrenamtliche Tätigkeit beeinflusst?
 
Anna-Lena Kammerer: Ich habe jetzt schon eine ganz andere Seite von kirchlicher Organisation kennen gelernt. Vorher war man irgendwie Schauspielerin im Vordergrund, jetzt stelle ich eher die Rahmenbedingungen. Vor allem hat mir die Tätigkeit auch nochmal rechtliches Wissen mitgegeben, zum Beispiel über Stiftungen, Förderkreis, Umsatzsteuer - also Dinge, mit denen man sich vorher nicht auseinander setzen musste. Das hat jetzt einen Praxisbezug bekommen und ist dadurch ganz spannend.
 
Wieviel Zeit beansprucht die ehrenamtliche Tätigkeit?
 
Anna-Lena Kammerer: Ich arbeite zwar beruflich in Vollzeit und habe auch noch ein Privatleben, aber es ist wirklich gut machbar. Wir haben unsere Spezialisten für die einzelnen Bereiche. Es kommt natürlich darauf an, was im jeweiligen Bereich gerade ansteht. Wir haben zum Beispiel jemanden, der ist für den Friedhof zuständig, und wenn gerade ein neuer Friedhofsplan erstellt werden muss, dann ist das schon eine aufwendige Aufgabe.
 
Haben Sie Ziele oder Wünsche für Ihre zukünftige Tätigkeit in der Kirchenverwaltung?
 
Anna-Lena Kammerer: Ich habe jetzt einen ganz guten Überblick und würde gerne den Bereich Jugend weiterführen. Ein persönliches Ziel ist aber, dass ich ein bisschen meine berufliche Sicht mit einbringe: Ich bin Sozialarbeiterin, so dass es für mich sinnvoll wäre, vielleicht noch ein paar Aufgaben bezogen auf den Kindergarten und die pädagogische Arbeit zu übernehmen.
 
Text: Henrik Evers, Redakteur beim Michaelsbund, August 2024

Dankeschön für Ehrenamtliche


Gut zu wissen: Der bayerische Staat dankt freiwilligen Helfern mit der Ehrenamtskarte. Inhaber des Dokuments erhalten bei zahlreichen öffentlichen und privaten Anbietern im Freistaat Rabatte. Dazu zählen beispielsweise Museen und Schlösser. Erhältlich ist die Ehrenamtskarte in einer blauen und goldenen Variante: Die blaue Karte ist drei Jahre gültig, die goldene unbefristet. Interessierte können über die kostenlose App „Ehrenamtskarte Bayern beantragen“ einen Antrag stellen.
 
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