Die Aufhelferin Katharina Nitsch wirkt als ehrenamtliche Seelsorgerin in der Pfarrei Holzkirchen

Katharina Nitsch engagiert sich auf vielfältige Weise ehrenamtlich in der Pfarrei Holzkirchen. Die 64-Jährige ist unter anderem in der Einzelgesprächsseelsorge aktiv und trägt den Pfarrbrief aus. Die Zukunft der Kirche sieht die Rentnerin positiv, Glaube ohne Gemeinschaft ist für sie undenkbar.
Ehrenamtliche Kathi Nitsch
Ehrenamtliche Katharina Nitsch
Der Priestermangel könne auch eine Chance sein, glaubt Katharina Nitsch. Weil es nicht mehr genügend hauptamtliche Seelsorger gebe, sei es wichtig, dass jeder Christ aktiv werde und sich mit den Gaben, die er habe, einbringe – wie sie selbst in ihrer Pfarrei St. Laurentius und St. Josef in Holzkirchen. Die dreifache Mutter und Großmutter bestückt die Schaukästen, hilft beim Verteilen des Pfarrbriefs und der Caritas-Spendenaufrufe, engagiert sich als Lektorin, Kommunionhelferin und ehrenamtliche Seelsorgerin.

Zur Seelsorgerin hat sich Nitsch von Pastoralreferent Harald Petersen und der Seelsorgebeauftragten Sabine Lutje ausbilden lassen. Gemäß dem Slogan „Ich bin da“ sei es in diesem halben Jahr viel um das Dasein und das Zuhören gegangen. Im Seelsorgegespräch komme es darauf an, herauszufinden: In welcher Situation befindet sich jemand gerade? Wie geht es ihm? Was fühlt er? Seelsorge bleibe aber nicht beim gegenwärtigen Augenblick stehen, sondern solle auch Ressourcen erkennen: Welche Personen können unterstützen? Was trägt? So könnten sich offene Fragen klären und Menschen gut weiterleben. Eine solche Entwicklung könnten Seelsorger aber nicht gezielt herbeiführen. „Das ist auch Geschenk“, stellt Nitsch klar.
 
„Mir macht das einfach Freude. Ich brauche das, dass ich was tue und mich nicht pausenlos ausruhe, dass ich das Gefühl habe, dass ich zu was nütze bin“, begründet die Rentnerin ihr Engagement in der Einzelgesprächsseelsorge für Senioren, Behinderte, Trauernde sowie Menschen in Übergangs- und Krisensituationen. „In jüngster Zeit habe ich eine ehemalige Arbeitskollegin besucht. Die war 91 und dement. Da habe ich gespürt, dass ihr das einfach guttut, über ihre Gefühlslage zu sprechen. Das begegnet mir immer wieder, dass ich auf dem Heimweg von einem Hausbesuch ein sehr befriedigendes Gefühl verspüre und den Eindruck habe, dass ich etwas Gutes getan habe.“
 
Ehrenamtliche Kathi Nitsch
Katharina Nitsch auf dem Kirchplatz
Dem anderen aufhelfen

Der Umgang mit Senioren fällt der Krankenschwester besonders leicht. Schließlich hat sie 20 Jahre als ambulante Altenpflegerin bei der Caritas gearbeitet: „Ich habe das Gefühl, dass ich ganz gut mit älteren Menschen kommunizieren kann und durch mein fröhliches Naturell da auch was rüberbringen kann, was dem anderen dann auch ein bisschen aufhilft, wenn er nicht so gut drauf ist“, erzählt sie und ergänzt: „Ich möchte das geben, was ich habe. Ich habe schon den Glauben, dass der da oben das Seine dazugibt.“

Dieses Gottvertrauen ist Nitsch von ihren Eltern vermittelt worden. Sie wuchs mit drei älteren Geschwistern auf einem Einödhof bei Taufkirchen an der Vils auf. „Meine Eltern waren sehr gläubig. Es wurde in der Familie gebetet und der regelmäßige Kirchgang war selbstverständlich“, erinnert sich die 64-Jährige.
 

Dankeschön für Ehrenamtliche


Gut zu wissen: Der bayerische Staat dankt freiwilligen Helfern mit der Ehrenamtskarte. Inhaber des Dokuments erhalten bei zahlreichen öffentlichen und privaten Anbietern im Freistaat Rabatte. Dazu zählen beispielsweise Museen und Schlösser. Erhältlich ist die Ehrenamtskarte in einer blauen und goldenen Variante: Die blaue Karte ist drei Jahre gültig, die goldene unbefristet. Interessierte können über die kostenlose App „Ehrenamtskarte Bayern beantragen“ einen Antrag stellen.
 
Hier erfahren Sie mehr.
 
Selbst auftanken

In die Kirche geht Nitsch bis heute gern. Morgens hält sie zu Hause eine Gebetszeit. Auch abends betet sie kurz und vor jeder warmen Mahlzeit gemeinsam mit ihrem evangelischen Mann Georg, den sie 1983 bei einem Faschingsball der Münchner Pfarrei St. Paul kennengelernt hat. Seit Langem macht Nitsch zudem einmal im Jahr Schweigeexerzitien in Schloss Fürstenried. „Da tanke ich dann immer richtig auf“, schwärmt die Katholikin.

Ihre Exerzitienbegleiterin Veronika Jodlbauer gehört zur Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL). „Deshalb habe ich mir immer gewünscht, dass wir in Holzkirchen auch eine GCL-Gruppe hätten“, verrät Nitsch. Vor einem halben Jahr hat sie mit drei anderen Interessierten eine private Kleingruppe gegründet: „Zu ihr gehören ein Ehepaar, eine Frau, die verwitwet ist, und ich. Wir treffen uns ungefähr einmal im Monat und jeder gestaltet die Zusammenkünfte so, wie es ihm gefällt.“

Monatlich nimmt Nitsch zudem an einem Glaubenskreis teil, in dem, angeleitet von Pfarrvikar Hannes Schißler, eine bestimmte Bibelstelle besprochen wird. Mit den übrigen neun aktiven ehrenamtlichen Seelsorgern in ihrer Pfarrei trifft sie sich ebenfalls jeden Monat unter der Leitung von Seelsorgebeauftragter Lutje und Pastoralreferent Richard Siebler. „Das ist eine sehr schöne Sache, weil man sich selber dann auch aufgehoben fühlt“, betont die Seelsorgerin.
 
Ehrenamtliche Kathi Nitsch
Infotafel in Holzkirchen
Gemeinschaft als Lebenselixier

Gemeinschaft zu erleben, sei ihr „Lebenselixier“, bekräftigt Nitsch – egal, ob in der Familie, in der Pfarrgemeinde oder beim Ökumenischen Kirchentag. „Das ist nochmal so ein Highlight, wo man merkt: Ach, wir sind so viele. Das ist so ein schönes Zusammensein“, erinnert sich Nitsch an das Christentreffen 2010 in München.

Ein Glaube ohne Gemeinschaft wäre für die überzeugte Christin undenkbar: „Ich bin schon der Meinung, dass zum Glauben Gemeinschaft gehört. Allein zu glauben, das wäre schon sehr dürftig, finde ich.“

Die Gemeinschaft im Glauben schätzt Nitsch nicht nur zu Hause, sondern auch im Urlaub: Das bekannte Buch „Ich bin dann mal weg“ des Entertainers Hape Kerkeling hat sie auf die Idee gebracht, jedes Jahr ein paar Tage auf dem Jakobsweg in Richtung Santiago de Compostela zu gehen – allerdings nicht allein: „Mit einer Freundin bin ich vor Jahren in München gestartet. Inzwischen sind wir in Interlaken in der Schweiz angekommen.“ Das gemeinsame Unterwegssein sei für sie immer „eine große Freude“, berichtet die Jakobspilgerin, obwohl ihr bewusst ist: „Wenn wir in dem Tempo weitermachen, kommen wir zu Lebzeiten nicht mehr nach Santiago.“
 
Gott ist überall

Die engagierte Ehrenamtliche wohnt gern in der Pfarrei Holzkirchen, in der sie seit 35 Jahren beheimatet ist: „Da ist ein so breites Angebot für alle Menschen.“ Der Pfarrbrief werde an sämtliche Haushalte verteilt, unabhängig von der Religionszugehörigkeit. „Das finde ich wichtig. Da sind gute Sachen drin. Es wird ja nicht gefragt: ,Bist du katholisch?‘, wenn jemand zum Seniorennachmittag kommt“, meint Nitsch. Ebenso wenig stellt sie diese Frage den Menschen, die sie als Seelsorgerin begleitet.

Die rückläufige Zahl der Kirchenmitglieder ängstigt die Seniorin nicht. Mut macht ihr eine Geschichte. Sie handelt von einer Frau, die jeden Morgen zum Gottesdienst geht. Eines Tages steht sie vor der verschlossenen Kirchentür und liest auf einem Zettel: „Ich bin hier draußen.“ „Nach Ignatius von Loyola ist Gott ja überall“, weiß Nitsch. „Da muss es einen vielleicht gar nicht so beunruhigen, wenn jetzt in der Kirche nicht mehr ganz so viele sind.“
Text: Karin Hammermaier, Redakteurin beim Sankt Michaelsbund, Juli 2024
 

Tausende engagieren sich im Ehrenamt


Weit mehr als 100.000 Menschen engagieren sich in der Erzdiözese München und Freising ehrenamtlich: In der Flüchtlingshilfe, der Jugendarbeit, als Ministrantinnen und Ministranten sowie in vielen weiteren Bereichen der Caritas, Verkündigung und Liturgie. Im Rahmen eines großen Ehrenamtsfestes am 13. Juli 2024 in Freising dankt der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese allen, die sich auf ihre je eigene Weise ehrenamtlich in das Leben der Kirche einbringen. Das Fest bildet einen zentralen Programmpunkt des diesjährigen Bistumsjubiläums „1300 Jahre Korbinian in Freising“. Im Rahmen des Jubiläumsjahres liegt ein besonderer Blick auf der Taufe und der mit ihr verbundenen Befähigung und Einladung an alle Christinnen und Christen, Kirche in ihrer Vielfalt mitzugestalten.
 

Seelsorge durch Ehrenamtliche


2015 startete das Team „Pastoralpsychologische Bildung“ der Erzdiözese in Kooperation mit dem Pastoralreferenten Harald Petersen im Pfarrverband Holzkirchen-Warngau ein Projekt, Ehrenamtliche auch in der Gemeindeseelsorge in pastoralpsychologisch fundierter Gesprächsbegleitung auszubilden. Ziel war und ist, Ehrenamtliche dabei unterstützen, ihre Charismen und Fähigkeiten in der Seelsorge zu entdecken und Kompetenzen in der Gesprächsführung sowie Beziehungsgestaltung zu entwickeln.

Nach dem ersten Kurs als Pilotprojekt haben acht weitere Kurse mit insgesamt rund 60 Teilnehmenden stattgefunden. In einigen anderen Pfarrverbänden wurde dieser Impuls aufgegriffen und ebenfalls Ausbildungskurse in Kooperation und mit der Begleitung der „Pastoralpsychologischen Bildung“ durchgeführt.

Das Team der Pastoralpsychologischen Bildung unterstützt Hauptamtliche, die eine Ausbildung für Ehrenamtliche in der seelsorglichen Gesprächsbegleitung planen, es stellt die Standards und das Curriculum und begleitet die Teams vor Ort.

Im Bereich der Krankenhausseelsorge der Erzdiözese München und Freising ist Seelsorge durch Ehrenamtliche bereits seit Jahrzehnten etabliert. Die pastoralpsychologischen Standards dafür orientieren sich an den Standards der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGfP) für die Ausbildung in Seelsorge.
 
 
Falls Sie Fragen zur ehrenamtlichen Seelsorge haben, wenden Sie sich bitte an:

Harald Petersen
Referent für Pastoralpsychologische Bildung
Mobil: 0151 / 16476490
E-Mail: hpetersen@ebmuc.de