Sebastian Weber ist seit acht Jahren Kreisvorstand der Katholischen Landjugendbewegung im Landkreis Erding. Der 28-Jährige spricht im Interview darüber, warum er sich in der Landjugend engagiert und was er sich für das kirchliche Ehrenamt wünscht.
Herr Weber, wie sind Sie zur Katholischen Landjugendbewegung gekommen?
Sebastian Weber: Ich komme aus der Gemeinde Schröding im Pfarrverband Holzland. Meine Familie betreibt im Nebenerwerb eine ökologische Landwirtschaft. Also bei uns auf dem Land kann man sich als Jugendlicher entweder im Sport- oder Schützenverein einbringen oder bei der Feuerwehr – einen Trachtenverein gibt es bei uns nicht. Häufig tritt man wie ich nach der Firmung, aber auch in die Ortsgruppe der Landjugend ein. Und unsere Ortsgruppe war schon immer sehr gut vernetzt. Ich wurde dann irgendwann zum Gruppenleiter-Grundkurs geschickt und auf mehreren Auslandsreisen der Landjugend habe ich dann auch die Verantwortlichen auf Kreis- und Diözesanebene gut kennen gelernt. Das waren coole Leute, die wie ich Lust auf offene Kommunikation hatten. Da fühlte ich mich sehr wohl und beschloss dann, mich auf Kreisebene selbst einzubringen.
Was ist das Besondere an der Katholischen Landjugend?
Sebastian Weber: Bei der Landjugend wird man auch aufgenommen, wenn man nicht der „Allercoolste“ ist oder einen riesigen Freundeskreis hat. Man findet dort eine starke Gemeinschaft vor, die auch mit den anderen Altersgruppen der Gemeinde in Kontakt tritt und hängt somit nicht nur mit der eigenen Clique ab. Man ist nicht nur für sich, der Verband bringt sich bei Veranstaltungen im Kirchenjahr ein oder macht bei Aktionen wie „Saubere Landschaft“ oder „Rumpelkammer“, eine Altkleidersammlung, mit. Wir halten zusammen, nicht nur für uns, sondern auch für die Gemeinde und für viele wohltätige Zwecke.
Welche prägenden Erfahrungen haben Sie in Ihrem kirchlichen Ehrenamt gemacht?
Sebastian Weber: Also der Gruppenleiter-Grundkurs war schon so eine Art „Erweckungserlebnis“ für mich. Da habe ich das erste Mal richtig mitbekommen, dass die Landjugend mehr ist als das gemütliche Beisammensein und die Aktionen vor Ort, sondern da gibt es noch viel mehr zu entdecken. Ein paar Wochen nach dem Grundkurs waren wir auch in der Schweiz am Wirkungsort unseres Patrons Niklaus von Flüe. Das war für mich ein spirituelles Erlebnis, bei dem ich gesehen habe: Es geht auch darum, den Glauben konkret zu leben und sich intensiv über seine Spiritualität auszutauschen. Das hat mich insgesamt so geprägt, dass ich mir gesagt habe: Hier bei der Landjugend, da will ich nicht nur teilhaben, sondern die will ich aktiv mitgestalten, um auch anderen diese Erlebnisse zu ermöglichen.
Was muss passieren, dass sich Menschen weiter in der kirchlichen Jugendarbeit engagieren?
Sebastian Weber: Ich sehe das Ehrenamt in der Jugendarbeit schon massiv gefährdet. Gerade die Räume, in denen unser Engagement stattfindet, werden immer mehr eingeschränkt. Die Jugend braucht Platz, um sich frei zu entfalten und auch mal „Schmarrn“ zu machen. Von einigen Pfarrern vor Ort wird das immer mehr beschränkt. Da haben wir im ganzen Landkreis immer wieder Probleme, dass der Zutritt zu den Pfarrheimen beschnitten wird. Wenn man die Jugendlichen in der Kirche halten will, braucht es aber diesen Platz für sie.
Auch die fehlende Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre ist eine Gefahr. Natürlich gehört das Bewahrende, das Konservative zur Kirche. Aber wenn die jungen Leute sehen, dass sich in der Kirche wenig bewegt, ist das nicht gut. Unsere Vorschläge werden zwar gehört, aber oft fehlt es dann in der Umsetzung. Auch dass die Missbrauchsfälle schonungslos aufgeklärt werden, ist essentiell. Denn viele Ehrenamtliche, die damit nichts zu tun haben, werden damit in Verbindung gebracht, nur weil sie in der Kirche Jugendarbeit machen.
Was macht für Sie – trotz dieser Probleme – Kirche aus?
Sebastian Weber: Kirche ist für mich nicht die Amtskirche, sondern sind für mich die Leute vor Ort, die hier miteinander Glauben leben wollen. Es braucht meiner Meinung nach einen solchen Ort, der möglich dezentral ist, wo sich die Menschen darüber austauschen können. Wo sich konservative und progressive Christen außerhalb ihrer eigenen Bubble zusammen setzen müssen. Wo es Reibungen gibt, wo aber auch gemeinsame Entscheidungen getroffen werden.
Text: Klaus Schlaug, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, August 2024