Digitalisierung verbindet – ganz analog! Beim Schulpatinnen-Projekt des Erzbischöflichen St. Irmengard Gymnasiums in Garmisch-Partenkirchen hatten Jung und Alt viel Freude am intergenerationellen Austausch. Für Schülerinnen war es spannend, in die Lehrerinnen-Rolle zu schlüpfen. Für Seniorinnen und Senioren eröffnete sich der Zugang zu neuen Kommunikationsmöglichkeiten. Iona Fell, Schülerin der 9. Klasse, und Kursteilnehmerin Marion Caspers sind jetzt sogar auf Instagram befreundet.
Iona Fell (l.) und Marion Caspers
Elf Schülerinnen der Klasse 9a des Sozialzweigs im St. Irmengard-Gymnasium unterstützten vom 11. April bis 16. Mai 2024 im Rahmen des kooperativen Schulpaten-Projekts interessierte Seniorinnen und Senioren dabei, ihre digitalen Kompetenzen zu vertiefen oder zu erweitern. In Vortreffen und insgesamt sechs Kurssitzungen entwickelten die Schülerinnen unter Anleitung von Projektlehrerin Eva Eiser selbstständig digitale Themenpakete. Je nach Wissensstand und Bedarf der Teilnehmenden gingen die Schülerinnen außerdem in Kleingruppen auf individuelle Fragen ein.
Angestoßen durch eine Idee des Seniorenbeirats Garmisch-Partenkirchen hat das Katholische Kreisbildungswerk Garmisch-Partenkirchen e. V. dieses Bildungsangebot im Rahmen des Projekts „MuT – Medien und Technik im Alter“ organisiert und in enger Zusammenarbeit mit dem Erzbischöflichen St. Irmengard-Gymnasium durchgeführt. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales. Weitere Zuschussgeber sind das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen und die Mehrwert-Stiftung Gap.
Marion Caspers (76) sagt über das Schulpatinnen-Projekt: „Ich lerne gerne und finde es schön, mit jungen Leuten zusammen zu sein“
„Ich fand es sehr angenehm und bereichernd, im Rahmen des Projekts nochmal die Schulbank zu drücken. Das St. Irmengard Gymnasium mag ich sehr, es ist in meinen Augen eine Modell-Schule. Vor allen Dingen aber lerne ich gerne – auch von anderen – und finde es schön, mit jungen Leuten zusammen zu sein. Es ist meiner Meinung nach nicht selbstverständlich, dass Jugendliche gegenüber der älteren Generation so offen sind wie unsere Schulpatinnen. Sie waren sehr nett und mit viel Freude bei der Sache. Und sie konnten gut erklären.“
„Mein Ziel, mehr Kenntnisse über die Funktionen meines Handys zu erwerben, habe ich erreicht. In den Kleingruppen konnten wir Fragen stellen. Iona kannte sich mit meinem Handy-Modell sehr gut aus und hat mir viel beigebracht. Zum Beispiel kann ich jetzt in der WhatsApp-Gruppe, die ich leite, Umfragen durchführen – das ist wirklich praktisch. Auch wenn es darum geht, ein Bahnticket zu kaufen, den Parking-Code zu nutzen oder Fotos zu bearbeiten, bin ich viel sicherer geworden.“
„Neben der technischen Unterstützung habe ich den persönlichen Kontakt sehr geschätzt. Über die digitalen Fragen fand man weiter ins Gespräch: Wir haben über die Spracheinstellungen am Handy und über Übersetzungsprogramme geredet. In dem Zuge habe ich erzählt, dass ich 25 Jahre in Amerika gelebt habe. Iona hat Verwandte in Schottland und so kamen wir natürlich auch dazu in Austausch. Mit Iona und einer weiteren Schulpatin habe ich mich sogar über das Projekt hinaus auf Instagram vernetzt. An einem Kurstag konnte ich nicht teilnehmen und da haben die Schülerinnen beim nächsten Mal gesagt, dass sie mich vermisst hätten. Das fand ich sehr nett.“
Iona Fell (15) fügt hinzu: „Es war schön, so viel positives Feedback zu bekommen“
„Als unsere Lehrerin Frau Eiser von dem Projekt Digitale Schulpaten berichtet hat, fand ich es eine super Idee, auf diese Weise die Generationen zu verbinden. Wir Schülerinnen kennen uns mit Smartphones und Tablets gut aus und können unser Wissen weitergeben. Es hat viel Spaß gemacht zu überlegen, was wir vermitteln wollen und wie wir das am besten verpacken. Ich würde definitiv sagen, dass ich durch mein Engagement selbstbewusster geworden bin. Im Schulalltag hat man die Situation sonst nicht, dass man vor einer relativ unbekannten größeren Gruppe spricht.“
„Ab und zu kam es vor, dass die Seniorinnen und Senioren nicht sofort verstanden haben, was wir erklären wollten. Dann haben wir einfach eine kleine Pause gemacht und oft hat das schon ausgereicht und der Knoten ist geplatzt. Wir als Schülerinnen kennen natürlich die Situation, dass man nicht alles sofort kapiert, und haben Verständnis dafür, dass man für manche Dinge auch mal länger braucht. Es war schön zu sehen wie einige der Teilnehmenden richtig aufgeblüht sind. Der älteste Teilnehmer war 92 Jahre und hatte erst nur ein Tastenhandy. Am Ende des Kurses ist er mit einem Tablet zurechtgekommen.“
„Es ist eine gute Sache, wenn Generationen voneinander lernen. Als Jugendliche haben wir – von den eigenen Großeltern abgesehen – wenig Kontakt zu älteren Menschen. Das Projekt war eine neue Erfahrung und es sind richtige kleine Freundschaften entstanden. Wir konnten viele Fragen klären, aber wir haben uns zwischendurch auch über andere Themen unterhalten. Es war sehr interessant, wenn Frau Caspers von ihrem Leben erzählt hat. Ich habe mich jede Woche gefreut, wenn wir uns wieder getroffen haben und war gespannt, ob sie in der Zwischenzeit gut zurechtgekommen ist oder wir uns eine Sache nochmal anschauen sollten.“
„Besonders schön war unser Reflexionstreffen zum Abschluss des Projekts. Wir haben so viel positives Feedback bekommen und es war toll, dass die Seniorinnen und Senioren wirklich etwas gelernt und viel für sich mitgenommen haben.“