Die Frage „Warum tust du dir das an?“ haben wohl schon viele Ehrenamtliche gehört. Wer sich freiwillig engagiert, investiert Zeit, Energie und Nerven – unentgeltlich. Warum es sich dennoch lohnt, sich für seine Mitmenschen, in der Kirche und der Gesellschaft einzusetzen, darüber berichten in unserer neuen Serie Männer und Frauen unterschiedlicher Altersgruppen, die in verschiedenen Ehrenämtern aktiv sind. Zugleich kommen Menschen zu Wort, die Unterstützung durch Ehrenamtliche erfahren. Sie erzählen, was diese Hilfe in ihrem Alltag bedeutet.
V.l.n.r.: Maren Schambeck, Susanne Ehlert und Claudia Schambeck
Die Fachstelle für Alleinerziehende Frauen und Männer begleitet seit über 50 Jahren Mütter und Väter der Erzdiözese München und Freising, die getrennt, ledig, geschieden oder verwitwet sind. Das Programm umfasst gemeinsame Unternehmungen und Fahrten, spirituelle Angebote, thematische Wochenendseminare sowie ein vielfältiges Angebot in der Begegnungsstätte Haus Dorothee inklusive Beratung, Begleitung und Informationen. Parallel zu allen Veranstaltungen wird eine Kinderbetreuung angeboten. Dabei wird gespielt und gebastelt, es werden Schnitzeljagden veranstaltet, Wanderungen unternommen und kleine Theaterstücke eingeübt.
Das Besondere: Das ehrenamtliche Team der Betreuer:innen besteht aus jungen Menschen, die selbst als alleinerzogenes Kind aufgewachsen sind, die Situation in dieser Familienform und die Angebote der Alleinerziehendenseelsorge also aus eigener Anschauung kennen.
Fachbereichsleiterin Susanne Ehlert sagt dazu: „Ich bin sehr begeistert von unseren Ehrenamtlichen, die ich meist schon von klein auf kenne. Hier zeigt sich eine großartige Entwicklung: Sie beginnen als Praktikant:in, lernen von den erfahrenen Betreuer:innen und wachsen immer mehr in ihre Aufgabe hinein. Es ist schön zu sehen, wie die jungen Leute Feuer fangen und mit Leidenschaft dabei sind.“
Claudia Schambeck sagt aus Sicht einer Alleinerziehenden über das Projekt:
„Als junge Mutter musste ich nach dem Tod von Marens Papa unser Leben plötzlich neu organisieren. Die Gemeinschaft und der Austausch mit Müttern und Vätern in einer ähnlichen Lebenssituation waren für mich damals unglaublich wichtig und bereichernd. Ich habe sehr viele gute Anstöße bekommen, auch im Umgang mit meinem Kind, das ja ebenfalls mit Verlust, Trauer und Ängsten zu kämpfen hatte. Meine Tochter wiederum konnte in der Kinderbetreuung eine besondere Gemeinschaft erleben und erfahren, dass sie in dieser Familienform keine Exotin ist, sondern dass es viele gibt, denen es ähnlich geht.“
„Bei den Angeboten der Alleinerziehendenseelsorge stimmt für mich einfach das Gesamtpaket: Die Kinder werden bei allen Veranstaltungen mitgedacht: Das Programm sieht gemeinsame Unternehmungen mit den Kindern vor, aber auch die Möglichkeit, dass Erwachsene und Kinder getrennt voneinander Zeit verbringen. Diese Freiräume sind für Alleinerziehende selten und entsprechend wertvoll. Ich fand es sehr hilfreich, in Ruhe mit Gleichgesinnten über Probleme zu sprechen, zu reflektieren und Lösungen zu finden. Immer in dem Wissen, dass das eigene Kind bestens aufgehoben und betreut ist. Ich habe meine Tochter gerne in die Betreuung der Alleinerziehendenseelsorge gegeben – und sie ist sehr gerne hingegangen. Das Team findet immer Betreuer:innen, die wirklich hervorragend geeignet sind. Wie meine eigene Tochter auch, haben sie früher selbst als Kind an den Angeboten der Alleinerziehendenseelsorge teilgenommen. Sie kennen die Situation und können sich aus der eigenen Erfahrung heraus in die Gefühlswelt ihrer Schützlinge hineindenken.“
Dankeschön für Ehrenamtliche
Gut zu wissen: Der bayerische Staat dankt freiwilligen Helfern mit der Ehrenamtskarte. Inhaber des Dokuments erhalten bei zahlreichen öffentlichen und privaten Anbietern im Freistaat Rabatte. Dazu zählen beispielsweise Museen und Schlösser. Erhältlich ist die Ehrenamtskarte in einer blauen und goldenen Variante: Die blaue Karte ist drei Jahre gültig, die goldene unbefristet. Interessierte können über die kostenlose App „Ehrenamtskarte Bayern beantragen“ einen Antrag stellen.
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Maren Schambeck fügt aus Sicht einer Ehrenamtlichen hinzu:
„Für mich ist dieses Ehrenamt mit sehr viel Herzblut verbunden. Ich bin dankbar für alles, was ich als Kind bei den Veranstaltungen und der Betreuung der Alleinerziehendenseelsorge erleben und mitnehmen durfte – davon möchte ich etwas zurückgeben. Als alleinerzogenes Kind habe ich mich manchmal nicht richtig vollständig als Familie gefühlt. In der Betreuung waren Kinder, denen es genauso ging. In der Gemeinschaft haben wir dann miteinander festgestellt: Doch, wir sind eine vollständige Familie, auch wenn nicht mehr alle zusammen sind.“
„Die Tätigkeit im Ehrenamt hat mir sehr dabei geholfen, meine Persönlichkeit zu entwickeln. Zunächst als Praktikantin anzufangen, dann schrittweise mehr Verantwortung zu übernehmen und in die Betreuungsaufgabe hineinzuwachsen – das hat mich weitergebracht. Während der Ferienbetreuung betreue ich 16 Kinder im Alter zwischen drei und 16 Jahren. Das ist eine große Verantwortung. Es geht darum, einen Weitblick zu entwickeln und zu wissen, in welcher Situation ich eingreifen muss und wann man es den Kindern ermöglichen kann, ihre Grenzen auszutesten. Der Umgang mit den Kindern kann natürlich auch mal herausfordernd sein. Ein guter Austausch ist da sehr wichtig und wir Betreuer:innen erfahren durch das Team der Alleinerziehendenseelsorge viel Unterstützung und haben zu jeder Zeit eine:n Ansprechpartner:in.“
„Ich finde es toll, in diesem zwischenmenschlichen Bereich so viel lernen zu dürfen. Vor allen Dingen macht mir die Arbeit mit den Kindern unglaublich viel Freude. Es ist schön, kreativ zu sein, die Kinder für Spiele zu begeistern und sie mal wieder aus der gewohnten Reserve zu locken. Ich mache es einfach gerne. Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt beim Ehrenamt: Dass man für das, was man macht, mit Herz und Freude dabei ist.“
Alleinerziehendenseelsorge
Schrammerstraße 3
80333 München
Telefon: 089 2137-1236, 089 2137-1491
alleinerziehende(at)eomuc.de
Fachbereichsleiterin:
Susanne Ehlert, Gemeindereferentin
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Angebote:
• Thematische Wochenenden, Ferienmaßnahmen u. a. Gruppenangebote
• Regionale Begegnungstage, Initiierung und Begleitung von Treffpunkten
• Einzelbegleitung
"Haus Dorothee"
Begegnungsstätte für Alleinerziehende
St. Michael-Str. 88
81671 München
Telefon: 089 / 668708
Fax: 089 / 74793881
Leiterin der Begegnungsstätte:
Regina Knoblich
Pädagogische Fachkraft:
Dagmar Grallath
Angebote:
• Treffpunkt, Kurse, Beratung und Begleitung