Orte der Wärme im Erzbistum: Bahnhofsmission München "Wir sind aber auch einfach da, wenn es keine Perspektive mehr gibt"

Es ist kalt geworden in diesen Tagen, und das hängt nicht nur mit dem Winterwetter zusammen. Krieg, Krisen und Kosten drücken auf die Stimmung, die Preise steigen, die Not vieler Menschen nimmt zu. Umso schöner ist es, dass es in unserem Erzbistum besondere Orte gibt, an denen sich die Menschen aufwärmen können, wo sie Zuspruch erhalten und Unterstützung für ihren weiteren Weg bekommen. Wir haben mit den Menschen gesprochen, die diese "Orte der Wärme" betreiben, und sie um kurze Steckbriefe gebeten. Hier berichtet Bettina Spahn, Leiterin der Bahnhofsmission München.
 
Eingang Bahnhofsmission München
Der "Lavendel"-Schutzraum der Bahnhofsmission mit Leiterin Bettina Spahn
Bettina Spahn
Was macht die Wärme ihres Ortes aus?

Unser Motto zum 125-jährigen Jubiläum heuer war: "Mittendrin und immer da". Wir sind in der Bahnhofsmission rund um die Uhr für die Menschen da und immer ansprechbar, 365 Tage im Jahr, 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Wir haben auch dann geöffnet, wenn woanders geschlossen ist, Notfallhilfe und Beratung finden ohne Voranmeldung statt. Wir bieten Sicherheit und fühlen uns für die Menschen, ihre Sorgen und Nöte zuständig. Das gilt ganz besonders für Frauen: In unserem Schutzraum "Lavendel" in der Nähe des Hauptbahnhofs können bis zu vier Frauen geschützt übernachten.   
 
Welche Menschen kommen zu ihnen?

Wir haben keine bestimmten Zielgruppen im Blick, sondern arbeiten sozialraumorientert, das heißt: Jede und jeder kann zu uns kommen. Zu uns kommen alte Menschen, Einsame, Obdachlose, Arbeitslose, Alkohol- und Suchtkranke, Mittellose, Reisende, Menschen in Krisen, Geflüchtete, Asylsuchende oder Menschen, die in ihre Heimat zurückwollen. Wir sind als Haltepunkt da, helfen in allen Notfällen und begleiten die Menschen, wenn das Leben aus der Spur gerät und es neue Weichenstellungen bedarf. Wir sind aber auch einfach da, wenn es keine Perspektive mehr gibt. 
 
Wie reagieren die Menschen auf ihren Ort und die Wärme, die sie dort finden?

Das ist ganz unterschiedlich, Den meisten tut es gut, menschliche Wärme zu spüren, Halt zu finden und Zuspruch zu bekommen.  
 
Hat sich im Umgang mit den Menschen in diesem Jahr etwas verändert?

Wir merken sehr wohl, dass die Zeiten rauer und härter geworden sind. Die Verbundenheit zueinander und das Mitgefühl, das wir für die Menschen empfinden, haben aber weiter zugenommen.  
 
Was wünschen Sie sich für ihren Ort der Wärme und für sich selbst im kommenden Jahr?

Frieden, Frohsinn, Gesundheit und Kraft.
 
Bettina Spahn, Leiterin der Bahnhofsmission München