„Wir führen im Herbst den vierten Umsonstmarkt durch. Die Aktion ist Teil unserer Gemeindekultur geworden“, schildert Stephan Giglberger, der Umweltbeauftragter von St. Emmeram in München-Bogenhausen ist. Die Idee eines „Umsonstmarkts“ stammt ursprünglich aus Berlin. Jugendliche und junge Erwachsene haben sie im Rahmen eines Freiwilligen Ökologischen Jahres entwickelt und umgesetzt. Dabei werden die Bewohner eines Stadtviertels beziehungsweise eines Ortes rechtzeitig informiert, dass sie am Tag vor dem Umsonstmarkt Dinge im Pfarrheim abgeben können, die für andere noch nützlich sind oder ihnen Freude bereiten könnten: Zum Beispiel CDs und DVDs, Bücher, Spiele und Sportgeräte, Spielsachen, Haushaltswaren, Dinge für den Garten sowie für den Bereich Büro oder Schule.
Umsonstmarkt: Interessierte schauen sich an, was es gibt
Beim eigentlichen Umsonstmarkt am nächsten Tag darf jeder seine entdeckten Schätze mitnehmen. Dafür geben viele eine Spende, die ihnen angemessen erscheint. Die Pfarrei St. Emmeram will mit dieser Aktion ein Zeichen gegen den übertriebenen Konsum in der Gesellschaft mit seinen negativen Auswirkungen setzen.
Zeitgleich zum Umsonstmarkt findet in St. Emmeram ein Repaircafé statt. Mehrere ehrenamtliche Techniker helfen bei den Reparaturaufträgen gegen eine Spende. „Beim ersten Mal haben wir Reparateure über das Netzwerk der Münchner Repair-Cafés angefragt. Dann haben wir nach und nach auch Ehrenamtliche vor Ort für die Aufgabe finden können“, erinnert sich Stephan Giglberger. Die Gewinnung von Helfern ist seiner Erfahrung nach keine Selbstverständlichkeit. „Man muss die Menschen dazu einladen, dass sie mitmachen. Woher sollen ein handwerklich begabter Mann oder eine handwerklich begabte Frau auch wissen, dass sie sich bei uns einbringen können? Dafür muss man über den Pfarrbrief und die Lokalpresse werben.“
Der Erlös von Umsonstmarkt und Repaircafé ging bisher dreimal an die Organisation Plant for the Planet; mehrere tausend Bäume konnten dadurch weltweit gepflanzt werden. Heuer soll erstmals die Klimakollekte bedacht werden, berichtet Stephan Giglberger, der als Bildungsreferent für Freiwilligendienste im Sport beim Bayerischen Landessportverband arbeitet.
Bei Umsonstmarkt und Repaircafé werden Kaffee und Kuchen angeboten und es gibt einen Maltisch für die Kinder. Erfolgreich sind auch Angebote wie zum Beispiel ein Gläsergravurdienst, damit Produkte aus Glas gleich schön verziert oder mit den Namen der neuen Besitzer versehen werden können.
Foto Fahrradreparatur beim Repaircafé von St. Emmeram (Foto: Giglberger)
Das Umweltteam von St. Emmeram besteht aus einer Kerngruppe von fünf Personen sowie bei Bedarf aus weiteren Helferinnen und Helfern. Darunter sind auch Mitglieder des Familienkreises „Kieselsteine“. Sie wollen ihren Kindern und Enkeln bewusst eine möglichst intakte Welt hinterlassen. Dazu gehört der bewusste Umgang mit den Ressourcen ebenso wie die Umgestaltung von Grundstücken hin zu mehr Insektenfreundichkeit.
„Anfang Juni hatten wir am Ökologischen Bildungszentrum, das ganz in der Nähe unserer Pfarrei liegt, einen Bildungs- und Erlebnistag zur ökologischen Freiflächengestaltung in St. Emmeram“, berichtet Stephan Giglberger. Ein Referent hat der Pfarrgruppe gezeigt, was alles möglich wäre. Schließlich wurde vor Ort geschaut, was konkret umgesetzt werden kann. Bald soll es in St. Emmeram nicht nur Blühwiesen geben, sondern unter anderem auch Räume für Igel und Nistkästen für Vögel. Auch ein Brunnen oder zumindest eine Wasserfläche soll dort Platz finden. Eine enkeltaugliche Welt ist eben auch gut für viele andere Geschöpfe.
Text: Gabriele Riffert