Die Schöpfungsgärten in Heilig Kreuz und dem Campus St. Michael in Traunstein zeigen, wie die Liebe zur Schöpfung weitergegeben wird und wie Wohlfühlorte für Spaziergänger und Kirchenbesucher enstehen.
Darf am insektenbuffet in einem guten Schöpfungsgarten natürlich nicht fehlen - die Sonnenblume.
Wenn man auf die Kirche Heilig Kreuz in Traunstein zugeht, kann es gut sein, dass die Nase einen appetitlichen Duft erschnuppert: Es riecht nach Basilikum, Pfefferminze, Dill und auch nach den vielen bunten Blumen, die gerade nebenan im Schöpfungsgarten blühen. Der Schöpfungsgarten besteht aus einer großen Rosette mit Kräutern und Heilpflanzen, verschiedenen Gemüse-Hügelbeeten, Holunder- und Walnussbäumen, Beerenstauden, Hopfen sowie Weinreben und Blumen. Dazwischen schwirren zahlreiche Insekten herum. Sie ernten ihre Nahrung und der ganze Garten profitiert von der Bestäubungsarbeit, die sie nebenbei leisten. Zur knapp 1.000 Quadratmeter große Anlage gehören auch ein Glashaus und ein Gartenbiotop.
Regina Viktoria Schmidt ist eine von den felißigen GartenpflegerInnen. Gerade arbeitet sie in der Kräuterrosette, in der auch eine hohe rote Blattpflanze wächst, die Rote Melde. „Die Blätter kann man essen. Sie schmecken gut und sind gesund“, erklärt sie. Zubereitet werden sie wie Spinat: Einfach in Wasser dünsten, nach Belieben zerkleinern und vielleicht etwas würzen. Fertig ist das Gemüse. Elisabeth Greipel, die viel Erfahrung im Garten mitbringt, hat die gärtnerische Leitung inne. Aber die Mitglieder der Gartengruppe packen alle mit an. Immer am Donnerstag sind sie eingeladen, von 14 bis 16 Uhr gemeinsam Gartenarbeit zu verrichten. Danach gibt es eine Brotzeit. Darüber hinaus engagieren sich die Mitglieder individuell, wann sie Zeit haben. Das Angebot, sich hier gärtnerisch zu betätigen, ist attraktiv. „Gerade sind wieder zwei neue Mitglieder dazugekommen“, berichtet Martha Hadulla, die zusammen mit ihrem Mann im Schöpfungsgarten aktiv ist. „Auch eine Familie ist hier regelmäßig mit ihren Kindern aktiv. Es ist schön, wenn man sieht, dass die Liebe zur Schöpfung weitergegeben wird.“
Kirchenbesucher und Spaziergänger genießen den Schöpfungsgarten. Viele von ihnen nutzen die aufgestellten Sitzbänke, um sich an der Artenvielfalt vor Ort zu erfreuen. Zunächst hatte Diakon im Ruhestand Eberhard Spörlein im Schöpfungsgarten von Heilig Kreuz auch einen Bienenstock aufgestellt. Das Nahrungsangebot im Garten war perfekt dafür. Aber als Anwohner wegen Allergien Bedenken äußerten, wurden die Bienenvölker umgesiedelt. Bald soll es in einem anderen Gartenteil einen neuen Versuch geben. Dieser Garten liegt hinter dem früheren Gebäude der Missionare vom Kostbaren Blut und damit weiter weg, so dass die Insekten niemanden stören dürften.
Szenenwechsel. Im Schöpfungsgarten auf dem Gelände des Campus St. Michael mit seinen 44.000 Quadratmetern Freifläche gibt es bereits Bienenvölker. Innerhalb dieses Schöpfungsgartens gibt es verschiedene Bereiche, die unterschiedliche Akzente setzen. Mitte März 2015 wurde hier vom Studienseminar St. Michael und vom Kreisbildungswerk Traunstein ein Permakultur-Gemeinschaftsgarten initiiert. Das Wort Permakultur bedeutet, dass in nachhaltigen, naturnahen Kreisläufen und in verantwortungsvollem Umgang mit Ressourcen gearbeitet wird. Angelegt hat diesen Teil des Schöpfungsgartens ebenso wie den Schöpfungsgarten von Heilig Kreuz Permakulturdesignerin Karin Frank. Dabei haben jeweils viele ehrenamtliche Gärtnerinnen und Gärtner mitgearbeitet. Aktuell wird der Permakultur-Gemeinschaftsgarten von 20 Gartenliebhabern zusammen mit Permakulturpraktikerin Katharina Stadler bewirtschaftet.
Seit 2017 gibt es auf dem Campusgelände auch einen Insektengarten mit Imkerei. Die Idee dazu kam von Landschaftsgärtner Thomas Janscheck. Entwickelt haben ihn Präfektin Christine Klisch und Haustechniker Moritz Bauregger vom Jungeninternat St. Michael. Seither wird der Garten von der Seminaristengruppe „Green-Power“ des Internats gepflegt, ständig neu bepflanzt und mit spannenden Projekten weiterentwickelt. Drei der Jungen erwerben spezifische Qualifikationen im Bereich der Imkerei und im Obstbaumschneiden. Dieser Spezialgarten befasst sich intensiv mit der Förderung von Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Blütenbesuchern. Auch der nebenliegende Gemeinschaftsgarten profitiert unmittelbar davon.
Begonnen wurde mit einem kleinen Teich, da Insekten dringend Wasser benötigen. Rundherum entstand in Form von Sonnenstrahlen, die sich in alle Richtungen ausbreiten, der Insektengarten, der sich in verschiedene Themengebiete aufgliedert: Ein Feld bietet mit Sommerflieder, Brennnesseln und Mohn die Lieblingsnahrung der Schmetterlinge. Im zweiten Feld wachsen Disteln, Königskerzen und Nachtkerzen für Nachtfalter. Daneben gibt es Nahrung für die Bienen mit Phacelia, Buchweizen, Klatschmohn und verschiedenen Lippenblütlern. Ein viertes Feld ist die Magerwiese mit Thymian, Sterndolde, Hauswurz, Enzian und Kuckucksnelken.
Zusätzlich wurden von der Gartengruppe viele Frühjahrsblüher eingesetzt. Märzenbecher, Blausternchen, Krokusse, Zierlauchpflanzen, Hyazinthen, Kornelkirsche und Weide bieten die erste Nahrung im Jahr für die Bienen. Viele Sonnenblumen und Stockrosen bieten ausreichend Nahrungsreserven für den Sommer. Steinhaufen, Trockenmauern und sandige Flächen bieten wärmeliebenden Insekten sonnige Plätze, Schutz vor Räubern und ein geeignetes Zuhause. Auch Totholzhecken findet man im Insektengarten. Totholz zählt zu den lebendigsten Lebensräumen unserer Natur. Viele Insekten, die auch in unseren Gärten vorkommen, profitieren davon.
Aber nicht nur für Insekten sind die Gärten auf dem Campus St. Michael ein Wohlfühlort. Die Sitzlounge im Insektengarten oder auch inmitten der Bienenweiden, umgeben von Essblumen, Kräutern und Hopfen, lädt zum Verweilen, Entspannen und Lernen ein. Die beiden Bienenvölker schenken dem Internat den eigenen Frühstückshonig.
Zudem gibt es ständig Bildungsangebote durch das Campusteam und die Campuspartner: So kann im Gemeinschaftsgarten beispielsweise der Umstieg zum Selbstversorger gelernt werden. Im Insektengarten erhält man Tipps, wie man auch selbst seinen Garten insektenfreundlich gestalten kann. Oder man nutzt die Möglichkeit, bei einem Saatgutaustausch mit anderen Gärtnerinnen und Gärtnern selbst Saatgut auszutauschen und sich somit aktiv an der Bewahrung von Sortenvielfalt einzubringen.
Text: Gabriele Riffert und Hermann Hofstetter
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