Man muss schon ganz genau hinschauen, damit man die Solarmodule auf dem Kirchendach von St. Bonifatius in Haar erkennt. Sie sind dünn und unauffällig. Sowohl die Rahmen als auch die Oberfläche der Module sind an die Farbe des Dachs der über 40 Jahre alten Kirche angepasst. Mit Unterstützung durch das Projekt „Wir übernehmen Schöpfungsverantwortung“ der Abteilung Umwelt im Erzbischöflichen Ordinariat München konnte die komplexe Investition erfolgreich umgesetzt werden. Rund 60.000 Euro wurden ausschließlich aus Mitteln der Pfarrei dafür eingesetzt. Seit Juli 2016 ist die Photovoltaikanlage mit 30 kWp installierter Leistung nun am Netz. „Seither läuft die Anlage perfekt. Alles ist bestens“, berichtet Richard Friedl, der sich in der Kirchenverwaltung von St. Bonifatius engagiert.
Die Pfarrkirche von St. Bonifatius, Haar von außen
Die Anlage ist auf eine Nutzungsdauer von etwa 20 Jahren ausgelegt. Die Pfarrei braucht im Jahr rund 40.000 Kilowattstunden Strom. „Davon produzieren wir nun 31.000 Kilowattstunden selbst“, erklärt Richard Friedl und ergänzt: „Übers Jahr gesehen können wir so circa 80 Prozent unseres Strombedarfs selbst decken und ersparen der Umwelt einen Kohlendioxidausstoß von rund 20 Tonnen pro Jahr.“ An sonnigen Tagen erzeugt die Solaranlage mehr Elektrizität als die Pfarrei verbrauchen kann. Dafür liefert sie abends, wenn in den Gruppenräumen, im Pfarrsaal und in den Wohnungen des Gebäudekomplexes die Lichter an sind, nichts. Der Strom muss dann zugekauft werden. Letztlich sind es etwa 40 Prozent des erzeugten Stromes, der zur „richtigen Zeit“ erzeugt wird und die Pfarrgebäude mit dem benötigten Strom versorgt. Mit zusätzlichen Speicherakkus ließe sich dieser Anteil noch vergrößern. „Aber das lohnt sich für unsere Pfarrei nicht“, weiß Richard Friedl.
Richard Friedl ist in St. Bonifatius aufgewachsen, war Pfarrjugendleiter, im Pfarrgemeinderat und gehört seit über 20 Jahren der Kirchenverwaltung an. Dort ist er für die Kindertagesstätte sowie für Fragen der Technik und Elektrizität zuständig. Obwohl er beruflich Funkanlagen baut, ist er mit dem Thema Solaranlagen gut vertraut, denn er hat bereits seit 2009 Solarzellen auf dem eigenen Hausdach. „Immer dann, wenn ich das Kirchendach angeschaut habe, ist mir aufgefallen, welch perfekte Ausrichtung es genau zur Sonne nach Süden hin aufweist. Auch die Dachneigung ist super. In meiner Phantasie habe ich dann schon Solarmodule darauf verlegt“, beschreibt er die Anfänge seiner Idee. Die Kirchenverwaltung war rasch für diese Vision zu gewinnen. Bis zur Umsetzung mit Simulation, Bauantrag, Ausschreibung, Installation und Inbetriebnahme dauerte es drei Jahre.
Auch sonst ist Nachhaltigkeit für die Pfarrei St. Bonifatius ein wichtiges Thema. „Das zieht sich bei uns wie ein roter Faden durch“, weiß Richard Friedl. „Zum Beispiel beim Pfarrfest nehmen wir nur eigenes Geschirr, das wir selbstverständlich spülen. Wir haben ein aktives Team im Pfarrgemeinderat und auch die Kirchenverwaltung denkt nachhaltig.“
Text und Fotos: Gabriele Riffert