Wenn Nachhaltigkeit zur Berufung wird Mit dem Technischen Leiter der Katholischen Akademie ist ein Pionier der Schöpfungsverantwortung in den Ruhestand gegangen

Fast vier Jahrzehnte war er „der Zauberer hinter den Kulissen“ der Katholischen Akademie in Bayern. Ob Ton und Licht für Veranstaltungen, Heizungstechnik oder Photovoltaik - der technische Leiter Christian Sachs hat dafür gesorgt, dass Nachhaltigkeit in der Akademie nicht nur ein Schlagwort ist.
 
Christian Sachs, ehemaliger Technischer Leiter der Katholischen Akademie in Bayern
Christian Sachs beim Blockheizkraftwerk in der Katholischen Akademie, das CO2 einzusparen hilft und sowohl Strom wie Wärme für die Gebäudeheizung erzeugt
Christian Sachs steht in dem kleinen Kellerraum, der vielleicht acht Quadratmeter misst. Er deutet auf eine Reihe von nebeneinander liegenden Röhren an der Wand und einem Kasten gegenüber. „Mit dem Kältetauscher“ erklärt er, „holen wir das Grundwasser aus 29 Metern Tiefe, und kühlen im Sommer damit den Speisesaal und den Konferenzraum der Katholischen Akademie.“ Wie bei allem, was Christian Sachs in den vergangenen Jahrzehnten in der Akademie installiert hat, geht es um Nachhaltigkeit und Energie-Einsparung. Die Anlage läuft mit einer 1-Kilowatt-Pumpe. Gängige Klimaanlagen für vergleichbare Gebäude fressen das 50-60-fache an Energie.

Aber auch für Herbst- und Winterzeiten hat Christian Sachs als Chef der Technik die Katholische Akademie gut gerüstet: Bereits 2022 stand der Vorgänger des jetzigen Blockheizkraftwerkes ein paar Kellerräume weiter. Die Anlage, etwa so groß wie drei Kühltruhen, erzeugt im Jahr 160.000  bis 180.000 Kilowattstunden Strom, stellt Warmwasser bereit und ist für die meisten Tage in Herbst und Winter ausreichend für den Heizbetrieb.

In der Nachhaltigkeit die Akademie nach vorn katapultiert

Dies sind nur zwei herausstechende Maßnahmen, die Christian Sachs als Leiter der Haustechnik in der Akademie zu verantworten hatte. Wobei „Verantwortung“ es nur zum Teil trifft, denn der gebürtige Oberfranke hat all die Jahre seine Aufgabe als Berufung, als zutiefst empfundenes persönliches Anliegen gesehen. Sachs war immer verfügbar, schaute auch am Wochenende nach dem Rechten, behandelte die gesamte Haustechnik so pfleglich, als wäre sie sein persönliches Eigentum.

Dabei spielte auch eine Rolle, dass er mit seiner Familie lange im sogenannten „Kutscherhäusl“ des kleinen Stadtschlosses Suresnes gelebt hat – und dieses Schlösschen befindet sich direkt auf dem Gelände der Katholischen Akademie. Gleichzeitig habe er gerade unter Direktor Florian Schuller viele Freiheiten genossen, was sein Engagement für Schöpfungsverantwortung und Nachhaltigkeit anging, erklärt Sachs.

Mit Schuller arbeitete er von 2000 bis 2018 zusammen, am längsten von allen drei Direktoren in seiner Dienstzeit. Schuller stand vielen Projekten von Christian Sachs für die Akademie aufgeschlossen gegenüber, und der Technik-Chef bildete sich in diesen Jahre weiter zum Umwelt-Auditor, zum Verbraucherschützer, zum Nachhaltigkeits-Auditor und Spezialist für Arbeitssicherheit. Dieses Aufgehen im Job, der Einsatz für die technische und nachhaltige Weiterentwicklung der Akademie wäre ohne das Verständnis seiner Frau und seiner drei Töchter nicht gegangen, sagt der umtriebige Techniker.  Und auch nicht ohne seinen Glauben.
Christian Sachs, ehemaliger Technischer Leiter der Katholischen Akademie in Bayern, im Keller beim Wärmetauscher
Christian Sachs beim Wärmetauscher

Katholische Kirche und der Umweltgedanke: für Sachs prägend

Den Grundstock für sein Engagement, seine Religiosität und Technikverbundenheit sieht Sachs schon in der Kindheit angelegt. Aufgewachsen ist er in Münchberg in Oberfranken in den sechziger und siebziger Jahren, nicht weit vom eisernen Vorhang. Mit 16 Jahren hatte der evangelisch getaufte Christian seine erste katholische Kindergruppe, schloss sich der Katholischen Jungen Gemeinde, KJG, an und wurde Jugendleiter in der politisch engagierten Vereinigung.

Zur katholischen Kirche kam Sachs durch seinen Sport: Sein Trainer im Skilanglauf war Pfarrjugendleiter. „Die katholische Kirche hat mich begeistert. Deswegen musste ich mich auch mit meiner Familie auseinandersetzen.“ Die Eltern ließen ihn seinen Weg gehen, lediglich die Großmutter soll zum Vater von Christian gesagt haben: „Dei Bu geht in die katholisch' Kirch!“

Mit 18 konvertierte der gerade Volljährige zur katholischen Kirche und setzte sich auch zunehmend für Schöpfungsverantwortung ein: Dritte Welt-Stände, der Streit um die Atomkraft, die Demonstrationen um den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage von Kernbrennstäben in Wackersdorf prägten ihn, aber als „praktisch sehenden Menschen und nie ideologisch“, meint Sachs.

Bis heute kann sich Christian Sachs sein Leben ohne den Glauben nicht vorstellen. In Ausbildung und Beruf ging es für ihn aber erstmal in eine andere Richtung: Der junge Mann machte eine Lehre zum Nachrichtengeräte-Mechaniker und Funkelektroniker bei Grundig in Bayreuth. Tonbandgeräte, Radiorekorder und Anrufbeantworter entstanden hier unter anderem.  Mehrere Jahre leitete er ein „Fertigungsband“ mit knapp 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zur Bewerbung bei der Katholischen Akademie kam es nach wenig erfolgreichen Gehaltsverhandlungen bei einem Elektronikkonzern.
 
2004 wurde das Dach der Akademie in der Münchner Mandlstraße flächendeckend mit Photovoltaikzellen versehen
2004 wurde das Dach der Akademie in der Münchner Mandlstraße flächendeckend mit Photovoltaikzellen versehen

Langsames Umdenken, tiefgreifende technische Veränderungen

In die Akademie kam Sachs in Zeiten des Umbruchs von elektrischen auf elektronische Grundlagen: „Die Mikrophonanlagen waren alte Kondensator-Mikrophone, das musste alles umgestellt werden“. Sachs besorgte auch die Kameras, um für das neu gegründete BR-alpha, den Bildungskanal des Bayerischen Fernsehens, Sendungen aus der Akademie aufzuzeichnen. Bei aller - notgedrungener - technischer Fortschrittlichkeit, erzählt Christian Sachs, kümmerte sich damals aber niemand um den Umweltgedanken. Das habe daran gelegen, das Geld und Energieressourcen ausreichend zur Verfügung gestanden hätten, niemand habe sich darüber Gedanken gemacht.

Erst in seiner Zusammenarbeit mit Direktor Schuller habe das Nachhaltigkeitsmanagement Fahrt aufgenommen. Die Einrichtung des ersten Blockheizkraftwerks 2002 wurde in Bayern noch kritisch beäugt. 2004 wurde das Dach der Akademie mit einer Photovoltaikanlage bestückt, der diözesane Umweltbeauftragte Gotthard Dobmaier holte Sachs ins Team, um die Nachhaltigkeitsrichtlinien für das Erzbistum aufzustellen, Sachs wurde mehr und mehr als Referent und Berater gefragt, um beispielsweise Pfarreien zum Umweltmanagement EMAS - ein Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung für Organisationen, die ihre Umweltleistung verbessern wollen - zu führen.

Im Laufe der Jahre bot er auch eine Ausbildung für Interessierte zum Umwelt-Auditoren an. Auch in personeller Hinsicht holte er Stück um Stück den Umweltgedanken in die Arbeitsabläufe der Akademie. Er installierte eine Stelle für Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ), um auch jungen Menschen die Idee der Nachhaltigkeit nahezubringen. Und er gründete eine Kooperation mit dem Fachdienst für Integration. Für ein halbes oder ganzes Jahr arbeiten Praktikanten mit jungen Menschen mit Behinderung zum Beispiel im Garten der Akademie. Sachs hat hier die Umweltarbeit mit dem Inklusionsgedanken verknüpft.

Eine Anerkennung erfuhr die unermüdliche, jahrzehntelange Arbeit des Umweltbewahrers, als er im Herbst dieses Jahres mit der Bayerischen Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt ausgezeichnet wurde (Laudatio) - insbesondere für die Senkung der CO2-Bilanz der Akademie um knapp 70 Prozent in zehn Jahren, und das bei einer Verdoppelung der Teilnehmendenstunden.

Sachs hinterlässt ein Bildungshaus auf Vorreiter-Niveau

Heute steht die Katholische Akademie in Bayern auch in technischer Hinsicht als eines der fortschrittlichsten Bildungshäuser da. Und Christian Sachs hat an seine Nachfolgerin übergeben. Doch der Ruhestand bedeutet für den Wahl-Münchner nicht, sich komplett von der Akademie abzunabeln. Wenn es brennt, wird er auch weiterhin da sein - wenn man das will. Und Direktor Achim Budde hat ihm extra einen Generalschlüssel nachmachen lassen. Damit Sachs sich nie als Besucher, sondern immer zu Hause fühlen sollte, so der Direktor.

Freilich, dieses zweite Zuhause wird ihn nicht täglich sehen, so wenig wie seine eigentliche Wohnung, denn Christian Sachs ist auch im (Un-)Ruhestand ein gefragter Mann. Anfragen aus den Diözesen für Umweltmanagement-Kurse gibt es in Fülle, und manche Gemeinde möchte sich gerne von Christian Sachs in Sachen Umwelt zertifizieren lassen. Der aber will sich jetzt erstmal ein halbes Jahr Zeit geben, um sich im neuen Lebensabschnitt des Ruhestands zu orientieren. Und seiner Nachfolgerin hat er zum komplexen Nachhaltigkeitsmanagement mit auf den Weg gegeben: „Machen Sie sich keine Sorgen. Nach zwei Jahren wissen Sie immer noch nicht alles.“
 
Text: Wilhelm Witte, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, November 2022
 

Katholische Akademie in Bayern - Kardinal Wendel Haus
Mandlstr. 23
80802 München
Telefon: 089-38102-0
Fax: 089-38102-103
info(at)kath-akademie-bayern.de
http://www.kath-akademie-bayern.de
Direktor:
PD Dr. Achim Budde
Geschäftsführerin der KEB Bayern:
Eva Jelen
Umwelt
Kapellenstr. 4
80333 München
Telefon: 089 2137-1251, 089 2137-1602
nachhaltig(at)eomuc.de
http://www.erzbistum-muenchen.de/umwelt
Abteilungsleiter und Diözesaner Umweltbeauftragter:
Mattias Kiefer
umweltbeauftragter(at)eomuc.de
Telefon: 089 2137-1514

Umweltmanagementbeauftragter des
Erzbischöflichen Ordinariats München:
Hermann Hofstetter
HHofstetter(at)eomuc.de
Telefon: 089 2137-1601