Mit Insektenlebensräumen und Nisthilfen haben sich kürzlich insgesamt 27 Kinder im Verwaltungsgebäude der Erzdiözese München und Freising befasst. Zwei Gruppen, die von Hermann Hofstetter, Referent für Schöpfungsverantwortung in unserem Bistum, geleitet wurden, erhielten zunächst Informationen darüber, wie Insekten leben und was ihnen hilft. „Die Kinder haben auch Material mitgenommen, damit sie bei den Eltern, Geschwistern und Freunden als Multiplikatoren auftreten können“, berichtet Hermann Hofstetter und ergänzt: „Unter anderem gab es viele Grundlageninformationen dazu, wie die Lebensräume der bei uns stark bedrohten Insekten geschützt und verbessert werden können.“
Die Insektenhotels bieten Platz für viele Insekten - auch für Bienen.
Dann ging es an die praktische Arbeit. Mitgebrachte Holzteile wurden mit entsprechenden Einfluglöchern für die Insekten versehen, Stängel von Brombeeren, Schilf und Heckenrosen auf die richtige Länge gebracht und gebündelt, Einzelteile gefeilt und vernagelt. Anhand einer von Hermann Hofstetter eigens zusammengestellten Checkliste konnten die Kinder lernen, welche Fehler vermieden werden sollten. Außerdem erfuhren sie, wie man am besten beim Sammeln von Material vorgeht und wie man mit einfachem Werkzeug schnell etwas fertigstellen kann. Gemeinsam wurden je eine kleine und eine größere Insektennisthilfe fertiggestellt. Beide werden im nächsten Jahr im EOM-Innenhof aufgehängt. Dann gibt es dort auch einen Insektenblühstreifen, der gerade angelegt wird und den man jetzt schon an seinen Umrissen erkennen kann. „So finden die Insekten gleich Futter, wenn sie ihre Hotels verlassen. Das freut die geflügelten Königinnen“, erklärt Hermann Hofstetter.
Hermann Hofstetter mit selbstgebautem Insektenhotel
Nicht nur in der freien Natur, sondern gerade auch in Gärten helfen die vielen nützlichen Wildbienen und Schmetterlinge dabei, das ökologische Gleichgewicht zu bewahren. Insekten ernähren sich oft von Schädlingen oder deren Larven, andere bestäuben die Blüten der Nutzpflanzen und tun das auch dann, wenn Honigbienen aufgrund niedriger Temperaturen nicht fliegen oder diese Pflanzen nicht auf ihrem Speisezettel haben.
Das Bewusstsein dafür, wie wichtig Insekten sind, ist heute sehr verbreitet. Nisthilfen für Insekten sind deshalb gefragt wie nie. Heute werden in jedem Baumarkt, Gartencenter oder beim Discounter und im Internet Insektenhotels angeboten. Diese sind häufig mit Bausteinen und Ziegeln mit viel zu großen Löchern, geknicktem oder aufgesplittertem Stroh, Fichtenzapfen, Holzwolle, Holzhäckseln, Laub, Rindenstücken und ähnlichen billigen Füllstoffen versehen, Deshalb sind sie als Versteck oder Kinderstube für die Insekten weitgehend nutzlos beziehungsweise sogar gefährlich. Der Großteil der käuflichen Insektenhotels ist eher dekorativ als artgerecht und wird deshalb von den erwünschten Bewohnern kaum angenommen. Dabei gilt es nur wenige wichtige Regeln beim Kauf oder Bau einer Insektennisthilfe zu beachten:
Marienkäfer, Florfliegen und andere Kerbtiere sind im Garten mit einem Totholz- oder Reisighaufen wesentlich besser bedient. Ebenso gibt es in fast jedem angebotenen Modell mehr oder weniger große Holzstücke, die ins Stirnholz gebohrte Öffnungen aufweisen. Sie können bestimmte Arten unter den Wildbienen und solitär lebende Wespen anlocken. Doch fast immer sind diese Bohrungen ausgefranst oder Holzsplinte stechen in die Öffnungen.
Derartige Angebote sind für die kleinen Lebewesen gefährlich, da sich die Wildbienen ihre filigranen Flügel verletzen würden. Bohrungen in Holz sollten stattdessen immer in Längsrichtung – also von der Rindenseite her – erfolgen, um Risse und das Aufquellen von Splinten in die Brutgänge zu vermeiden. Weichholz ist dafür ungeeignet, da es leicht reißt und Wasser aufnimmt, was zum Absterben der Brut führt. „Gut geeignet sind hingegen zum Beispiel abgelagerte Eiche, Esche oder Holz von Obstbäumen“, erklärt Hermann Hofstetter.
Die Bohrungen müssen absolut sauber sein und sehr sorgfältig geglättet werden. Sie sollten einen Durchmesser zwischen zwei und acht Millimeter haben. Je breiter das Spektrum der Bohrungen desto größer sind die Chancen auf Bewohner. Wichtig zu wissen: Derartige Insektenhotels bieten nur rund 30 der über 550 Arten in Deutschland einen Platz für die Brut. Knapp drei Viertel aller nestbauenden Wildbienen nisten im sandigen Boden. Mit offenen Sandstellen oder einer kleinen „Sandkiste“ im Garten kann man auch diesen Arten auf einfache Weise helfen.
Text: Hermann Hofstetter / Gabriele Riffert
Wer nun selbst Lust bekommen hat, ein Insektenhotel zu bauen, findet hier hilfreiche Tipps:
Bitte keine Dachpappe (wegen des Öls) und keine Lacke verwenden. Alle Materialien sollen möglichst naturnah sein.
Besser ist es, das Rohmaterial selbst zu sammeln und nichts im Baumarkt zu kaufen. Die Sachen dort sind teilweise sogar schädlich für Insekten, weil man nicht weiß, wie sie behandelt wurden.
Was man im Herbst gut sammeln kann:- Hartholzäste (da werden dann Löcher hineingebohrt)
- Holzbalken- oder Baumabschnitte (da werden ebenfalls Löcher hineingebohrt)
- Kalksteine – kein Muss (Löcher hineinbohren)
- Markhaltige Stängel (vor allem Brombeere, Himbeere, Holunder usw.)
- Hohle Stängel (falls jemand an Bambus oder ähnliches herankommt)
Checkliste Wildbienenhotels Material- Gut durchgetrocknetes Hartholz (Eiche, Esche, Buche, Obstholz)
- Hohle Schilf- oder Bambusstängel o.Ä.
- Spezielle gebrannte Tonziegel
- Pappröhrchen
- Bienenbrettchen
- Keine Füllstoffe wie Holzwolle oder Fichtenzapfen!
- Markstängel von Brombeere und Himbeere
Ausführung- Saubere, glatte Bohrungen ohne Splitter oder sonstige Verunreinigungen
- Bohrungen immer ins Längsholz
- Hohle Bambusstängel intakt und sauber geschnitten
- Länge jeweils 10-15 cm, hinten immer geschlossen; Durchmesser der Öffnung 2 - 9 mm
Anbringung- An geschützter Stelle oder mit Dach gegen Nässe
- Besonnter Platz (Ausrichtung Südost bis Südwest)
- Fest anbringen, darf nicht im Wind schwingen
Pflege Die Insekten reinigen benutzte Gänge im Insektenhotel bei Bedarf selbst. Sie nehmen uns also die Arbeit der Pflege weitgehend ab. Dennoch kann man kleinere Wartungen am Insektenhotel vornehmen:
- Spinnennetze können entfernt werden
- Herausgefallene Halme ersetzen
- Holzstücke mit Bohrungen nach einigen Jahren durch neue ersetzen, um Pilzbefall zu vermeiden
- angewitterte Halme austauschen
- Ganzjährig am Platz belassen
- Beobachten, welche Durchmesser besonders begehrt sind und ggf. ergänzen
- An geeignete Pflanzen als "Restaurant" denken
Weitere Tipps, wie man Insektenhotels bauen kann, sehen Sie hier...
Umwelt
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Telefon: 089 2137-1251, 089 2137-1602
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umweltbeauftragter(at)eomuc.de
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Umweltmanagementbeauftragter des
Erzbischöflichen Ordinariats München:
Hermann Hofstetter
HHofstetter(at)eomuc.de
Telefon: 089 2137-1601