Mit viel Engagement und Herzblut widmen sich rund 750 Frauen und Männer in ihren Pfarreien des Erzbistums München und Freising dem Natur- und Klimaschutz. Sie sorgen für die Bewusstseinsbildung unter den Gläubigen und bringen auch den ganz praktischen Umweltschutz voran.
Als ehrenamtliche Umweltbeauftragte im Pfarrverband Seeon-Seebruck-Truchtlaching möchte Andrea Wittmann mehr Blühwiesen und achtet auf eine Verringerung des Energieverbrauchs
Der Dürresommer in diesem Jahr hat Andrea Wittmann noch einmal besonders alarmiert. Temperaturen von mehr als 30 Grad und kaum Regen, das hätte sich die gelernte Kirchenmusikerin und Touristikfachwirtin aus dem Chiemgau als Jugendliche kaum vorstellen können. „Es geht jetzt wirklich um ganz viel“, sagt die 49-jährige. Darum hat sie vor kurzem das Ehrenamt der Umweltbeauftragten des Pfarrverbandes Seeon-Seebruck-Truchtlaching übernommen. In einer Urlaubsregion, in der die Welt und die Schöpfung noch ganz in Ordnung zu sein scheinen und die von diesem Bild zehrt. Dafür muss aber viel getan werden, ist Andrea Wittmann überzeugt.
Heizung herunterdrehen
Sie ist froh, dass ihr Vorgänger in ihrem Amt dafür gesorgt hat, dass sich die Gemeinde ihrer Schöpfungsverantwortung bewusst ist: „Ich bin in einem tollen Pfarrverband und möchte, dass wir noch mehr Vorreiter für andere werden.“ Als erstes wird sich Wittmann dafür einsetzen, dass im Pfarrheim im Winter weniger geheizt wird, „nicht nur weil Energie so teuer ist, sondern weil das eine ganz einfache Methode ist, das Klima zu schonen“.
Und das Putzen geht ihr im Kopf herum: Wird in den Gotteshäusern, den Kindergärten und Gotteshäusern mit den aktuell umweltschonendsten Reinigungsmitteln sauber gemacht? Diese Punkte will Andrea Wittmann bei der nächsten Pfarrgemeinderatssitzung ansprechen. Sie möchte zudem darauf schauen, dass etwa bei Verpachtung und Vermietung pfarreigener Liegenschaften und Immobilien hohe Umweltstandards eingehalten werden: „Ich möchte mehr Blühwiesen und -streifen sehen und möglichst wenig Pestizide.“
Besonders will sie sich ins Bauwesen einarbeiten: „Wir haben im Pfarrverband sieben Kirchen, etliche Kapellen und drei Pfarrhöfe.“ Die Mutter von drei Kindern will mitreden können, wenn Umbauten oder Sanierungen anstehen, die nachhaltig sein sollen. Andrea Wittmann, die auch politisch aktiv ist, strebt zudem eine engere Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband im Landkreis an.
Warum sie sich als eine von rund 750 ehrenamtlichen Umweltbeauftragten in den Pfarreien des Erzbistums München und Freising engagiert, ist für sie ganz klar: „Weil wir die Welt für die nächsten Generationen erhalten müssen und die Kirche da eine große Kraft und Macht sein kann“. Außerdem glaubt sie, „dass die katholische Kirche wieder hipper wird, wenn sie bei der Bewahrung der Schöpfung ganz vorne mit dabei ist“. Sie gehe jedenfalls sehr begeistert in ihr neues Ehrenamt.
Pfarrfest ohne Plastik
Stephan Giglberger übt das Ehrenamt des Umweltbeauftragten in seiner Pfarrei Sankt Emmeram im Münchner Stadtteil Bogenhausen bereits seit sieben Jahren aus. Schon zuvor hat sich der 55-jährige Familienvater „in viele ökologische Themen vertieft und gemerkt, wir müssen dringend etwas tun, damit auch noch meine Kinder und Enkel einen wunderbaren Planeten erleben können“.
Stephan Giglberger vor der Schalttafel für die Co2-neutrale Heizung in Sankt Emmeram
Sich dafür im Kleinen in einer Pfarrei einzusetzen, lohnt sich nach seiner Erfahrung besonders: „Bewahrung der Schöpfung ist ein kirchliches Thema, und hier rennt man viel leichter als anderswo offene Türen beim Klima- und Umweltschutz ein.“ So war es nicht schwer, die Pfarrei seit 2016 für einen sogenannten Umsonst-Markt zu gewinnen. Bei dem wechseln funktionsfähige Kaffeemaschinen und andere Haushaltsgeräte, Geschirr, Bücher oder CDs kostenlos den Besitzer. Wer etwas mitnimmt, kann nach eigenem Ermessen Geld spenden, das an eine Organisation für Wiederaufforstungen geht oder erneuerbare Energien in afrikanischen Krankenhäusern unterstützt.
Preisgekrönter Einsatz
Außerdem helfen beim Umsonst-Markt Freiwillige mit, defekte Gegenstände zu reparieren, anstatt wegzuschmeißen. Selbstverständlich ist in Sankt Emmeram auch, dass es beim Pfarrfest kein Plastikgeschirr gibt. Zu essen werden Fleisch und Würstl aus regionaler tiergerechter Haltung und viele vegetarische Alternativen angeboten. Ein Infostand über die Bewahrung der Schöpfung gehört ebenso dazu, wie der Verkauf der Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus und Umweltspiele für die Kinder. Dafür hat die Pfarrei 2015 sogar den 1. Preis des Wettbewerbs „Schöpfungsfreundliches Pfarrfest“ der Erzdiözese München und Freising gewonnen.
Stephan Giglberger und der Arbeitskreis Umwelt sind ebenso stolz auf die Blühwiese oder die Insektenhotels, die Totholzhecke mit Igelquartier, die Ministranten und andere Gruppen aus Sankt Emmeram gepflanzt oder gebaut haben. Auf ihrer Internetseite gibt die Pfarrei zudem Tipps für einen insektenfreundlichen Garten.
Umweltbeauftragte als Schnittstelle
Stephan Giglberger sorgt als ehrenamtlicher Umweltbeauftragter für die „Schnittstellen zum Pfarrgemeinderat, zur Kirchenverwaltung, zu den Seelsorgern und zum Pfarrbüro, um Neues anzukurbeln und Vorhandenes am Laufen zu halten“. Als der beim Bayerischen Sportbund angestellte Sozialpädagoge sein Ehrenamt antrat, hatte Sankt Emmeram schon den nachhaltigen Umbau des Pfarrheims hinter sich, inklusive einer CO2-neutralen Heizung. „Mit den Kompensationen, die wir etwa bei der Beteiligung an Wiederaufforstungen leisten, kommen wir allmählich an die Klimaneutralität für unsere Pfarrei heran.“
Erhalten statt entsorgen: In St. Emmeram werden Fahrräder wieder flott gemacht
Stephan Giglberger weiß es aus Erfahrung, und Andrea Wittmann erwartet es nicht anders: Das Ehrenamt als Umweltbeauftragter in einer Pfarrei kann erfüllend sein, weil sich einiges bewegen lässt. Für Hermann Hofstetter, dem Umweltmanagementbeauftragten des Erzbischöflichen Ordinariats München (EOM), sind sie unentbehrliche Partner: „Die Umweltbeauftragten sind unsere Stützpunkte in der Fläche, die dezentral anpacken.“ Sie stärkten nicht nur das Bewusstsein für dieses existentielle Thema, „sondern sie bewegen auch praktisch viel.“
Die Abteilung Umwelt im EOM unterstützt die Ehrenamtlichen dabei mit Fortbildungen, informiert sie über aktuelle Trends und Erkenntnisse beim Naturschutz oder berät etwa bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage. Die Pfarrei Sankt Emmeram beschäftigt sich gerade mit Plänen dafür. Auch anderswo treiben die seit 2014 in der Erzdiözese München und Freising aktiven Umweltbeauftragten vielfältige Initiativen zum Klima- und Artenschutz voran, und Hermann Hofstetter ist überzeugt: „Ohne sie würde es viel trostloser bezüglich der Schöpfungsbewahrung ausschauen.“ Andrea Wittmann und Stephan Giglberger sind zwei von vielen, die als Umweltbeauftrage einen wichtigen Teil dazu beitragen.
Text: Alois Bierl, Chefreporter Sankt Michaelsbund, August 2022
Umwelt
Kapellenstr. 4
80333 München
Telefon: 089 2137-1251, 089 2137-1602
nachhaltig(at)eomuc.de
Abteilungsleiter und Diözesaner Umweltbeauftragter:
Mattias Kiefer
umweltbeauftragter(at)eomuc.de
Telefon: 089 2137-1514
Umweltmanagementbeauftragter des
Erzbischöflichen Ordinariats München:
Hermann Hofstetter
HHofstetter(at)eomuc.de
Telefon: 089 2137-1601