Zuhören, beraten, helfen Arbeitssuchende finden beim KOMMunikationstreff in München ein offenes Ohr

Arbeitslosenseelsorger Mike Gallen
Auf Arbeitssuche? Mike Gallen macht Mut.
Mike Gallen ist Arbeitslosenseelsorger. Seit über 20 Jahren kümmert er sich im Auftrag der Erzdiözese München und Freising um Erwerbslose und um von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen. Eine Beratung ist kostenlos. Jeder, unabhängig von Religion oder Herkunft, kann sie in Anspruch nehmen. Wer mit Mike Gallen sprechen möchte, kann ihn anrufen oder beim KOMMunikationstreff (Gallen sagt, die Betonung liegt auf „Komm!“) vorbeischauen. Jeden zweiten Mittwoch findet dieser Treff von Arbeitslosen in München statt.

Das Pfarrheim von St. Rupert liegt im alten Münchner Arbeiterviertel Westend. Im großen Saal im ersten Stock sind an diesem Mittwoch schon seit 7 Uhr morgens die Lichter an. Drei Frauen bereiten alles für den KOMMunikationstreff vor. Zunächst stellen sie die Tische im Raum zu einem großen Hufeisen zusammen. Dann machen sie das Frühstück. Es gibt Kaffee, Brot und Brezen, Butter, Marmelade, eine Platte mit Wurst und Käse. Nach und nach füllt sich der Raum. Jedes Mal gibt es ein „Hallo“ oder einen netten Gruß, wenn wieder eine oder einer dazukommt. Um 10 Uhr sind die 30 Plätze besetzt. Mike Gallen, ein gebürtiger Neuseeländer, begrüßt alle herzlich.

Norbert* ist zum ersten Mal da. Die Einladung zum Arbeitslosentreff hat er im Schaukasten der Kirche entdeckt. Von dem Besuch erhofft sich der gelernte Kaufmann Tipps, wie er beruflich wieder Fuß fassen kann. Als seine Baufirma vor elf Jahren insolvent ging, ist er in einen Strudel von Unglück hineingeraten. All seine Ersparnisse wurden eingezogen, seine Frau ließ sich scheiden und nahm die Tochter mit, Alkoholprobleme folgten. Er lebt allein, bis heute hat er keine feste Arbeit mehr gefunden. Vielleicht weiß der Arbeitslosenseelsorger von einem Job?

Gut vernetzt

Arbeitslosenseelsorge
Pastoralreferent Mike Gallen berät bei allen Problemen in Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit.
Doch Mike Gallen ist kein Arbeitsvermittler, das muss er in den Gesprächen mit den Erwerbslosen immer wieder klarstellen. Er ist Seelsorger. Wer zu ihm kommt, kann ihm alles erzählen: Geldnot, Ängste, Sorgen, Konflikte mit den Behörden. Gallen behandelt all dies vertraulich. Weil er sehr gut vernetzt ist, kann er den Ratsuchenden Unterstützung in alle Richtungen vermitteln: kostenlose medizinische Hilfe,  eine professionelle Rechtsberatung, Kontakt zu Vertretern von Gewerkschaften und politischen Parteien, die Einblick in die Personalsituation der Unternehmen haben.
Gallen will, dass die Teilnehmer über sich und ihre Situation reden. Bei den KOMMunikationstreffs fragt er sie nach ihren Erfahrungen mit den Arbeitsvermittlern. Die 63-jährige Gerlinde* erzählt, dass sie momentan dazu gedrängt wird, einen Job anzunehmen, bei dem sie den ganzen Tag stehen muss. „Aber ich kann doch wegen meiner Rückenprobleme längstens drei Stunden auf den Beinen sein. Wie soll ich denn das durchhalten?“, fragt sie in die Runde. Kopfschütteln und Protest der Anwesenden begleiten ihren Bericht. Mike Gallen merkt sich ihren Fall und wird ihn an der richtigen Stelle vorbringen.
Erwerbslose, weiß der Pastoralreferent, werden mit der Zeit immer mutloser. Sie ziehen sich zurück, vereinsamen. Der KOMMunikationstreff soll das aufbrechen: miteinander essen, reden, Teil einer Gemeinschaft sein. Gallen versucht, das Selbstbewusstsein der Leute zu stärken, damit sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen. Besonders freut es ihn, wenn sich Arbeitslose gegenseitig helfen: „Wenn sie dann mal anderen beistehen, zum Beispiel bei einem Ämterbesuch, dann war und ist meine Arbeit hier gelungen.“

Tipps und Hilfestellung

Nach zwei Stunden kommt noch eine junge Frau mit ihrer kleinen Tochter zur Tür herein. Sofort stehen einige auf, um Stühle für die Ankömmlinge zu suchen. Beide schauen müde und hungrig aus. Teller werden gebracht, es gibt noch genug zu essen. Gierig trinkt die 3-jährige Miryam* ein Glas Milch leer. Als Mike Gallen sich später mit der Mutter unterhält, erfährt er, dass sie Arbeit sucht und aus der Wohnung, in der sie zuletzt war, ausziehen musste. Gallen greift nach seinem Handy: „Das ist jetzt das Wichtigste, dass die beiden von der Straße runterkommen.“

Der Seelsorger beendet den KOMMunikationstreff und verabschiedet sich auf lockere Art von allen. Einige bleiben und helfen beim Aufräumen. Sieben Leute warten, weil sie noch etwas mit Mike Gallen persönlich besprechen möchten. Für sie ist das der bedeutendste Teil des Treffs. Sie hoffen auf einen Tipp, einen Kontakt, eine Hilfestellung. Dafür warten sie gerne.
*alle Namen im Text geändert
Text: Lisa Schmaus

Arbeitslosenseelsorge
Kontakt:
Seelsorger für Erwerbslose und von Arbeitslosigkeit Bedrohte
Pastoralreferent Mike Gallen
Schrenkstraße 2a
80339 München
Telefon: 089 51099373
Mail: Arbeitslosenseelsorge(at)eomuc.de
Bürozeiten: Dienstag 11 - 13 Uhr, Donnerstag, 13 - 15 Uhr
Termine der Treffen: Mittwoch, 14-tägigig, im Pfarrheim St. Rupert, Gollierstraße 61, 80339 München
Website: www.arbeitslosenseelsorge.de