In der Broschüre „Kurze Wege – Große Wirkung“ finden sich zahlreiche Gestaltungsvorschläge für das Erntedankfest vor Ort in den Pfarreien des Erzbistums. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Regionalitätsbewegung, die auch eine Antwort auf aktuelle Herausforderungen sein kann.
Zu Erntedank geschmückter Seitenaltar in der Pfarrkirche St. Martin in Saaldorf
„Danke sagen“ für eine gelungene Ernte und dafür, dass wir genug Essen auf dem Tisch haben – das ist der Hintergrund von Erntedank, einem Fest das weltweit religions- und kulturübergreifend unter unterschiedlichen Namen gefeiert wird. In Deutschland steht es am ersten Sonntag im Oktober im Kalender. Extra für dieses Fest haben auch heuer die Umweltbeauftragten der bayerischen Diözesen gemeinsam mit der Katholischen Landvolkbewegung Bayern und der Katholischen Landjugendbewegung eine Broschüre herausgegeben. Zu dem diesjährigen Motto „Kurze Wege – Große Wirkung“ finden sich hier zahlreiche Gestaltungsvorschläge für das Erntedankfest vor Ort in den Pfarreien.
Längere Hitzeperioden ohne Regen oder Starkregenereignisse, die Felder zerstören – auch Bayerns Landwirte haben mit den Auswüchsen des Klimawandels zu kämpfen. „Es wird ein sehr gemischtes Erntejahr sein“, sagt auch Pfarrer Josef Mayer, Geistlicher Direktor der Katholischen Landvolkshochschule am Petersberg. „Das macht den Menschen deutlich, dass eine gute Ernte nicht selbstverständlich ist und sie machen können, was sie wollen, wenn die Rahmenbedingungen der Natur nicht passen.“ Dies wieder ins Bewusstsein zu rücken – genau dafür sei Erntedank da, so Mayer.
Kurze Wege, große Wirkung - das Motto kann auch für die derzeitige Energiekrise der Schlüssel sein: Je kürzer die Wege, desto geringer der Energieverbrauch
Damit die natürlichen Rahmenbedingungen für die Produktion unserer Nahrungsmittel weiterhin bestmöglich erhalten bleiben, ist es notwendig, sich als Christ seiner Schöpfungsverantwortung bewusst zu sein, Nachhaltigkeit zu leben, sagt auch der Umweltreferent des Erzbistums München und Freising, Mattias Kiefer. „Sollen auch unsere Kinder und Enkelkinder noch Erntedank feiern können, dann stehen wir in der Pflicht, ihnen nicht die natürlichen Voraussetzungen, intakte Ökosysteme, zu nehmen“, sagt Kiefer.
Regionalität fördern – Bewusstsein schärfen
Genau hier setzt die Broschüre zum Erntedank fest an. Das diesjährige Motto „Kurze Wege – Große Wirkung“ ist vom Tag der Regionen übernommen. Ein Tag, der getragen wird von der Regionalitätsbewegung und in zeitlicher Nähe zum christlichen Erntedankfest bayernweit gefeiert wird. „Diese Bewegung möchte den Menschen nahebringen, was in ihrer Region saisonal produziert wird“, erklärt Mayer. Egal ob es sich hierbei um Energie handelt oder Nahrungsmittel, das diesjährige Motto soll das Anliegen der Regionalbewegung - möglichst geschlossene Wirtschaftskreisläufe in der Region - an die Verbraucher bringen. Das besagt das Motto „Kurze Wege – Große Wirkung. Ein Motto, das der Arbeitskreis der Broschüre zum Erntedankfest aufgrund seiner Aktualität übernommen hat. „Denn auch bei den aktuellen Herausforderungen geht es um mehr Regionalität“, findet Pfarrer Josef Mayer. „Je kürzer die Wege, desto geringer der Energieverbrauch.“
Auch der Ukraine-Krieg und dadurch entstehende Lieferengpässe von Nahrungsmitteln zeigen, wie wichtig die Anliegen der Regionalitätsbewegung sind. „Ich bin überzeugt davon, dass die Verbraucher das Erntedankfest noch ernster nehmen sollten“, fordert Mayer. „Es ist wichtig sich bewusst zu werden, dass nicht alles, was wir haben, selbstverständlich ist. Wir müssen lernen, mit Einschränkungen zu leben.“
Erntedank-Gottesdienst unter freiem Himmel in Lindach
Wege – regional und biblisch
Um diese Forderung nach mehr Regionalität im Sinne der Schöpfungsverantwortung und der gelebten Nachhaltigkeit auch vor Ort in den Pfarreien einbringen zu können, gibt die Broschüre „Kurze Wege – Große Wirkung“ mehr als nur passende Lied- und Gebetvorschläge. „Die Arbeitshilfe ist in sechs Bausteine gegliedert“, erklärt Umweltreferent Mattias Kiefer. „Biblisch verbunden ist das Motto mit der Emmausgeschichte. Ein relativ kurzer Weg für die Jünger, der aber eine große Wirkung auf sie hatte, die Jahrtausende nachhallt.“
Sich auf den Weg machen, heißt auch: bereit sein für Veränderung. Denn wohin ein Weg führt, kann man vorher nicht immer wissen. In diesem Sinne sollten sich auch Verbraucher auf einen neuen Weg machen. „Nicht nur das Denken muss sich ändern, sondern auch die Haltung“, sagt Kiefer. „Es geht um ein neues Spüren, ein neues Bewusstsein des Eingebundenseins des Menschen in die gesamte Schöpfung.“ Säkular formuliert: Nur mit intakten Ökosystemen kann auch der Mensch weiterleben. Dafür sei eine Haltung des Respekts und der Wertschätzung notwendig, so Kiefer. Und eine Veränderung im Leben, die über das eigene Umfeld hinausgeht.
„Aktion Minibrot“ – für ein weltweites Bewusstsein
Auch in diesem Jahr soll zum Erntedankfest nicht nur an die Situation im eigenen Land, vor der eigenen Haustür gedacht werden. Der Blick soll über den Tellerrand hinaus gehen. In andere Länder, in denen die Herausforderungen durch Klimaveränderungen, Krieg und Armut völlig andere sind als bei uns.
Hier setzt die Aktion Minibrot an. Entstanden aus einer misslungenen Brotverkaufsaktion der Katholischen Landjugendbewegung im Jahr 1969. Mit dem Hintergrund, den Erlös des Verkaufs für Schulungs- und Bildungsprojekte im Senegal zu verwenden, versuchten KLJB-Mitglieder in der Münchner Innenstadt Minibrote zu verkaufen. Als sich am Abend das übrig gebliebene Brot stapelte, wurden die Brote kurzerhand an die Pfarreien der umliegenden Landkreise verteilt und gegen Spenden nach den Gottesdiensten verkauft. So entstand ein neuer Baustein zum Erntedankfest, der bis heute in vielen Pfarreien gepflegt wird.
Hierfür bietet die KLJB auf ihrer Homepage Infomaterialien an und auch einen Vorschlag, wohin die diesjährigen Spenden aus der Brotaktion fließen können. In diesem Jahr steht für die KLJB das Projekt „Lamu Jamii“ in Kenia im Mittelpunkt. Ziel des Projektes ist es, die Menschen vor Ort zu unterstützen ihre eigenen Produkte vor Ort zu fairen Bedingungen zu vermarkten.
Text: Martina Ertl, Redakteurin beim Sankt Michaelsbund, September 2022
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