Dank der kombinierten medizinischen und sozialen Unterstützung der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) erhalten Bedürftige nachhaltige Hilfe. Mit ehrenamtlichem Einsatz und individueller Beratung bietet MMM mehr als medizinische Versorgung: Ein Stück Menschenwürde.
Ervis Kica mit der Sozialpädagogin Dimitra Ntagkonikou
Ervis Kica strahlt, als er die Räume der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung, kurz MMM, betritt. „MMM hat meiner Familie sehr geholfen“, sagt der 36-Jährige. Als er vor drei Jahren mit seiner Frau nach München kam, lebte die Familie zunächst von seinen schlecht bezahlten Hilfsjobs auf Baustellen. Die beiden stammen ursprünglich aus Albanien, hatten aber 15 Jahre in Griechenland gewohnt. Nach einigen Monaten in Deutschland wurde seine Frau schwanger. Keiner von beiden hatte damals eine Gesundheitskarte. Arztbesuche konnten sie sich nicht leisten. Und eine normale Geburt kostet rund 1500 Euro, ein Kaiserschnitt sogar etwa 3000 Euro. „Wir haben dann von MMM gehört und dass es hier auch gynäkologische Sprechstunden gibt“, erinnert sich Ervis Kica. Neben den nötigen Vorsorgeuntersuchungen konnte MMM auch einen Kooperationspartner für die Kostenübernahme der Geburt im Krankenhaus vermitteln.
Nachhaltige Hilfe fürs ganze Leben
„Eigentlich sollte meine Frau hier sein und erzählen, wie das damals alles war. Aber sie muss sich zu Hause um unsere beiden Kinder kümmern. Der erste Sohn ist drei Jahre alt, der zweite sieben Monate“, erklärt Ervis Kica. Der jungen Familie geht es heute viel besser als damals. Das verdankt sie auch der Migrationsberatung der Malteser, die ihre Büros im selben Haus hat wie die Praxisräume von MMM. Hier hat Sozialpädagogin Dimitra Ntagkonikou das Ehepaar Kica kennengelernt. Da Ervis nach seinem langen Aufenthalt in Griechenland perfekt Griechisch spricht, war es möglich, ihn als Küchenhelfer in ein griechisches Restaurant in München zu vermitteln. Dort hat er seither eine Festanstellung und ist mit seiner Familie gesetzlich krankenversichert.
Ervis Kica plant allerdings schon weiter. Gleich nach dem Gespräch bei MMM hat er seine Deutschprüfung für das fortgeschrittene Anfängerniveau A2. Er will noch besser Deutsch lernen und dann eine Ausbildung in einem technischen Beruf beginnen. „So werde ich langfristig mehr verdienen als jetzt und das ist besser für meine Familie “, sagt er zielstrebig.
Veronika Majaura, die sowohl MMM als auch die Migrationsberatung der Malteser leitet, freut sich über solche Erfolgsgeschichten. „Bei uns werden die Menschen medizinisch versorgt, aber wir empfehlen ihnen auch unsere Sozialberatung, damit unsere Hilfe nachhaltig sein kann. Die Kombination aus beidem ist optimal“, so die 31-Jährige. Neben Sozialpädagogin Dimitra Ntagkonikou sind noch eine Juristin und eine Pädagogin als Beraterinnen tätig. Sie klären die Lebensumstände und unterstützen ihre Klientinnen und Klienten im jeweiligen Einzelfall. Auch Hilfe beim Schriftverkehr mit Behörden gehört dazu. Veronika Majaura selbst kümmert sich um die Koordination der Ehrenamtlichen und um die Verwaltung bei MMM und Migrationsberatung.
Von Zahnschmerzen bis zum Grauen Star
Zweimal pro Woche sind die medizinische Sprechstunde und die Zahnpraxis der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung geöffnet. Die gynäkologische Sprechstunde wird immer am ersten, dritten und fünften Mittwoch eines Monats angeboten. Jeden zweiten Mittwoch im Monat ist Kindersprechstunde. Möglich ist dieses Angebot, weil das medizinische Fachpersonal ehrenamtlich arbeitet. „Die meisten unserer 20 Unterstützerinnen und Unterstützer sind bereits im Ruhestand, aber uns helfen auch aktive Medizinerinnen und Mediziner“, berichtet Veronika Majaura.
Bei MMM geht es um die ganze Bandbreite medizinischer Themen – von Zahnschmerzen über Wundversorgung bis zur drohenden Erblindung durch Grauen Star. Zu jeder Sprechstunde kommen durchschnittlich zehn kranke Menschen, die sich sonst nicht behandeln lassen könnten. Sie stammen aus fast 80 verschiedenen Ländern, weshalb die meisten Patient:innen einen Migrationshintergrund haben. Die größte homogene Gruppe sind jedoch Deutsche, die keine Krankenversicherung mehr haben.
Auch deutsche Selbstständige betroffen
Wie kann das sein? „Darunter sind immer wieder Selbstständige, die privat versichert waren und irgendwann ihre Versicherungsbeiträge nicht mehr bezahlen konnten“, erklärt Veronika Majaura. Gerade durch die Corona-Krise hätten viele ihr Einkommen verloren und hätten sich dann verschuldet. In der Sozialberatung versuchen die Mitarbeiterinnen dann, dieser Gruppe einen Rückweg in eine Krankenversicherung zu ermöglichen. Zumindest eine Basisversicherung muss laut Gesetz jedem offenstehen.
„Wir sind dankbar für alle Institutionen und Einzelpersonen, die uns finanziell unterstützen, denn ohne sie könnten wir nicht arbeiten“, weiß Veronika Majaura. Die Erzdiözese München und Freising gehört zu diesem Kreis, die Landeshauptstadt München trägt den größten Teil der Ausgaben.
Vieles kann vor Ort bei MMM behandelt werden, aber manchmal reichen die medizinischen Möglichkeiten nicht aus, wenn etwa eine Operation nötig ist. Dann beginnt die Suche, wer hierfür die Kosten übernehmen könnte. „Alles, wofür wir sonst an Fachärzte oder in Kliniken überweisen müssten, stellt uns vor Herausforderungen“, seufzt Veronika Majaura. Dann ist die Hilfe der Clearingstelle von Condrobs e.V. unverzichtbar, die prüft, wie die Kosten für nötige Weiterbehandlungen bezahlt werden können.
Ein Stück Menschenwürde
Nach und nach treffen Frauen und Männer aller Altersgruppen bei MMM ein. Im Wartezimmer ist es angenehm warm im Gegensatz zum klammen Nebelwetter draußen. „Frau A. bitte“, wird schließlich die erste Patientin aufgerufen. Die Ärztin schenkt ihr ein Lächeln und führt sie in den Behandlungsraum, der aussieht, wie in jeder Arztpraxis. Ein Stück Menschenwürde für diejenigen, die sie am dringendsten brauchen.
Text: Gabriele Riffert, freie Redakteurin, November 2024
Malteser Hilfsdienst e.V.
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Landes- und Diözesangeschäftsstelle
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