Alkohol - die allgegenwärtige Gefahr im Alltag So hilft die Caritas Fachambulanz Suchtkranken

Alkohol ist fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland – doch der Preis für den Genuss ist hoch. Millionen Menschen trinken hierzulande in gesundheitlich schädlicher Weise. Wie kann ein bewusster Konsum aussehen? Elke Schurmann von der Caritas Fachambulanz für erwachsene Suchtkranke München gibt Antworten.
 
Weinflasche wird in Bar geleert
Alkohol gehört in Deutschland zum Alltag. Sei es bei Festen, Geburtstagen oder Neujahrsfeiern – oft ist ein Glas Sekt oder Bier fester Bestandteil der Veranstaltungen. Doch der Konsum birgt Risiken, die weit über das hinausgehen, was viele Menschen wahrnehmen. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) konsumieren fast acht Millionen Erwachsene in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Bei weiteren neun Millionen Menschen ist der Konsum problematisch, und etwa 1,6 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig. Die Zahlen sind alarmierend, und Experten fordern ein Umdenken im Umgang mit Alkohol.
 
Kein risikofreier Konsum

Noch vor einigen Jahren galt das berühmte Glas Rotwein als gesundheitsfördernd. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegen diese Annahme. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung betont, dass es keine risikofreie Menge Alkohol gibt. Der Konsum steigert das Risiko für chronische Erkrankungen wie Krebs, Leberleiden oder Herz-Kreislauf-Krankheiten. Alkohol ist ein Nervengift – seine toxischen Wirkungen sind wissenschaftlich belegt. Elke Schurmann, Suchttherapeutin der Caritas Fachambulanz für erwachsene Suchtkranke München, erklärt: „Alkohol wirkt zu Beginn entspannend, doch mit steigender Menge kommt es zu Enthemmung, Aggression oder depressiven Zuständen. Es ist ein Zellgift, das den Körper schädigt.“ Elke Schurmann betont zudem, dass die Wirkung von Alkohol gesellschaftlich tief verankert ist und oft verharmlost wird.

Alkohol verursacht nicht nur gesundheitliche Schäden, sondern auch immense Kosten für die Gesellschaft. Die volkswirtschaftlichen Schäden durch Alkohol belaufen sich auf etwa 57 Milliarden Euro jährlich. Diese setzen sich aus direkten medizinischen Kosten sowie indirekten Kosten durch Produktivitätsverluste, Frühverrentung und vorzeitige Sterblichkeit zusammen. Trotz eines leichten Rückgangs des Pro-Kopf-Verbrauchs – aktuell bei 10,6 Litern reinem Alkohol pro Jahr – liegt Deutschland im internationalen Vergleich im oberen Drittel. Die hohe gesellschaftliche Akzeptanz des Alkoholkonsums erschwert eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema.
 
Abhängigkeit und riskante Mengen: Wann wird es problematisch?

Die Grenzen zwischen riskantem Konsum, problematischem Konsum und Abhängigkeit sind fließend. Laut den Kriterien des ICD-10, einem Diagnosemanual für Krankheiten, spricht man von einer Abhängigkeit, wenn drei der folgenden Merkmale mindestens einen Monat lang gleichzeitig auftreten beziehungsweise innerhalb von zwölf Monaten wiederholt vorkommen:

  • Suchtverlangen
  • Verminderte Kontrollfähigkeit über Beginn, Menge oder Ende des Konsums
  • Entzugssymptome bei Abstinenz
  • Toleranzentwicklung, also der Bedarf nach immer größeren Mengen für die gleiche Wirkung
  • Einengung des Lebens auf den Alkoholkonsum
  • Fortgesetzter Konsum trotz bekannter Schäden
 
Riskanter Konsum beginnt laut aktuellen Empfehlungen ab einer Menge von 81 Gramm Alkohol pro Woche. „Das entspricht etwa fünf kleinen Gläsern Wein oder sechs kleinen Flaschen Bier. Für risikoarmen Konsum liegt die Obergrenze bei nur 27 Gramm Alkohol pro Woche“, erläutert Elke Schurmann. Für einen risikoarmen Konsum empfehlen Experten maximal ein bis zwei kleine Gläser Wein pro Woche. Ein vollständiger Verzicht ist die einzige Möglichkeit, Alkoholrisiken zu vermeiden.

Bewusster Konsum und Verzicht


Auch temporäre Verzichtsphasen, wie der „Dry January“, können helfen, den eigenen Umgang mit Alkohol zu reflektieren. Elke Schurmann betont, dass ein bewusster Konsum entscheidend ist: „Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass Alkohol eine psychoaktive Substanz ist, die den Körper schädigt. Ein reflektierter Umgang ist der Schlüssel.“ Menschen, die ihren Konsum hinterfragen, sollten sich nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Suchtberatungsstellen, wie die der Caritas, bieten Unterstützung für Betroffene und Angehörige.

Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V.
Hirtenstr. 2 - 4
80335 München
Telefon: 089-55169-0
Fax: 089-5504203
pressestelle(at)caritasmuenchen.org
http://www.caritas-nah-am-naechsten.de/
Hermann Sollfrank, Caritasdirektor

Der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising ist die institutionelle Zusammenfassung und Vertretung der kirchlichen Caritas in der Erzdiözese München und Freising.