14 Frauen und Männer sitzen im Besprechungszimmer des Caritas-Marienstifts in Dachau im Kreis. Sie engagieren sich alle ehrenamtlich im Besuchsdienst dieses und anderer Seniorenheime. Gleich erhalten sie Informationen zum Angebot des Elisabeth-Hospizvereins, der auch im Marienstift tätig ist. Solche Treffen unter der Leitung von Altenheimseelsorgerin Ursula Binsack gibt es hier einmal im Vierteljahr. Sie dienen der Vernetzung der Ehrenamtlichen, aber auch der Fortbildung. Rund 20 Ehrenamtliche gibt es am Marienstift. Sie leisten das, was die rund 90 Hauptamtlichen im Alltag aus Zeitgründen nicht schaffen: Einfach Zeit mit den Menschen im Heim verbringen.
Ehrenamtliche sind für Besuche stets herzlich willkommen, egal, wie alt sie sind.
Da ist zum Beispiel Litwina Schleich. Sie besucht jeden Dienstag um 9:30 Uhr eine Gruppe von acht Damen in der Demenzabteilung. „Wir haben eine Menge Freude und Erfolgserlebnisse miteinander“, schildert Litwina Schleich. „Wir legen zum Beispiel Wäsche zusammen. Das kann jede der Damen sehr gut. Und dabei singen wir alte Schlager oder Volkslieder. Ich summe die Melodie, dann singen alle mit. Die Texte fallen ihnen dann erstaunlich schnell wieder ein“, erklärt die humorvolle 78-Jährige mit dem farbenfrohen Pulli, die sich seit neun Jahren hier einbringt. Bei gemeinsamen Aktivitäten ergeben sich auch schöne Gespräche, wie früher zum Beispiel weltliche oder kirchliche Feste gefeiert wurden.
Die Regelmäßigkeit, mit der Litwina Schleich kommt, ist wichtig. Die meisten Frauen der Gruppe können sich zwar ihren Namen nicht mehr bis zum nächsten Dienstag merken, aber sie freuen sich, wenn sie wieder bei ihnen ist. „Ich bringe Leben hinein. Das tut allen gut“, fasst sie ihr Engagement zusammen.
Eine andere Ehrenamtliche ist sehr wichtig für eine alte Dame, die seit einem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann und zudem in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt ist. Wer nicht viel Geduld mitbringt, kann kaum mit ihr kommunizieren. Die ehrenamtliche Besucherin sitzt regelmäßig bei ihr neben dem Pflegebett und hat so einen guten Zugang zu ihr finden können. Ob sie beispielsweise Durst hat oder an Schmerzen leidet, erfährt sie durch sensible Beobachtung und durch Bilder, die die alte Dame auf einer Kommunikationstafel antippt. Sie liest ihr auch etwas vor, erzählt ihr, was in Dachau gerade alles geschieht und freut sich, wenn sie sich daraufhin belebt und mehr wissen will. Ein anderer Ehrenamtlicher bietet jede Woche ein „Wunschkonzert“, bei dem sich die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Lieblingslieder wünschen dürfen. Wieder andere organisieren leichte Gymnastikübungen.
Gertraud Leitsberger ist seit 13 Jahren im Marienstift aktiv und besucht derzeit drei Bewohnerinnen regelmäßig. Sie bringt ihnen dabei jedes Mal ein kleines Blumengesteck mit. „Da haben wir immer gleich einen netten Gesprächseinstieg, was das für Blumen sind. Und die Damen freuen sich wirklich darüber“, berichtet sie. Außerdem hätten sie auf diese Weise eine Woche lang eine Erinnerung an ihren Besuch vor Augen.
„Ehrenamtliche im Besuchsdienst können ganz verschiedene Kompetenzen einbringen und ihren Einsatz so gestalten, dass er für sie passt“, weiß Ursula Binsack. Die Gemeindereferentin ist seit zwei Jahren Altenheimseelsorgerin im Pfarrverband Dachau und schätzt Ehrenamtliche sehr. „Sie sind im Netzwerk der Professionen eines Seniorenheims enorm wichtig. Wir begegnen uns hier auf Augenhöhe.“ Das bestätigt auch Heimleiter Till Pabst. „Ich bin sehr froh darüber, dass unsere Ehrenamtlichen hier sind und zum Teil auch lange Jahre bleiben“, betont der Diplom-Pflegewirt. „Sie bringen viel Liebe und Achtsamkeit in den Alltag des Heims.“
Gemeinsam in Erinnerungen stöbern, Musik hören oder einfach nur in Gesellschaft sein - Besuchsdienste leisten immer einen wertvollen Beitrag.
Der Bedarf an Ehrenamtlichen im Besuchsdienst ist überall groß. Adelheid Widmann, die die Abteilung Seniorenpastoral im Erzbischöflichen Ordinariat in München leitet, kennt die Ursachen dafür: „So leben zum Beispiel die Kinder betagter Eltern weit weg von dem Ort, in dem sie aufgewachsen sind. Sie haben berufliche und eigene familiäre Verpflichtungen und können ihre Eltern nicht mehr regelmäßig selbst besuchen.“ Außerdem werde der Aktionsradius älterer Menschen automatisch kleiner, vor allem, wenn sie noch an einer schweren Krankheit leiden und ihr Zimmer kaum mehr verlassen könnten. „Da sind regelmäßige Besucher von außerhalb ein Segen.“
Das Interesse an diesem Ehrenamt ist durchaus vorhanden – sowohl bei älteren Menschen als auch bei Jüngeren. Ein aktuell laufender Kurs der Seniorenpastoral mit dem Titel „Alte Menschen kompetent begleiten“ hat über 20 Teilnehmer. Sie wollen sich nach dem Abschluss auch in einem Seniorenheim in ihrer Nachbarschaft andocken und dort Menschen besuchen. Viele der Ehrenamtlichen werden Senior*innen besuchen, die alleine zuhause leben. Adelheid Widmann freut das: „So wird ganz selbstverständlich wahrgenommen, dass Seniorenheime Teil eines Orts oder eines Stadtviertels sind und dass die Menschen drinnen und draußen zusammengehören. Und auch die Vielen, die noch zuhause leben oder dort gepflegt werden, geraten nicht in Vergessenheit.“
Text: Gabriele Riffert, freie Redakteurin
Seniorenpastoral
Schrammerstr. 3
80333 München
seniorenpastoral(at)eomuc.de
Abteilungsleiterin:
Adelheid Widmann