Ausschnitt aus der Anweisung zur Erstellung der Kriegs- und Einmarschberichte vom 7. Juni 1945
Entsprechend oft wurden und werden die Berichte genutzt, seitdem das Archiv sie 2005 erstmals vollständig in Buchform veröffentlicht hat. In vielen Ortsgeschichten sind sie zitiert. Zahlreiche Schülergruppen haben mit ihnen gearbeitet, um das Kriegsende in ihrer Heimatregion zu erforschen und mit Dokumenten von amerikanischer Seite sowie mit Berichten noch lebender Zeitzeugen zu vergleichen. Sie wurden genutzt, um die Vergewaltigung deutscher Frauen bei Kriegsende zu dokumentieren und sogar um Blindgänger auf Baugrundstücken aufzuspüren. Vor allem aber bieten sie den einzelnen Pfarrgemeinden die Möglichkeit, diesen einschneidenden Moment ihrer Geschichte besser kennen zu lernen und die Erinnerungen ihrer früheren Seelsorger etwa bei Gedenkveranstaltungen zum Kriegsende einzubeziehen.
Besonders eindrucksvoll und für Unterrichtszwecke gut einsetzbar sind hier zum Beispiel folgende Berichte:
- Pfarrei München-St. Sylvester (Dekanat München-Nord) mit einer Beschreibung der Erstkommunion kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner, während der bereits Kanonendonner vom Stadtrand her zu hören ist
- Pfarrei Pullach (Dekanat München-Süd) mit dem eindrucksvollen Bericht über die Ermordung eines alliierten Fliegers kurz vor und der Tötung des NS-Ortsgruppenleiters kurz nach dem Kriegsende
- Pfarrei Dachau-St. Jakob (Dekanat Dachau) mit (diskussionsbedürftigen) Aussagen zur Befreiung des Konzentrationslagers und zum Wissen beziehungsweise Nichtwissen der Dachauer über die NS-Verbrechen
- Pfarrei Degerndorf (Dekanat Wolfratshausen) mit einer bewegenden Schilderung des „Todesmarsches“ von KZ-Häftlingen, der durch den Ort führte
Die anhaltende Nachfrage nach den Berichten hat das Archiv des Erzbistums verlasst, den gesamten, 1.498 Seiten umfassenden Buchtext der Edition mit Einverständnis des Verlags Schnell & Steiner (Regensburg) in seinem Internetangebot
online zu stellen.
Mit Hilfe des Ortsregisters können alle gesuchten Einzelberichte schnell aufgefunden und dann heruntergeladen oder ausgedruckt werden. Die Texte sind mit kurzen Angaben zu den berichtenden Geistlichen versehen. In einer ausführlichen Einleitung werden Entstehung und Quellenwert der Berichte sowie - vom renommierten Münchner Landeshistoriker Prof. Dr. Walter Ziegler - der Verlauf des Kriegsendes im Erzbistum dargestellt.