Mal eben eine Kerze in der Kirche anzünden oder ein Grab besuchen - allen Menschen soll der Weg in die Kirche oder auf den Friedhof ermöglicht werden. Deshalb gibt es seit 2022 den Barrierefreiheitsfonds im Erzbistum München und Freising. Bisher konnten hier 35 Projekte bewilligt werden.
Nicht nur Rollstuhlfahrern erleichtert der Barrierefreiheitsfonds den Kirchenbesuch
Bei der Kirche St. Sylvester in Appercha-Fahrenzhausen bei Freising war rundherum nur Schotter zu sehen. So war es für Familien mit Kinderwagen kaum möglich, ins Gebäude zu gelangen oder das Grab von Angehörigen zu besuchen. Mit dem Barrierefreiheitsfonds konnte aber im letzten Jahr zur Kirche und zum Leichenhaus ein Weg gepflastert werden, der den Zugang zum Friedhof und in die Kirche ermöglicht. Für Lisa Graßl eine Erleichterung, wenn sie mit Kinderwagen unterwegs ist: „Nun ist es einfach ein großer Vorteil, dass ich mit meinem Kind zum Grab komme und wir Uroma und Uropa besuchen können.“
Dank der Rampe kann Lisa Graßl problemlos
mit den Kinderwagen in die Kirche
Der Barrierefreiheitsfonds richtet sich an Kirchenstiftungen und deren kircheneigenen Gebäuden. Markus Lentner ist im Erzbischöflichen Ordinariat München (EOM) zuständig für die Seelsorge für Menschen mit Behinderung. Er ist froh, dass Kirchenstiftungen Hilfe vom Erzbistum bekommen können, wenn es um Barrierefreiheit geht, denn oft kann die Pfarrei die Kosten für die Umbauten nicht selbst tragen. 62 Anträge sind bereits eingegangen.
Die Bandbreite der Kosten ist unterschiedlich, wie Markus Lentner erklärt. „Oft bewegen sich die Summen zwischen 5.000 und 150.000 Euro, und da hilft es ganz oft, wenn man einen Zuschuss bekommt, um die Projekte umzusetzen.“ Bisher konnten 35 Anträge bewilligt werden und 20 wurden ausbezahlt. Für Markus Lentner ist es wichtig, dass es nicht immer ein großes Projekt sein muss, welches mit großen Umbaumaßnahmen verbunden ist. Ihn freut es, wenn schon mit einer kleinen Rampe viel bewirkt und vor allem erleichtert werden kann.
Markus Lentner ist es außerdem wichtig, dass der Begriff Barrierefreiheit sich weitet: Gemeint sind nämlich nicht nur ältere Menschen oder diejenigen mit einer Benachteiligung, sondern auch solche, die beispielsweise kurzzeitig auf Krücken angewiesen sind. Auch das soll durch die Projekte gezeigt werden: Jeder profitiert von Barrierefreiheit.
Hier wird im nächsten Frühjahr ein Weg
zur Kirche gepflastert
In Sankt Silvester hat die Pfarrei eine Unterstützung von 50 Prozent bei der Finanzierung erhalten. Aus eignen Mitteln hätte man nur den Weg zur Kirche pflastern können. So konnte auch noch die Pflasterung auf dem Friedhof realisiert werden. Früher waren solche Bauarbeiten einfacher umzusetzen. Wenn da das Geld fehlte, packten die Gemeindemitglieder einfach selbst ant, erzählt Kirchenpfleger Franz Schreiber, aber "diejenigen, die diese Umbauarbeiten gemacht haben, sind jetzt selbst auf die Barrierefreiheit angewiesen und Nachfolger, die mit anpacken, gibt es nicht mehr, daher muss eine Firma beauftragt werden und die kostet viel Geld, daher sind wir über die Unterstützung sehr dankbar".
Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, wird es immer und überall geben. Darum wird es den Barrierefreiheitsfonds auch in Zukunft brauchen. Davon ist auch Sonja Haberland überzeugt. Als ehemalige Pfarrverwalterin hatte sie die Neugestaltung des Wegs in Sankt Silvester vorangetrieben. Ihr ist eines besonders wichtig: „Dass der Fördertopf weiter erhalten bleibt, denn nur damit können wir die Projekte umsetzen. Damit Jung und Alt problemlos in die Kirche oder auf den Friedhof kommen können.“
Und auch die Nachbarpfarrei darf sich dieses Jahr auf einen barrierefreien Zugang freuen. Das Projekt wurde bereits bewilligt, und es wird nur noch der Winter abgewartet, bis die Umbaumaßnahmen beginnen können. Zum Schluss hat Markus Lentner noch einen Appell an die Pfarreien: „Stellen Sie gerne ihre Anträge, es ist noch Geld da, und wir freuen uns, Ihnen zu helfen.“
Text: Pauline Erdmann, Volontärin beim Sankt Michaelsbund, Januar 2024
Pastoral Menschen mit Behinderung
Schrammerstraße 3
80333 München
behindertenseelsorge(at)eomuc.de
Abteilungsleiter:
Markus Lentner