Rosi S. (Name von der Redaktion geändert) hat früh ihren Mann verloren und ihre Kinder weitgehend allein aufgezogen. Dass sie sich in der Pfarrei engagiert, war für sie selbstverständlich: Neben ihrer Teilzeitanstellung kümmerte sie sich ehrenamtlich um Kommunion- und Firmgruppen, leitete über Jahre einen Frauenkreis. Als die Kinder flügge wurden, merkte sie, dass es höchste Zeit war, auf sich zu schauen statt immer auf die anderen. Inzwischen ist sie 68 Jahre alt – und fleißige Teilnehmerin bei Veranstaltungen und Reisen der
Frauenseelsorge im Erzbistum München.
„Das kommt öfter vor, dass Frauen zu uns kommen, die lange vor allem auf die Bedürfnisse anderer geschaut haben und merken, dass sie nun Zeit für sich brauchen und ihren spirituellen Fragen nachgehen wollen“, sagt Wiltrud Huml, Leiterin der Frauenseelsorge. Bei Seelsorge geht es, wie manche meinen könnten, nicht nur um Krisen und Konfliktbewältigung. Die Angebote – rund 130 sind es pro Jahr– sind vielfältig: Es gibt Begegnungstage, Wanderungen, ein Wochenende trägt den Titel „Wenn Unmögliches möglich wird“, bei einer anderen Veranstaltung geht es um „Burnout als Chance“. Innehalten und Entfaltung, je nach persönlichem Bedürfnis, stehen im Mittelpunkt. Darüber hinaus wird ein weiblicher Blick auf die Kirche geworfen, auf weibliche Heilige etwa, oder es wird kunsthistorisches Wissen vermittelt.
„Wir haben unter den Teilnehmerinnen unserer Angebote eine relativ hohe Zahl von Singles“, sagt Wiltrud Huml. Vor zehn Jahren gab es eine Evaluation, da waren es 26 Prozent. Eine Zeitlang bot die Frauenpastoral ein Programm speziell für Singles an. Doch das beendete Huml wieder – wegen mangelnder Nachfrage. „Frauen bei uns finden es gut, bei unseren Veranstaltungen Frauen in unterschiedlichen Lebensformen zu treffen“, sagt sie. „Das macht es ja auch so spannend: Dass die Teilnehmerinnen unterschiedliche Erfahrungen mitbringen.“
Wichtig ist ihr, dass die Angebote niedrigschwellig sind, nicht nur vom Veranstaltungscharakter, sondern auch erschwinglich. Die Altersspanne umfasst mehrheitlich 35-Jährige bis 65-Jährige, manchmal auch drunter oder drüber. Rentnerin, Alleinerziehende, Witwe, Hartz-IV-Empfängerin, Managerin – die Mischung sei bunt, sagt Wiltrud Huml. In jeglicher Hinsicht. „Auch lesbische Frauen fühlen sich wohl bei unseren Seminaren“, sagt sie. Oft kämen sie mit ihrer Partnerin.
Der Austausch ist wichtig, wobei die Frauen nur über Persönliches sprechen, wenn sie den Bedarf verspüren. „Wir wollen einfach den Raum zu Gesprächen eröffnen“, sagt Huml. Ganz zwanglos. Darüber könnten auch neue Bekanntschaften oder Freundschaften entstehen.