Zeit der Sehnsucht Wie Seelsorgerin Monika Kaukal die Vorweihnachtszeit im Haus Maria Linden gestaltet

Die Tische sind liebevoll dekoriert im Foyer des Hauses Maria Linden. Auf kleinen roten Deckchen liegen Tannenzweige, Strohsterne und kleine LED-Lichter, die aussehen wie echte Teelichter und an denen man sich nicht verbrennen kann. Nach und nach treffen über 40 Bewohner ein und nehmen Platz. Gleich spielt die „Baldhamer Stubnmusi“ in der Besetzung Harfe, Zither, Hackbrett, Gitarre und Kontrabass ein erstes Musikstück. Rund 100 Menschen leben im Haus Maria Linden, einer Behinderteneinrichtung des KJSW in Vaterstetten (Landkreis Ebersberg). Sie leiden an einer psychischen Erkrankung, oft kommt noch eine geistige oder Mehrfachbehinderung hinzu. „Viele Bewohner finden es an den Wochenenden langweilig, denn der normale Alltag fehlt“, weiß Monika Kaukal. Die Gemeindereferentin ist seit September 2014 Seelsorgerin im Haus Maria Linden und organisiert dort auch ganz gezielt sonntägliche Veranstaltungen – besonders jetzt im Advent. „Das ist für die Bewohner eine willkommene Abwechslung. Und jetzt können sie daran teilhaben, dass die Vorweihnachtszeit etwas ganz Besonderes ist“, erklärt sie.
adventliche Feier im Haus Maria Linden
Die Baldhamer Stubnmusi sorgt bei der adventlichen Feier im Haus Maria Linden für besinnliche Stimmung.

Lichtblicke für die Bewohner

Die „Baldhamer Stubnmusi“ macht eine kurze Pause und Monika Kaukal begrüßt alle, die da sind. Sie erklärt in Einfacher Sprache, dass der Advent im Haus Maria Linden heuer unter dem Motto „Himmel“ steht. Dass wir Menschen Sehnsucht danach haben, dass es uns gut geht und wir glücklich sein dürfen. Der Advent sei eine gute Zeit für diese Sehnsucht. Die Musikgruppe spielt im Wechsel mit kurzen Impulsen von Monika Kaukal „Mir gefällt das sehr gut“, sagt Lothar Bönker, ein freundlicher, kultivierter Bewohner im Rollstuhl. „Ich bin gerne hier, denn ich mag Musik und die Gedanken von Frau Kaukal“, lobt der 66-Jährige. Er will auch an den anderen Adventssonntagen und natürlich an Heiligabend dabei sein, wenn jeweils ein anderes Musikensemble aus der Region in Haus kommt und dazwischen meditative Gedanken zu hören gibt.

An drei Donnerstagen im Advent bietet Monika Kaukal außerdem in einem kleineren Raum eine „besinnliche Adventsstunde“ an. Dazu will Lothar Bönker auch kommen. „Da kann man über das reden, was einem selbst wichtig ist“, freut er sich. Monika Kaukal erklärt, dass die Einheit am Donnerstag den Titel „Da berühren sich Himmel und Erde“ trägt. Die Bewohner sind dann eingeladen zu erzählen, wann sie sich selbst so fühlen wie „im siebten Himmel“. Bei der nächsten Veranstaltung wird sie einen Filmclip zeigen, wo 50 Menschen aller Altersgruppen sagen, was sie glücklich macht. „Es geht darum, die Adventszeit bewusst zu erleben. Und solche Veranstaltungen sind immer Lichtblicke für die Bewohner.“ Neunmal bietet Monika Kaukal in diesem Advent im Haus Maria Linden zusätzlich zu den Gottesdiensten in der Kapelle solche Einheiten an.
adventliche Feier im Haus Maria Linden
Das adventliche Angebot ist für die Bewohner im Haus Maria Linden eine willkommene Abwechslung.

Der Geist des Advents

Die „Baldhamer Stubnmusi“ spielt wieder, diesmal den Titel „Heiland reiß die Himmel auf“. Eine Bewohnerin steht spontan auf und bewegt sich rhythmisch zur Musik. Mit den Armen will sie die Wolken wegschieben und tatkräftig nachhelfen, dass man den Himmel sehen kann. Eine weitere gesellt sich zu ihr und tanzt. Warum auch nicht? „Ich mag es sehr, vor den Bewohnern hier zu spielen“, sagt später Monika Frick, die Leiterin der „Baldhamer Stubnmusi“. Die Stimmung im Haus Maria Linden sei gut und die Impulse der Seelsorgerin hätten auch ihr etwas zu sagen. „Wir spielen schon länger in dieser Einrichtung und wir kommen gerne wieder.“

Auch den Hauptamtlichen gefällt die Veranstaltung. Peggy Eisenkolb ist mit vier Bewohnern ihrer zehnköpfigen Gruppe gekommen. „Das ist eine wunderbare Auflockerung des Sonntagnachmittags. Die Atmosphäre ist einfach schön“, weiß die Betreuerin. Gut eine Stunde dauert die Veranstaltung. Dann gibt es alkoholfreien Punsch, Lebkuchen und Spekulatius. Die Gespräche an den Tischen werden hörbarer und manches Lächeln ist zu erkennen. Der sehnsuchtsvolle Geist des Advents lässt sich in Gemeinschaft einfach besser erfahren – auch und vielleicht gerade in einer Einrichtung für behinderte Menschen.

Text: Gabriele Riffert
Pastoral Menschen mit Behinderung
Schrammerstraße 3
80333 München
Telefon: 089 2137-74310
behindertenseelsorge(at)eomuc.de
http://www.behindertenseelsorge-muenchen.de
Abteilungsleiter:
Markus Lentner