Migration ist nach wie vor eines der brisantesten politischen Themen. Vor der Landtagswahl in Bayern fragte der BR24 Bayerntrend Bürgerinnen und Bürger nach den wichtigsten Problemen im Freistaat. „Zuwanderung“ landete mit großem Vorsprung auf Platz eins. Kein Wunder also, dass Politiker, die Zuwanderung beschränken wollen, aktuell hoch in der Wählergunst stehen. Doch Migration muss nicht als Problem betrachtet werden. Die
Abteilung Flucht, Asyl, Migration und Integration im Erzbischöflichen Ordinariat (FAMI) versucht, mit einer digitalen Stadt-Rallye eine andere Perspektive einzunehmen. „Wir wollen zeigen, dass Migration schon immer zu München gehört hat“, sagt FAMI-Mitarbeiterin Florence Choffat, „denn diese Menschen haben München zu dem gemacht, was es heute ist.“
Aktuell leben nach Schätzung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) rund 281 Millionen Menschen weltweit außerhalb ihres Geburtslandes. Tendenz steigend. Doch die ständig größer werdende absolute Anzahl an Migrantinnen und Migranten täuscht darüber hinweg, dass angesichts der gestiegenen Weltbevölkerung der Anteil von Migranten seit Jahrzehnten relativ konstant bei etwa drei Prozent liegt.
Die Erfahrung, aus einem anderen Land nach München zu kommen, haben auch Carmen aus Rumänien und Maria auf Kolumbien gemacht. Beide engagieren sich inzwischen beim Verband INVIA als „JuMiLos“. Diese „jungen Migranten als Lotsen“ helfen aus ihrer eigenen Erfahrung heraus anderen eingewanderten Kindern und Jugendlichen beim Ankommen in Deutschland und unterstützen sie zum Beispiel bei den Hausaufgaben und beim Deutschlernen. Wie sehr ihre persönlichen Geschichten denen anderer Migranten, die seit dem Zweiten Weltkrieg nach München kamen, ähneln, wollen sie bei der FAMI-Stadtrallye herausfinden.
Deutsches Museum beherbergte Universität für Geflüchtete Los geht es am Deutschen Museum. Florence Choffat hilft den beiden jungen Frauen dabei, die Schnitzeljagd in der App „Actionbound“ zu starten. Spielen kann man grundsätzlich auf jedem Smartphone oder Tablet. Für das Gruppenerlebnis einigt sich das kleine Team aber auf das Handy von Carmen, denn es geht auch darum, die Mitspieler besser kennen zu lernen. Und so ist die erste Frage noch weniger ein Rätsel als eine Umfrage: Ob in der Gruppe die Mehrheit einen Migrationshintergrund hat? Da Carmen und Maria nicht in Deutschland geboren sind und Choffats Mutter aus Frankreich stammt, lautet die Antwort „Ja“.
Dann bekommen sie ihr erstes Ziel: Die App gibt mit einer Kompassnadel die Richtung und eine Distanz vor. Nur wenige Meter weiter werden die drei fündig. Sie stehen vor den Türen der ehemaligen Kongresshalle des Deutschen Museums. Heute befindet sich hier eine der beliebtesten Technoclubs Münchens. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier zwei Jahre lang die UNRRA-Universität für Geflüchtete, erfahren die Schnitzeljäger aus einem Audiobeitrag in der App.