Szenenwechsel aus der Notfall- in die Pfarrseelsorge. P. Korbinian Linsenmann ist seit 2006 Pfarrer von
St. Bonifaz im Zentrum Münchens. Er hat viel Erfahrung mit der Begleitung Sterbender. Bei ihm kommt es aber eher selten vor, dass Menschen nach dem Tod eines Angehörigen schwer traumatisiert sind. Seine Begleitung bezieht sich meist auf Fälle, wo bekannt war, dass jemand demnächst sterben könnte. In der Regel kennt er die Menschen, die er begleitet. Sie kommen zum Gottesdienst, zur Beichte, auch zum Krankengottesdienst, so lange dies möglich ist. Dabei sind auch die Gesundheit und das bevorstehende Lebensende Thema.
„Der klassische Versehgang ist in unserer Gemeinde selten geworden“, erklärt P. Korbinian. „Zuletzt wurde ich im November 2018 hier zu einem Versehgang gerufen“, berichtet der Benediktiner. Dieser Besuch des Priesters führt zu einem schwerkranken Menschen, der von ihm die Stärkung für den Sterbeprozess erhält. Wenn der oder die Sterbende noch bei Bewusstsein ist und sich äußern kann, ist eine Beichte möglich. Dann folgen Salbung und die Kommunion, wenn der Sterbende noch schlucken kann.
„Heute sterben die meisten Menschen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Dort gibt es Gott sei Dank überall eigene Seelsorgerinnen und Seelsorger, die dann tätig werden“, erklärt P. Korbinian, der für die Arbeit dieser Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar ist. Mit Menschen, die sich auf ihren Tod vorbereiten, hat der Pfarrer immer wieder zu tun. „Erst vor einigen Tagen war eine Frau bei mir, die die Diagnose einer tödlich verlaufenden Krankheit erhalten hat“, schildert er. „Sie hat von mir die Krankensalbung erbeten als Sakrament der Stärkung, wollte aber kein längeres Gespräch über ihren Zustand. Sie hat jedoch meine Nummer und weiß, dass sie sich melden kann, falls sie das später doch wünscht.“ P. Korbinian begegnet öfter Menschen, die schwer krank sind und wissen, dass ihre Krankheit irgendwann, mitunter bald, zum Tod führen wird. Von daher weiß er auch, dass ganz unterschiedliche Reaktionen möglich sind.