50 Jahre Schwangerenberatung des SkF Auch nach dem Ausstieg aus der Konfliktberatung gibt es für die Beratungsstelle viel zu tun

Als der Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF) und andere katholische Beratungsstellen ab 2001 auf Geheiß des Papstes keine Scheine mehr ausstellen durften, die eine straffreie Abtreibung ermöglichen, schien das das Ende der Schwangerenberatungsstellen zu sein. Doch seitdem hat sich das Angebot weiterentwickelt, um auf die Bedürfnisse und Nöte von Schwangeren und nun auch Müttern von Kleinkindern, noch besser eingehen zu können.

 
Beratungsgespräch im Büro. Eine Beraterin spricht mit zwei Hilfesuchenden
Geschützter Raum: In der Schwangerenberatung können Frauen alle Themen ansprechen, die ihnen auf dem Herzen liegen.
Von der Kinderwunschbehandlung über Pränataldiagnostik bis hin zur Hilfe beim Ritt durch den Behördendschungel - nicht nur wenn es darum geht, Anträge zu stellen, finden Frauen in den Beratungsstellen vielfältigen Rat und Hilfe. Vor allem die ersten beiden Themen bringen viele ethische Fragen mit sich, bei deren Befassung die Beraterinnen und Berater den Frauen zur Seite stehen.

„Die Ärzte beraten medizinisch. Aber die psychosozialen Aspekte können die Frauen bei uns besprechen“, erklärt Marina Macke, Fachdienstleiterin Beratung für Schwangere und junge Familien beim SkF. Wenn eine Kinderwunschbehandlung beispielsweise nicht erfolgreich war, bietet die Beratungsstelle den Raum, darüber zu reden, wie es den Frauen damit gehe.

Zu individuellen Entscheidungen befähigen

Bei vorgeburtlichen Untersuchungen können die Beraterinnen einordnen, was die Ergebnisse aussagen und mit den Frauen darüber sprechen, was das für sie bedeutet, ergänzt Schwangerenberaterin Hanna Neumann: „Wir schauen uns den Mutterpass an und gehen alle Punkte durch. Viele Frauen wissen zum Beispiel gar nicht, warum sie die pränataldiagnostische Untersuchung machen sollen. Wir fragen dann: Haben Sie alles verstanden? Haben Sie Fragen? Fühlen Sie sich bei Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Gynäkologen gut aufgehoben? Haben Sie eine Hebamme?“. So entstünde ein Raum, um alle Themen zu besprechen, die der Frau auf dem Herzen liegen.
 
Beratung bis zu drei Jahre nach der Geburt
 
Mutter mit Säugling auf der Brust
Seit 2001 werden Familien bis zum 3. Lebensjahr des Kindes begleitet, um u.a. auch präventiv für eine gute Eltern-Kind-Bindung zu sorgen.
Auch nach der Geburt können die Mütter mit ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren zu den Beratungsstellen gehen – egal, ob es um Schlafprobleme, Beziehungsstress oder finanzielle Engpässe geht. „Gerade in der Großstadt gibt es viele Frauen, die weit weg von ihren Familien leben und sich allein fühlen“, sagt die Fachdienstleiterin Marina Macke. Der Spruch: „Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“ sei wirklich wahr, erklärt sie weiter. Denn ohne den Austausch mit anderen Frauen wüssten sich die jungen Mütter oft nicht zu helfen.
Besonders in München kämen auch viele Frauen mit Migrationshintergrund zum SkF. Da sei es oft nötig, zu erklären, wie man sich im Krankenhaus anmelde, eine Hebamme finde, Kindergeld beantrage oder die Geburt des Kindes beim Standesamt anmelde.
Für den Austausch unter den Müttern sorgt das Frauencafé, das kürzlich nach der Corona-Pause wiedereröffnet wurde.

Jubiläum im Spiegel gesellschaftspolitischer Themen

Für das Jubiläum hat Marina Macke tief im Archiv gewühlt und festgestellt, dass sich in der Geschichte der Beratungsstelle viele gesamtgesellschaftliche Themen spiegeln – die scheinbar auch immer wieder auftauchen:
Wohnungsnot sei bereits in den 80er Jahren ein Problem gewesen, das bei alleinerziehenden Frauen eine große Rolle gespielt habe.
Der Paragraph 218 StGB war immer wieder in der Diskussion. Auch derzeit spielen Politiker mit dem Gedanken, ihn abzuschaffen.
Der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen zieht sich ebenso durch die Jahrzehnte wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
So wird die Schwangerenberatung sicher auch in den kommenden Jahrzehnten niemals überflüssig werden.

Text: Brigitte Strauß-Richters, Redakteurin beim Sankt Michaelsbund, Juli 2023
 

Sozialdienst katholischer Frauen

Der Frauenfachverband bietet neben der Beratung in Schwangerschaftsfragen auch andere Unterstützungsangebote wie etwa Wohnen für Mutter und Kind, Ambulante Erziehungshilfen, Angebote für wohnungslose Frauen oder Frauen in besonderen Notsituationen.
Die Erzdiözese finanziert u.a. die Beratungsstelle für Schwangere und junge Familien und unterstützt  die Fortentwicklung und den Ausbau der verschiedenen Angebote, die sich an den Bedarfen der Klientinnen orientieren.
Weitere Informationen zum SkF finden Sie im Web unter www.skf-muenchen.de
 

 

Hören Sie rein!

 
Fachdienstleiterin Marina Macke und die Schwangerenberaterin Hanna Neumann vom skf
Fachdienstleiterin Marina Macke im Gespräch mit Brigitte Strauß aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Schwangerenberatung des skf. Zusammen mit der Schwangerenberaterin Hanna Neumann sprechen sie in dieser Folge über Pränataldiagnostik, Kinderwunschbehandlung, Sternenkinder und die Fragen, die auch in den ersten drei Jahren nach der Geburt noch zur Sprache kommen. Hören Sie hier den kompletten Podcast.

 

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Sozialdienst katholischer Frauen e.V. - Ortsverein München
Telefon: 089-55981-0
Fax: 089-55981-266
info(at)skf-muenchen.de
http://www.skf-muenchen.de
Vorstandsvorsitzende:
Heidi Rösler
Geschäftsführerin:
Bettina Nickel
Stv. Geschäftsführerin:
Alexandra Krois

Geschäftsstelle:
Dachauer Straße 48
80335 München

Der Verein ist Träger von Einrichtungen und Diensten für Frauen, Kinder in Familien in sozialen Notlagen in München.
 

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