Mit dem Titel
„Laudato Si’“ – „Gelobt seist du“ nimmt der Papst Bezug auf den heiligen Franz von Assisi, der mit diesen Worten seinen berühmten
„Sonnengesang“ beginnen ließ. Die Rede vom
„gemeinsamen Haus“ im Untertitel spielt zum einen mit der griechischen Wurzel moderner Fremdwörter wie Ökologie und Ökonomie (oikos = Haus, Haushalt) und meint zum anderen im übertragenen Sinn den
„Haushalt Gottes“, das
„Lebenshaus“ Erde, in dem wir alle gemeinsam mit allen Geschöpfen
„wohnen“. Dem Papst geht es also in diesem Lehrschreiben um eine ausführliche Betrachtung des Verhältnisses von Mensch und Natur aus christlicher Perspektive. Dabei ist Laudato Si’ keineswegs eine reine Umwelt- oder gar Klimaenzyklika: Vehement betont der Papst den oft engen Zusammenhang zwischen einem fragwürdigen Umgang mit der Schöpfung und sozialen Problemen innerhalb menschlicher Gesellschaften und fordert daher das Denken im Rahmen einer
„ganzheitlichen Ökologie“. Er stellt sich damit explizit in die Tradition des Konzepts einer nachhaltigen Entwicklung der ganzen Menschheit (siehe
Beitrag Nachhaltigkeit). Zugleich greift Franziskus auf seine lateinamerikanischen Wurzeln zurück, indem er befreiungstheologische Impulse wie die Betonung der biblischen Forderung nach einem befreiten Leben für alle aufnimmt. Davon ausgehend tritt er insbesondere für eine umfassende
„Option für die Armen“ ein – und
„unter den am meisten verwahrlosten und misshandelten Armen“ befindet sich
„diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ (LS 2). Auf dieser Grundlage rechnet der Papst mit der modernen Kultur ab, ihrem
„Fortschrittsmythos“, ihrem Glauben an grenzenloses Wachstum und die Selbstregulierungskräfte von Marktmechanismen. Er ruft auf zu einer
„mutigen kulturellen Revolution“ (LS 114), zum Widerstand gegen den
„Konsumismus“ (LS 203) und gegen
„soziale Ungerechtigkeit“ (LS 51, 158). Für dieses Ziel wendet sich Franziskus an jeden Menschen, „der auf diesem Planeten wohnt“ und ruft dazu auf
„die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen“ (LS 13). Dazu brauche es sowohl einen verstärkten Einsatz von Wirtschaft und Politik für einen
„Dienst am Leben“ wie auch ein verstärktes Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen. Der Papst betont daher explizit die Bedeutung eines verantwortungsvollen Lebensstils sowie einer Umwelterziehung auch und gerade in den Familien. Die christliche Spiritualität könne hierfür als Quelle dienen, schlage sie doch
„ein anderes, bescheideneres Verständnis von Lebensqualität vor“ und führe zu
„Genügsamkeit und Demut“ (LS 224), zu einem
„Weniger ist mehr“ (LS 222).